Eine Aufnahme auf die Depressionsstation war schleunigst erforderlich gewesen.
Die Fachkompetenz der Ärzte schien ungemein groß.
Ab sofort wurde ich mit Lithium behandelt. Dieses Medikament gehört bei der Behandlung der bipolaren Störung zu den wichtigsten und wirksamsten. Es hat auch eine gute antisuizidale Wirkung. Anfänglich traten bei mir die Nebenwirkungen in Form eines Zitterns (Tremor), großem Durstgefühl und Gewichtszunahme auf. Es benötigte die richtige Dosierung.
Ein weiteres Medikament, das Quetiapin, wurde zusätzlich eindosiert wovon ich Mundtrockenheit und ebenfalls eine Gewichtszunahme erlitt. Ich nahm während der Behandlung 10kg zu.
Auf Station war ich sehr lebhaft und distanzlos.
So sprang ich einem Patienten beim ersten Sehen auf den Schoß.
Ich konnte den Ärzten, Therapeuten und dem Pflegepersonal nur schwer folgen. Ich fühlte mich getrieben und total überreizt. Die Musiktherapie und Ergotherapie konnte zunächst nur durch eine Einzeltherapie erfolgen, weil ich in der Gruppe unaufmerksam war und andere ablenkte.
Meine Kleidung wurde vor allem von dem Personal kritisiert. Die Löcher in meinen Strumpfhosen hielten sie für katastrophal. Heutzutage ist so etwas kein Thema mehr, damals schon.
Mein Äußeres wurde meiner Erkrankung zugeschrieben. Das hatte letztendlich aber rein gar nichts damit zu tun. Andere Gruftis trugen auch löchrige Kleidung und hatten deshalb zwangsläufig keine psychischen Probleme.
Ich war es leid mich zu erklären und kümmerte mich nicht um deren Kritik.
Während der Klinikzeit überlegte ich auf welchen Beruf ich Lust haben könnte. Ich wollte im Sommer eine neue Ausbildung beginnen.
Ich weiß auch nicht wie ich es im manischen Zustand schaffte eine Bewerbung an eine Berufsschule für Gesundheit und Sozialwesen in Dresden zu schreiben.
Da ich einen guten Realschulabschluss hatte bekam ich umgehend eine Zusage für die Ausbildung zur Sozialassistentin. Dies war eine realistische Entscheidung gewesen, weil ich die soziale Berufung noch heute ausübe. Es liegt mir viel mehr als die Arbeit im Büro.
Ich blieb für 6 Wochen in der Klinik, die Manie klang in dieser Zeit noch nicht ab.
Die Oberärztin behandelte mich anschließend ambulant.