Erkenntnisse der Woche vom 09.06.2025

  • Das Teilen diverser Erlebnisse mit meinen Lieben, entwickelt eine ganz andere Dynamik, als wenn ich damit nur für mich allein bin.
  • In vielen Lebenssituationen fehlt mir die Geduld, daran muss ich unbedingt stetig arbeiten.
  • Wenn ich an alte Freundschaften/Bekanntschaften zurückdenke, möchte ich eigentlich bei keinem wissen, wie es ihm heutzutage geht. Ich würde wirklich niemanden, bis auf eine Person, jemals wieder treffen wollen.

Erkenntnisse aus der Vergangenheit

Diese Erkenntnisse hatte ich damals in einem Forum veröffentlicht.

2016

Manchmal lohnt es sich für Gerechtigkeit den eigenen Kopf hinzuhalten.

Das Leben macht auch vor uns nicht halt.

2019

Musizieren verbindet und nähert an.

Musik heilt.

2020

Umso stärker man einen Menschen lieb gewonnen hat, desto größer ist die Verlustangst.

Ein Lachanfall wirkt belebend und entspannend.

Wenn man offen gegenüber Anderer ist, öffnet sich erfahrungsgemäß auch oft das Gegenüber.

Nicht jeder Lehrer hat automatisch auch pädagogisches Geschick.

Wenn ein Mensch, an deiner Begabung zweifelt, ist es dann umso schöner, wenn es einem doch gelingt, mit viel Geduld und Übung zu einem guten Ergebnis zu kommen. Ohne damit unbedingt Anerkennung oder Bestätigung erzielen zu wollen.

Egoistische Menschen widern mich regelrecht an.

Es gibt Menschen, die nicht kritikfähig sind und sich somit ihr überaus positives Selbstbildnis bewahren.

Neuer Anfang, neues Glück.

Ich bewundere Menschen, die im Rückblick mit Ironie auf ihr empfundenes Leid blicken. Und durch Humor Trost erfahren.

Es gibt Menschen, die bewusst andere täuschen um ihren mangelnden Selbstwert aufzupolieren.

2021

Es ist schön zuzusehen, wenn Menschen miteinander lachen.

Selbstkritik kann mürbe machen.

Meist beginnt bei mir das Tagträumen, wenn ich zur Ruhe komme. Dann schweife ich in die Vergangenheit ab.

Wenn wir einen geliebten Menschen verlieren, wird unser Leben anders sein. Es kann nach Bewältigung der Trauer jedoch wieder gut sein.

Jeder ist für sein Glück selbst verantwortlich.

Es spornt an, wenn man bestätigt bekommt, dass das eigene Handeln nicht allein vom Schicksal abhängig ist, sondern auch von Eigeninitiative lebt.

Ich liebe Gespräche mit Freunden, die meinen Horizont erweitern.

Selbstsüchtige Menschen kotzen mich dermaßen an.

Man kann ruhig auch mal stolz auf sich selbst sein.

Verweilen tut gut.

Selbstbild und Fremdbild stimmen nicht immer überein.

Vertraute Musikstücke beamen mich gedanklich zurück in vergangene Gefühlswelten.

Wie kostbar es doch ist, wenn Menschen einen an ihrem Leben teilhaben lassen.

Missgunst gibt es wirklich überall.

2022

Seelenbalsam ist nicht käuflich.

Manchmal scheint es mir, als müsse ich gezwungenermaßen Winterschlaf machen.

Spontane Entschlüsse sind oft am beglückendsten.

Manchmal bringt ein zwanghafter Wechsel eine willkommene Veränderung.

Es gibt Bands, deren Musik unheimlich inspirierend für einen selbst sind.

Der Tanz ist mein Lebenselixier.

Alles Schwere lässt sich ertragen, wenn man noch an das Gute glaubt.

2023

Freundschaften muss man pflegen.

Wie stark Musik Emotionen wecken können, auch die, die ich im Moment nicht spüren möchte.

Leben und Sterben liegen nahe beieinander.

Manch einer hat ein zu hohes Geltungsbedürfnis.

Wir haben unser Lebensglück nicht gepachtet.

Gewohnheiten sind wichtig und geben Sicherheit.

Glückseligkeit ist Mangelware.

Ich konzentriere mich lieber auf meine Habenseite.

Bei Kerzenschein wohlklingende Musik hören wärmt meine Seele.

Wenn die werte Dame „Hoffnung“ an das Tor klopft, lass sie rein.

2024

Neid spornt mich an.

Er hat eine Empathie wie ein Holzklotz.

Wissen und Bildung sind zwei Paar Schuhe.

Reisen bildet.

Es lohnt sich, intensiv über eine problematische Thematik nachzudenken, wenn es letztendlich zu einer befreienden Lösung führt.

Gute Freundschaften können eine pure Inspirationsquelle sein.

Viele Menschen haben keinen Zugang zu ihren Gefühlen.

Freude in Gemeinschaft erleben, das ist für mich Weihnachten.

2025

Ein Geschenk ohne Seele zu erhalten ist meinem Empfinden nach wertlos.

Es können liebevolle Menschen um dich sein, doch wenn nur einer voller Missgunst strotzt, ist die Gemeinschaft ruiniert.

Man singt mit den Augen.

Erkenntnisse der Woche vom 05.05.2025

  • Ich neige zum binären Denken, auch Schwarz-Weiß-Denken genannt. Das ist ein Ordnungssystem, bei dem nur zwei Möglichkeiten anerkannt werden und das Spektrum dazwischen ignoriert wird.
  • Beim gefühlvollen Singen spüre ich deutlich den Dopaminschub.

Erkenntnisse der Woche vom 31.03.2025

  • In beratungsresistente Menschen werde ich keine unnötige Kraft investieren.

  • Spontane Ereignisse gehen nicht mit Vorfreude einher. Oftmals erlebe ich diese beinahe größer als das eigentliche Event selbst.

  • Ich glaube beurteilen zu können, dass es Menschen gibt, die ihre eigenen Probleme hinter dem Deckmantel einer psychischen Erkrankung verstecken.

Mitgefühl – Abgrenzung

Als ich im Dezember von dem Terroranschlag in Magdeburg auf dem Weihnachtsmarkt erfuhr, rührte das meine Seele sehr stark an. Ich war fassungslos und erschüttert über diese Grausamkeit, denn unschuldige Menschen verloren ihr Leben und ihre Lieben. Verstärkt hat dies sicher auch der Umstand, dass es an Weihnachten geschah. In dieser Zeit rücken die Familien besonders nah zueinander und bekunden sich ihre Liebe. Ich empfinde es selbst als eine Zeit der Einkehr. Es wird wohl so sein, dass ich selbst sensibler in meinen Empfindungen als sonst war. Diese abscheuliche Tat hat mich in meinem Innersten getroffen. Ich fühlte sofort eine tiefe Trauer und Anteilnahme. Mein eigener Schmerz und meine Wunden brachen auf und engten mir mein Herz ein. Ich musste mich kurz darauf hinlegen, weil mich das niederdrückte und für einen Moment hoffnungslos machte. Es raubte mir jegliche Energie. Meine Gedanken galten nun den Opfern. Ich lag eine Stunde einfach nur auf dem Sofa, weil ich vollkommene Ruhe benötigte, um schließlich wieder aus diesem Zustand herauszufinden. Diese verheerende Situation hat mir einmal mehr bewusst gemacht, wie gut ich in der Lage bin, wieder in meine eigene Realität zurückzufinden. Ich war im Stande mich relativ schnell davon abzugrenzen und es richtete auch keinen zukünftigen Schaden an.

Ich weiß eben ganz genau, wo ich im Leben stehe und lerne dadurch die Funktionsweise meiner Gefühlswelten noch besser kennen. Wenn ich wiederholt in solch einen Bann des Mitgefühls geraten sollte, würde ich mir Zeit geben und es aushalten wollen. Ich fühle keine Ängste oder habe Befürchtungen. Es darf einen Raum für diese Anteilnahme geben. Mir half es schließlich, eine Kerze zu entzünden und zu beten. Ich war mir bewusst, dass ich sonst nichts tun konnte und zu keiner Hilfe verpflichtet.

Erkenntnisse der Woche vom 24.03.25

  • Eine ehrlich gemeinte Bestätigung zu bekommen, obwohl man sich eigentlich dessen bewusst ist, tut dennoch gut.
  • Eine Freundin machte mir bewusst, dass ich aufgrund meiner Haltung in einer schwierigen Situation Gleichmut besitze.
  • Der Gesangsunterricht gibt mir ein neues Tanzgefühl.

Erkenntnisse der Woche vom 17.03.25

  • Für mich ist es wichtig, dass mein Gegenüber während einem Gespräch zu mir Blickkontakt hält. Ich fühle mich dann eher ernstgenommen.
  • Ich bin relativ gut im Relativieren , Abwägen und Vergleichen, wenn es sich um unterschiedliche Geschehnisse handelt, die mich selbst und andere Menschen betreffen.
  • Wenn ich wirklich wahre Liebe für einen Menschen empfinde, dann will ich auch die Schattenseite akzeptieren lernen.

Erkenntnisse der Woche vom 10.03.25

  • Eine zu starke Empathie kostet viel Energie, bezogen auf meine Arbeit im Pflegeheim.
  • Ich habe mir bewusst gemacht, dass ich bei berührenden Reportagen und Musik oft weinen muss. Ich denke dabei intensiv an meine Schwester, kann mich aber schnell wieder fassen.
  • Es stellt sich mir die Frage, ob meine Selbstliebe doch nicht ausreichend vorhanden ist. Der Schlüsselmoment waren das Lob und die Komplimente, die mir meine Gesangslehrerin nahebrachte. Ich kann das nur schwer annehmen, irgendwas in mir ist wohl noch immer am Kämpfen.

Neues Ehrenamt

Wie zuletzt im Jahresrückblick erwähnt, hatte ich im Februar 2024 ein neues Ehrenamt begonnen. Ich möchte noch etwas detaillierter auf die dort herrschenden Missstände eingehen. Ich hatte mir die Pflege und Betreuung auf dem geschlossenen Wohnbereich ganz anders vorgestellt. In der Annahme, dass es da einen größeren Personalschlüssel und entsprechende Fachkräfte gäbe.

Die Kollegen waren mir gegenüber kaum aufgeschlossen und wirkten auf mich sehr unfreundlich. Ich fühlte mich von Beginn an nicht willkommen und spürte bei jeder Kontaktaufnahme ein ungutes Gefühl. Die Alltagsbegleiterin auf dem Wohnbereich gab mir am ersten Tag eine Einweisung, in der sie mir die einzelnen Bewohner vorstellte und den Tagesablauf näherbrachte. Sie störte es allerdings, dass ich genauere Auskünfte wollte, um mich besser einfühlen zu können. Wenn ich zu diesem Zeitpunkt schon gewusst hätte, wie es läuft, dann hätte ich diese Haltung eher verstanden. Denn es ging hier schließlich zuallerletzt um ein gewisses Empathievermögen. An meinem zweiten Arbeitstag bemerkte ich die Unstimmigkeiten zwischen dem Personal und den Bewohnern. Sobald sich jemand ihrer Meinung nach nicht benahm, wurden die Leute in einem rauen Ton ausgeschimpft. In meinen Augen war es eine sehr umstrittene Art- und Weise Menschen mit einer körperlichen und geistigen Beeinträchtigung zurechtzuweisen. In meiner ehrenamtlichen Tätigkeit war mir dieser Umgang völlig fremd gewesen und es schockierte mich. Ich habe nicht einmal liebevolle, fürsorgliche Worte den Bewohnern gegenüber vernommen. Mir wurde schnell bewusst, dass sie wie Menschen zweiter Klasse gesehen wurden.

Ein geistig behinderter Mann ist mir besonders in Erinnerung geblieben. Er war sehr redselig und wiederholte seine Worte immer wieder. Dieser wurde dafür belächelt und getadelt, keiner hörte ihm wirklich zu. Er suchte wohl auf diese Weise die Aufmerksamkeit der Mitarbeiter, die ihn aber nur als störend empfanden. Ich konnte gut mit ihm umgehen und blieb ruhig, auch wenn es mitunter auch anstrengend war auf ihn einzugehen. Als ich mit ihm im Park spazierte, fand ich heraus, dass er schön singen kann, Texte erinnerte und Freude dabei hatte. Ich erzählte schließlich den Kollegen von seinem Talent, denen war das, wie zu erwarten, egal. Wie schade es doch ist, dass seine Ressourcen nicht gefördert werden. Ich bin mir sicher, dass er sich durch eine adäquate Betreuung besser entfalten würde. Ich könnte mir auch vorstellen, dass seine Ausdrucksweise mit den vielen Wiederholungen weniger werden würde.

Leider berief sich die Alltagsbegleiterin auch beim Spielangebot absolut nicht auf die Stärken der Leute. Sie vereinfachte beispielsweise die Regeln des Roulette Spieles mit der Aussage, dass sie das sowieso nicht verstehen würden und es deshalb egal sei, wie es gespielt werde. Diese Bemerkung hatte mich wirklich sehr verärgert. Normalerweise soll solch eine Angebot auf die Fähigkeiten der teilnehmenden Bewohner abgestimmt sein. Ziel ist es, dass sie durch einen möglichen Erfolg motiviert bleiben und ihr Selbstbewusstsein gefördert wird. Wie ich feststellte, waren die Teilnehmer immer dieselben, jene die relativ einfach zu handhaben waren.

Ich habe in der Zeit, als ich dort war, nicht einmal erlebt, dass auch die restlichen Bewohner in irgendeiner Beschäftigung involviert waren.

Zu Beginn meiner Arbeit fiel mir eine Frau auf, die wohl erst seit einer Woche auf dem Wohnbereich lebte. Anfangs hieß es, man könne noch nicht mit ihr nach draußen gehen, weil sie wohl weglaufen könne. Doch selbst nach ca. 4 Wochen hatte sich keiner vom Personal darum bemüht, mit ihr spazieren zu gehen. Nur weil ihr Angehöriger konkret den Wunsch äußerte, sollte ausgerechnet ich mit ihr rausgehen, obwohl sie als schwierig zu führen galt. Das war wieder eine Vorgehensweise, die mich schockierte. Wie ich feststellte, konnte man mit ihr sehr wohl einen ruhigen Spaziergang unternehmen.

Als besonders würdelos empfand ich die Tatsache, dass die Bewohner schon am Nachmittag gewaschen wurden und auf dem Gang in ihrem Nachtgewand saßen. Sie trugen noch nicht einmal ein Oberteil oder Bademantel darüber. Dieser Anblick machte mich einfach nur traurig.

Mir fiel weiter auf, dass kaum Besucher kamen und deshalb wohl die entsprechenden Zustände nicht kritisiert wurden. Außerdem gab es auf diesem Wohnbereich keinen, der seine Stimme hätte erheben können um sich in irgendeiner Weise zu beschweren. Keiner der Senioren war kognitiv dazu in der Lage. Ich denke, dass aus diesem Grund heraus sich nie etwas an den bizarren Zuständen ändern wird. Ich glaubte aber eben auch, dass sich durch eine Beschwerde meinerseits nichts bessern würde und somit habe ich nichts unternommen. Selbst die Pflegedienstleiterin ging auf diesem Wohnbereich ein und aus, sie wusste genau was da ablief ohne einzugreifen. Letztendlich habe ich es drei Wochen ausgehalten, bis ich den Entschluss fasste dieses Ehrenamt zu beenden. Ich hielt die Arbeitseinstellung der Kollegen und den trostlosen Anblick der Senioren nicht länger aus. Ich musste mich unbedingt abgrenzen und die negative Erfahrung hinter mich bringen. Auf Dauer hätte meine psychische Gesundheit enorm darunter gelitten.

Eine traurige Begebenheit möchte ich noch erwähnen, die mir eine Angehörige anvertraute. Sie erzählte mir, dass ihre Mutter beinahe an einer falschen Medikation verstorben wäre. Sie würde sehr gern und augenblicklich ihre Mutter in einem anderen Pflegeheim unterbringen, doch diese Art von Einrichtung gibt es leider nicht in ihrer Nähe. Es gibt in Sachsen nur einige wenige dieser geschlossenen Unterbringungen. In einem näheren Gespräch waren wir uns beide über die mangelnde Betreuung und Pflege der Bewohner einig. Da die Tochter wirklich regelmäßig vorbeischaute, konnte sie sich ein genaues Bild von dem Ablauf dessen machen. Ich fühlte ihre große Besorgnis und hätte mir für sie und ihre Mutter einen Ausweg gewünscht. Diese Begebenheit zeigte mir noch einmal deutlich, dass ich diese Arbeitsweise nicht länger unterstützen wollte.

Ich schrieb letztlich der Pflegedienstleiterin eine Mail, in der ich kurz mitteilte, mein Ehrenamtsvertrag beenden zu wollen. Ich bekam zunächst keine Antwort, somit sendete ich der Heimleiterin eine Nachricht. Sie meldete sich daraufhin zügig und bot mir ein Gespräch über die Beweggründe meiner Kündigung an. Dies lehnte ich ab und wusste, dass das höchstens eine Floskel war. Mir war natürlich vollkommen klar, dass sich durch meine Beschwerde niemals etwas ändern würde.

Jahresrückblick 2024

Liebe Leser und Leserinnen,

ich habe eine neue Motivation gefunden, um meinen Blog mit Inhalten zu füllen. Ich werde wieder regelmäßig Beiträge veröffentlichen, denn es haben sich einige Themen angesammelt, die ich gern mit euch teilen möchte.

Zunächst widme ich mich dem Jahresrückblick. Mein großer Wunsch ist es, mit anderen Trommelbegeisterten gemeinsam trommeln zu können. Leider gestaltet es sich sehr schwierig, solch eine Gemeinschaft zu finden. Ich hatte allerdings einen Bekannten getroffen, der von einer atemberaubenden Trommelsession in Leipzig schwärmte. Er wusste damals jedoch nicht, wann genau diese gewöhnlich stattfindet, weil er diese auch nur spontan an einem Sonntag entdeckte. Ich hatte mir deshalb vorgenommen, meinen Bekannten im Januar zu kontaktieren um vorzuschlagen, dass ich an einem Sonntag nach Leipzig fahren könne, um mit ihm den Ort zu besuchen wo er der Session einst beiwohnte. Schließlich sagte er zu und wir gingen dorthin ohne zu wissen, ob es auch wirklich stattfinden würde. Wir hatten Glück und betraten die Wohnung in einem verfallenen Haus, wo sich viele junge Leute tummelten. Ich trug meine große, schwere Trommel mit mir und freute mich auf das Spielen. Leider war kaum jemand dabei, der auch wirklich ausreichend Spielerfahrung hatte und es standen auch nur zwei kleine Djemben zur Verfügung, die keinen guten Klang hatten. Es wurden auch andere Instrumente gespielt und jeder spielte seinen eigenen Rhythmus ohne sich mit den anderen abzustimmen. Außerdem sangen zwei Frauen, denen wir uns unterordnen sollten. Ich empfand es als ein heilloses Durcheinander. So hatte ich mir das nicht vorgestellt und wusste, dass ich nie wieder dahin gehen würde. Ich habe ein Gesuch auf der Plattform Kleinanzeigen geschaltet, woraus bisher kein Kontakt entstanden ist, was mich sehr traurig macht. Wer weiß, ob ich jemals Anschluss an eine Trommelgruppe bekomme.

Es war mir sehr wichtig, mich gleich mit dem Beginn des neuen Jahres in einem Fitnessstudio anzumelden, was ich auch sofort tat. In diesem Studio trainierte ich zuletzt 2019 mit dem Unterschied, dass der Betreiber inzwischen ein Neuer ist. Dadurch kannte ich den Ablauf des Zirkeltrainings bereits und konnte mit dem Training starten, welchem ich nach wie vor regelmäßig nachgehe.

Bei der Ernährungsberatung hatte ich bis März noch 3 Termine. Leider konnte ich keinen Abnehmerfolg verzeichnen. Ich hatte allerdings viele gute Tipps bekommen, diese jedoch nicht wirklich umsetzen können. Anfangs war ich der Meinung gewesen, dass mich die Ernährungsberaterin nicht ausreichend beriet, die ich zu einem späteren Zeitpunkt revidierte.

Des Weitern hatte ich mir vorgenommen, ein neues Ehrenamt zu finden, da ich im Dezember des vergangenen Jahres meine Arbeit im Pflegeheim St. Michael einstellte. Ich wollte mich in der Betreuung der Alten neu orientieren und ein Pflegeheim wählen, in dem es für an Demenz Erkrankte Menschen einen geschlossenen Bereich gibt (dafür ist ein richterlicher Unterbringungsbeschluss auschlaggebend), in dem sie gut aufgehoben und mit einem größeren Personalschlüssel und durch spezifisch geschultes Personal betreut werden. Ich kannte bisher nur gemischte Wohnbereiche und nahm an, dass die Erkrankten auf dieser Station eine adäquate Betreuung bekämen, denn diese sind besonders verhaltensauffällig und mobil. Ich hatte mich zuvor im Internet über solch eine Einrichtung erkundet und mich letztendlich im Wohnpark Elsa Fenske der Cultus gGMBH beworben. Ich entschied mich schon während meines Vorstellungsgesprächs einen entsprechenden Ehrenamtsvertrags zu unterzeichnen und begann Ende Januar mit meiner Arbeit. Leider bemerkte ich in meiner ersten Arbeitswoche Missstände im Umgang mit den Menschen. Ich wollte dem Ganzen jedoch eine Chance geben und beobachtete den Ablauf auf Station 3 Wochen lang, bis ich mich letztendlich dazu entschied meinen Vertrag zu kündigen. Nach diesem Desaster nahm ich mir erst einmal eine zweimonatige Auszeit, bis ich wieder auf die Suche ging. Eine Bewohnerin des St. Michael Pflegeheimes und ich waren dabei verblieben, dass ich sie alle 6-7 Wochen besuchen würde. Diese Verabredung haben wir tatsächlich eingehalten und sahen uns regelmäßig. Ich kann mit ihr wunderschöne tiefgreifende Gespräche führen und wir haben eine sehr vertraute Beziehung zueinander. Wir profitieren auf jeden Fall beide von unserem Kontakt und schätzen einander.

Während des Bunkergeburtstags (Tanzclub) traf ich das Ehepaar, welches mir das Jahr zuvor mehrfach bei Konzerten oder Tanznächten begegnete, wieder. Wir kommen jedes Mal gut ins Gespräch und sie wollen, ebenso wie ich, immer in der ersten Reihe stehen. Da sie im März das E-Only Festival in Leipzig besuchen wollten, fragten sie auch mich, ob ich sie nicht begleiten wolle. Somit nahmen sie mich mit ihrem Auto mit und wir erlebten tolle Konzerte miteinander.

Da meine Mutter noch immer an einer Depression litt, fragte ich bei meinem Psychiater an, ob sie nicht in der Institutsambulanz behandelt werden könne, wo ich auch Patientin bin. Ihr behandelnder Psychiater hatte kaum Sprechstunden und sie wurde medikamentös nicht zielführend eingestellt. Er hatte Verständnis und Mutti durfte vorstellig werden. Ich begleitete sie und eine Ärztin schlug ihr die Behandlung mit der Esketamin Nasenspray Therapie vor. Ab sofort fuhren meine Eltern zweimal pro Woche nach Dresden und es ging ihr direkt nach der Einnahme besser, obwohl die Wirkung nach einem Tag auch wieder nachließ. Es war jedenfalls ein Hoffnungsschimmer und eine Entlastung, um durchatmen zu können.

Im April besuchte ich meine Freundin in Leipzig und lernte ihren Hund kennen. Sie hatten einen Monat zuvor einen Shiba Inu aus einem Tierschutzverein bei sich aufgenommen, weil ihr Sohn sich einen Hund wünschte. Er ist wirklich ein prächtiger Kerl. Außerdem wollten wir am frühen Abend eine Gemeinde besuchen um dort frei mit Anderen zu tanzen. Das war für mich eine neue Erfahrung, da ich in diesem Rahmen noch nie getanzt hatte. Es machte durchaus Spaß auch wenn es mich nicht wirklich abholte.

Ende April machten meine Freundin und ich dann eine Wanderung im Elbsandsteingebirge, welche uns über den Papststein führte. Der Wanderweg hatte eine Anhöhe, die ich gut bewältigen konnte, ohne mich zu stark zu belasten. Ich bin schon etwas langsamer als meine Freundin, was für mich aber kein Problem darstellte. Wir wollen das in diesem Jahr wiederholen, da wir gemeinsam auch gut funktionieren. Ein Problem gab es jedoch, denn mein linker Fuß schmerzte enorm. Anfang Mai wanderte ich dann mit Christian von Pirna bis Dresden, diese Strecke beträgt 16km, die wir zügig bewältigten. Leider wurden die Schmerzen dadurch nur noch schlimmer und hielten an.

Im April hatte ich ein Vorstellungsgespräch im Pflegeheim Schwanenhaus der Diakonie, denn ich wollte wieder einem Ehrenamt nachgehen und wir vereinbarten einen Schnuppertag. Der Wohnbereich machte einen guten Eindruck auf mich und ich beschloss einen Ehrenamtsvertrag abzuschließen und im Mai meine Arbeit zu starten. Ich wurde nicht enttäuscht, sondern durfte durch die Mitarbeiter einen angenehmen Umgang mit den Leuten feststellen, was mich zufrieden stimmte und motivierte.

Die letzten zwei Jahre besuchte ich das Wave-Gotik-Treffen in Leipzig und hatte mich in diesem Jahr dazu entschlossen mich nur am Pfingstsonntag mit meiner Freundin und ihrem Mann zu treffen. Wir verbrachten den Tag in einer Location, wo vorgelesen und musiziert wurde. Mich erfüllte dieses Erlebnis und auch an Pfingsten 2025 werde ich das ähnlich gestalten.

Unseren Sommerurlaub im Juni wollten wir ein weiteres Mal in Italien in der Toskana verbringen wie schon 2019. Zuletzt reisten wir mit dem Flugzeug an und diesmal mit dem Auto. Wir machten einen Zwischenhalt in Innsbruck, wo es auch sehr schön ist. Diesmal hatten wir für 10 Tage eine Villa in Lucca gebucht und diese übertraf unsere Erwartungen bei Weitem. Wir fühlten uns sofort wohl und das machte mich überglücklich. Die Reise verlief perfekt und machte uns sehr zufrieden.

Meine Ernährungsberaterin hatte mir empfohlen mal einen Termin bei der Endokrinologie zu vereinbaren. Sie war verwundert, weil ich eher zunahm, obwohl ich nicht mehr aß. Ich ließ im Juni ein umfangreiches Blutbild machen und wartete auf die Auswertung.

Weil die Fußschmerzen nicht nachließen entschloss ich mich einen Orthopäden aufzusuchen, der mir ein Rezept für die Physiotherapie ausstellte und eine Ultraschallbehandlung empfahl. Die Behandlung sollte bis November andauern und es wurde auch ein MRT gemacht. Ich habe leider bei größerer Belastung noch immer Schmerzen und auch meine Halswirbel- und Lendenwirbelsäule macht mir zu schaffen.

Ich bin ein Fan von der Band Goethes Erben, die im Juli in Leipzig ihr 35jähriges Jubiläum feierten. Ich nahm mir über das Wochenende also ein Hotelzimmer und wohnte dem Konzert auf einer Waldbühne bei. Als Vorband spielten Mila Mar, die ich zuletzt 2002 in meiner Heimatstadt live erleben durfte. Dies weckt natürlich Erinnerungen, die mich musikalisch sehr geprägt haben. Ich unterhielt mich sogar kurz mit der Sängerin Anke Hachfeld. Goethes Erben sah ich ebenso das erste Mal 2002 auf dem WGT. Beide Bands hatten wirklich alles gegeben und überzeugten mich mit ihrer Darbietung.

Die Auswertung des Blutbildes erfuhr ich im August. Es wurde eine Insulinresistenz festgestellt, was bedeutet, dass ich gefährdet sein könnte an Diabetes zu erkranken. Ich leide an einem Metabolischen Syndrom. Mir wurde deswegen Metformin verschrieben, es hemmt die Glukose-Produktion in der Leber, sodass weniger Glukose ins Blut ausgeschüttet wird und der Blutzuckerspiegel ansteigt. Die Ärztin riet mir daraufhin zu einer dementsprechenden Ernährung. Ich kaufte mir ein Buch über das Thema und begann mit Hilfe der umfangreichen Informationen meine Ernährung umzustellen. Ich habe es letztendlich bis heute geschafft 20kg abzunehmen, worauf ich sehr stolz bin.

Christian und ich besuchten die Felsenbühne Rathen um uns das Theaterstück „Das Kalte Herz“ mit Tom Pauls anzuschauen. Die Schauspielkunst der Darsteller konnten uns wirklich begeistern und die Kulisse des Elbsandsteingebirges ist in ihrer Form einzigartig und sehr bestaunenswert. Wir besuchten zuletzt 2018 erstmals diese Bühne, als damals Zorro gespielt wurde. Ein weiterer Besuch lohnt sich für uns auf jeden Fall.

Das Ehepaar begegnete mir im August erneut, denn wir wollten uns die Band „Emmon“ in der Reithalle ansehen, die wir bereits zum E-Only Festival erlebten und für gut befanden. Die Sängerin hat ordentlich Power und versprüht pure Energie und ist stimmlich sehr gut aufgestellt.

Im September, war es dann soweit und ich begleitete das Ehepaar zu einem „Alienare“ Konzert. Es würde spannend werden, weil beide große Fans dieser Musiker sind. Eigentlich bin ich von deren Musik nicht sonderlich begeistert, aber ich wollte schon einmal schauen, was an dieser Band so besonders ist. Ich wollte außerdem sehen, ob seine Performance wirklich so mitreißend ist. Mein Fazit ist, dass sie gut performen und ihre Fans mit ihrer Authentizität überzeugen. Sie sagen selbst von sich, dass sie eine „Mitmachband“ sind. Es wurde somit bei fast jedem Song geklatscht, mitgesungen und nach Anweisung getanzt. Für mich ist das nichts, aber das ließ ich mir kaum anmerken.

Die Esketamin Behandlung meiner Mutter schlug schließlich an, ebenso die Umstellung der Medikamente. Sie durfte an Stabilität gewinnen und ist es noch heute. Ich bin sehr dankbar und voller Demut.

Christian und ich waren im Oktober zur Hochzeit seines Kumpels in Heilbronn eingeladen. Diese fand in einer wunderschönen Location, in den Weinbergen statt und die Feier verlief rundum perfekt.

Ein besonders bedeutendes Festival fand im Oktober in Zwickau statt. Ich hatte mir extra für eine Nacht ein Hotelzimmer genommen. Es handelte sich um das „Mithras Garden Festival“, welches hauptsächlich von Neofolk Bands bespielt wird. Für mich war natürlich der Auftritt von Kim Larsen (Of The Wand And The Moon) der Grund, um überhaupt nach Zwickau zu reisen. Es war in diesem Jahr die einzige Möglichkeit ihn live zu erleben. Wie ich schon erwähnte, ist er mir seit 2022 sehr wichtig geworden und sein Gesang berührt mich zutiefst. Ich habe auch das Musizieren der anderen Bands genossen und die Teilnahme war wirklich lohnenswert. Mal schauen, ob ich auch in diesem Jahr eine meiner Lieblingsbands live erleben kann.

Mein Wunsch nach einem Hund, der Ende 2022 entfacht wurde, hält noch immer an. Ich konnte Kontakt zu einem Eurasierzuchtverein herstellen und Christian und mich zu einer Eurasierwanderung anmelden. Wir erfuhren dadurch viele Informationen über diese Rasse und durften sie in Natur erleben. Im November gab es sogar zwei Wanderungen an denen wir mit großer Freude teilnahmen. Ich konnte Christian tatsächlich von dieser Rasse überzeugen und er würde sich sogar nachts um unseren Welpen kümmern. Das ist nicht selbstverständlich, denn mir wäre ein nächtliches Gassigehen unmöglich. Es hat allerdings Zeit, weil die Katzen einen Hund niemals akzeptieren würden.

Im November bekam ich eine Bronchitis und konnte die erste Woche kaum reden, was mich ziemlich isolierte und mir nicht guttat. Erst nach zwei Wochen erfuhr ich Besserung und konnte auch wieder arbeiten. Schon nach zwei Wochen jedoch bekam ich ein weiteres Mal entsprechende Symptome und musste zu Hause bleiben und mich schonen.

Der Opa meines Mannes (väterlicherseits) verstarb Ende November, was sicher eine Erlösung für ihn darstellte. Christian besuchte ihn einen Tag vor seinem Tod und konnte dadurch besser mit seiner Trauer umgehen. In der ersten Dezemberwoche fand die Beerdigung statt, an der ich trotz meiner Erkältung teilnahm. Es war mir wichtig daran teilzunehmen, weil ich ihn schätzte und mochte.

Christian und ich hatten das Wochenende darauf eigentlich Karten für die Herkuleskeule gekauft, aber natürlich war meinem Mann nicht zum Lachen. Aufgrund dessen begleitete mich Mutti dahin. Das Kabarett Theater spielte das Stück „Tunnel in Sicht“ und wir konnten viel lachen und uns amüsieren.

Obwohl ich noch krank, aber mental ziemlich fit war, nahm ich an einem Online-Seminar zum Thema Gedächtnistraining teil. Ich hatte ja auch eine relativ hohe Gebühr dafür gezahlt. Ich konnte mich gut konzentrieren und mitarbeiten.

Nach dem dritten Advent ging es mir endlich besser und ich arbeitete wieder. Mir war es so wichtig mit den Bewohnern singen zu können, denn ich wusste, dass das in der Weihnachtszeit elementar ist. Als ich am Dienstag zur Arbeit kam, fand die Weihnachtsfeier für die Bewohner statt, die ich nicht auf dem Schirm hatte. Ich freute mich deshalb besonders darüber. Endlich kam ich selbst in Weihnachtsstimmung, es wurde gemeinsam mit Begleitung von Klavier und Cello gesungen und vorgelesen. Überraschend war auch für mich, dass wir Mitarbeiter am frühen Abend zusammen aßen und jeder etwas dazu beisteuerte. Es war somit ein äußerst erfüllter Arbeitstag für mich.

Als ich noch einmal bei meiner Orthopädin vorstellig wurde, empfahl sie mir, zu einem Neurologen zu gehen um zu schauen, ob meine Nerven betroffen sein könnten. Das konnte jedoch ausgeschlossen werden.

Mit dem 4. Adventswochenende ging ich mit Christian bis 6. Januar in den Urlaub. Heilig Abend feierten wir in Freiberg mit Vati. Mutti hatte Spätschicht. Sie hoffte allerdings, etwas früher von Arbeit gehen zu können. Zu unserer Freude konnten wir sie 20h abholen und die Bescherung gemeinsam vollziehen.

Am ersten Weihnachtsfeiertag fuhren wir zum Mittagessen nach Zwönitz und den Tag darauf kamen meine Eltern zum Kaffeetrinken.

Am Freitag nach Weihnachten wollten Christian und ich gemeinsam eine Tanznacht im Bunker verbringen. Es war kaum zu glauben, dass er mich begleitete, denn dies tat er zuletzt 2014, als wir noch in Zittau wohnten. Als wir im Sommer 2014 wieder nach Dresden zogen, hatte er kein wirkliches Interesse mehr, mit Tanzen zu gehen. Für mich war das aber in Ordnung und ich hätte ihn niemals dazu gezwungen. Ich habe seine Begleitung sehr geschätzt und war voller Freude, dies mit ihm einmal wieder zu erleben.

Silvester verbrachte wir in einem wunderschönen Appartement im schönen Erfurt. Wir fuhren am Sonntag hin und hatten somit genug Zeit um die Zitadelle, den St. Marien Dom und den Zoo Tierpark zu besichtigen. Es war ein rundum gelungener Kurzurlaub und Einstieg ins neue Jahr 2025.

Jahresrückblick 2023

Neujahr haben wir in Prag begangen, ein wirklich schöner Start ins neue Jahr.

In diesem Jahr sind zwei Menschen verstorben. Christians Tante wurde im März von Gott heimgerufen. Es war mir wirklich ein sehr wichtiges Anliegen an ihrer Beerdigung teilzunehmen. Ich fühlte mich bei ihr, wenn wir sie in Zwönitz besuchten, sehr wohl und hatte stets das Gefühl willkommen zu sein. Ihr Mann verstarb bereits 2014, jetzt sind sie wieder beisammen.

Mein Opa väterlicherseits fand im Juli den Tod nachdem er eine kurze Zeit im Pflegeheim verbrachte. Er ist der Stiefvater meines Vaters. Weder mein Vater, Mutter noch ich pflegten eine nahe Beziehung zu ihm, deshalb empfand ich kaum Trauer für ihn. Die Beerdigung jedoch traf mich sehr hart, weil ich intensiv an die Trauerfeier meiner Schwester denken musste. Was sicher auch daran lag, dass meine Eltern neben mir saßen. Mutti verlieh mir die Stärke an etwas anderes zu denken, gemeinsam hielten wir gut durch.

Musik war für mich auch wieder eine treibende Kraft und somit ein Ausbruch aus dem Alltagstrott. Eine besondere Veranstaltung bleibt wohl vor allem das Wave-Gotik-Treffen. Ich war sehr gut untergebracht und durfte ein liebes Pärchen im Hotel kennenlernen. Die Frau half mir sogar beim Styling, weil es allein manchmal schwierig ist und man eigentlich eine helfende Hand braucht. Die Konzerte schaute ich mir alle alleine an und genoss das sehr, denn die Bands überzeugten mich wirklich. Ich lernte auch die ein oder andere Band neu kennen und schätzen. Mein Fazit ist diesmal aber, dass ich es auf Dauer nicht schön finde größtenteils allein unterwegs zu sein. Ich habe zwar kein Problem auf andere Menschen zuzugehen und mich auszutauschen, aber das ist dennoch nicht dasselbe, wie wenn man die Ereignisse mit einer vertrauten Person teilen kann. Ich habe deshalb den Entschluss gefasst in diesem Jahr das WGT nicht zu besuchen. Ich könnte mir allerdings vorstellen, dass mich Christian im nächsten Jahr dahin begleitet.

Im Januar besuchte ich erstmals die 19. Ausgabe des „Planet Myer Days.“. Daniel Myer ist ein großartiger Musiker und Produzent aus Leipzig. Er wirkt in unterschiedlichen elektronischen Formationen mit. Er ist Gastgeber der Veranstaltung und lädt sich immer mehrere Bands ein, mit denen er an diesem Abend auch durchaus gemeinsam auf der Bühne steht. Ich hatte mir ehrlich gesagt mehr von dem Abend versprochen, denn ich nahm an, dass Daniel durch den Abend führt und den Auftritt der Bands damit einläutet. Er blieb bis zu seinem Auftritt mit seinem Musikprojekt „Destroid“ eher im Hintergrund und somit hatte die Veranstaltung für mich nicht das erhoffte gewisse etwas.

Ein weiteres Mal nahm ich an dem „Cold Hearted Festival“ teil. Es war ein gelungener Abend und über einen Act freute ich mich besonders und dieser lieferte richtig gut ab, obwohl ich zuvor etwas Zweifel hatte ob es stimmlich ausreichen würde.

Als absolutes Highlight blieb das Konzert von „Rome“ in meinem Kopf haften. Diese Band hatte mir ein Bekannter empfohlen und ich mochte mir die Musik gern bei YouTube anzuhören, weil sie mich da schon sehr begeisterte. Live hingegen übertraf es all meine Vorstellungen, die Percussion war explosiv und der Gesang kraftvoll. Ich werde sicher ein weiteres Konzert besuchen. Ich habe mich selten musikalisch so sehr abgeholt gefühlt wie an diesem Abend. Es war eines meiner besten Konzertbesuche überhaupt, was ich dem Sänger am Merchandise auch mitteilte.

Relativ am Ende des Jahres erfuhr ich dann, dass sich mein größter Musikwunsch für das Jahr erfüllen würde. „Of The Wand And The Moon“ würden ein Konzert in Deutschland spielen und zwar in Leipzig. Wie schon im vergangenen Jahr ist Kim Larsen mein Lieblingskünstler und meine Freude über den Auftrifft riesengroß. Also reiste ich im Dezember allein nach Leipzig und übernachtete in einer Pension. Es fand in einer Location statt, die ich noch nicht kannte, das machte es spannend. Die Band hat gut abgeliefert und ich konnte kurz mit Kim sprechen und das neue Album signieren lassen. Ich hoffe, ihn dieses Jahr wieder live erleben zu können und würde sogar eine weitere Anreise auf mich nehmen, wenn es nötig sein sollte.

Es gab noch ein paar weitere Konzertbesuche, die ich aber nicht weiter erwähnen möchte.

Ich durchlebte auch ein paar Tanznächte, die aber nicht von großer Bedeutung waren. Ich kann den Partys einfach nicht mehr so viel wie früher abgewinnen. Ich tanze viel lieber während einem Konzert.

Ein wenig mehr Kultur durfte ich mit Christian beim Sommertheater im Bärenzwinger erleben, denn da wurde das Theaterstück „Die Räuber und ihre Bräute, ein Shakespeare von Schiller“ aufgeführt. Das war eine komödiantische Adaption der Originalfassung. Wir hatten wie das Jahr zuvor viel lachen müssen.

Mit meiner Freundin aus Dresden schaute ich mir zwei Theaterstücke in der St. Pauli Ruine an, zum Einen eine eigene Version von „Was du willst – Shakespeare“ und zum Anderen „Monty Python´s Spamalot“. Das letztere Stück gefiel uns nicht so gut, weil es sich herausstellte, dass es ein Musical ist und wir Beide das nicht unbedingt mögen.

Ich gehe eigentlich kaum ins Kino, deshalb belief es sich auf nur zwei Besuche im Programmkino Ost. Mit Mutti schaute ich mir den Film „Ein ganzes Leben“ an, dessen Handlung uns regelrecht deprimierte und das nicht förderlich für Muttis Stimmung war. Ich genoss es dennoch mit meiner Mutter Zeit im Kino zu verbringen. An Silvester ging ich dann mit Christian und wir sahen uns „Monsieur Blake zu Diensten“ an. Wir mochten den intelligenten Humor sehr und es hatte sich für uns wirklich gelohnt. Ich habe vor wieder öfter ins Kino und auch Theater zu gehen. Christian schaut sich gern Theaterstücke an.

Im Juni unternahmen wir eine Reise nach Hamburg, ich hatte mir diese Städtereise ausgesucht. Christian überlässt mir diesbezüglich gern die Oberhand und ist da flexibel. Hamburg ist auf jeden Fall eine wunderschöne Stadt, ich mochte vor allem den Hafen und die Speicherstadt. Unser Hotel befand sich auf St. Pauli. Die Reeperbahn interessierte uns nicht weiter und wir waren nicht wirklich von dem Stadtviertel angetan. Leider litt ich an Schlafmangel und die Schmerzen meiner Lendenwirbelsäule machten mir zu schaffen. Dazu später noch ausführlicher. Einen besonderen Spaziergang machten wir im größten Parkfriedhof der Welt wo viele berühmte Persönlichkeiten Hamburgs begraben sind. Aufgrund des schlechten Wetters reisten wir einen Tag früher ab. Da ich einen Reizhusten entwickelt hatte wäre das feuchte Wetter auch nicht optimal gewesen. Insgesamt konnten wir die Reise genießen und viele schöne Eindrücke mit nach Hause nehmen.

Obwohl wir keine weitere Urlaubsreise geplant hatten überraschte mich Christian mit der Idee ein paar Tage an den Bodensee zu fahren. Im August feierten wir ja auch unseren 12. Hochzeitstag. Wir waren zuletzt 2019 am Bodensee gewesen und verbrachten da eine gute Zeit, deshalb wusste ich mit Sicherheit im Vorhinein, dass es mir dort auch wieder gefallen würde. Ich fühle mich wirklich sehr wohl in dieser Gegend. Diesmal besuchten wir die Insel Mainau wo es eine wundervolle Dahlien Schau gab. Ansonsten besuchten wir die Städte wie zuletzt. Unsere Ferienwohnung befand sich unweit zum See und wir konnten von da aus einen herrlichen Spaziergang am See entlang machen.

Im August war meine Freundin aus Leipzig nach einem Jahr einmal wieder auf Besuch bei uns. Sie hatte sich gewünscht eine kleine Wanderung in der Sächsischen Schweiz zu unternehmen, was ich natürlich begrüßte. Wir haben die Natur um uns herum intensiv wahrgenommen, das Moos berührt und innegehalten. Zu einem späteren Zeitpunkt zeigte ich Christian diesen verwunschenen Ort.

Nach 2,5 Jahren habe ich den Trommelunterricht im April vorzeitig beendet. Es gab zwischen uns Differenzen, die es für mich unmöglich machten weiterhin bei ihm Unterricht zu nehmen. Ich hatte eigentlich vor mich noch bis Ende des Jahres unterrichten zu lassen. Letztendlich war es für mich die richtige Entscheidung, welche ich bis heute nicht bereut habe. Ich machte eine lange Spielpause bis ich Anfang Dezember wieder mit dem Spielen begann und dies wieder regelmäßig ausübe. Es bereitet mir wieder große Freude und habe mich schnell ins Spiel eingefunden. Es ist mir eine Herzensangelegenheit eine Trommelgruppe zu finden mit der ich frei spielen kann. Ich habe bereits ein Inserat bei ebay Kleinanzeigen formuliert und hoffe, dass sich jemand darauf meldet.

Im April beendete ich den Vertrag für das Fitnessstudio, ich hatte es nicht geschafft regelmäßig hinzugehen und entschied deshalb lieber schwimmen zu gehen. Es machte mir wirklich großen Spaß bis zu dem Punkt wo ich starke Schmerzen in der Lendenwirbelsäule verspürte und zeitweise kaum laufen konnte. Die Lendenwirbelsäule wurde damals geröntgt und eine Abnutzung festgestellt. Das Brustschwimmen hatte dies leider begünstigt. An einem Morgen musste Christian sogar den Notarzt rufen, weil ich mich nicht mehr bewegen konnte. Glücklicherweise konnte ein Bandscheibenvorfall ausgeschlossen werden. Ich hatte zwei Wochen lang weiterhin Beschwerden, so dass wir die Reise nach Hamburg eine Woche verschieben mussten.

Meine Hausärztin empfahl mir Physiotherapie, die ich im August wahrnahm und die Massage mir sehr guttat. Die Beschwerden wurden zusehends weniger. Ich hatte allerdings weitere körperliche Symptome mit meiner Hausärztin zunächst nicht besprochen, weil ich der Meinung war, dass diese von allein verschwinden würden. Es kam vor, dass meine Hände seit ein paar Monaten taub wurden, ich das unterschätzte und dies später doch ansprach. Dies würde sich auf meine Halswirbelsäule auswirken. Sie stellte mir ein weiteres Rezept für die Physiotherapie aus. Die Massagen konnten Linderung bewirken und für eine geraume Zeit machte ich dementsprechende Übungen. Mein Physiotherapeut empfahl mir mich wieder im Fitnessstudio anzumelden um den Beschwerden auf lange Sicht entgegenzuwirken. Außerdem geht es mir dabei auch um die Gewichtsreduktion. Ich bin mittlerweile adipös und meine Nephrologin hat mir eine Ernährungsberatung mit dem Schwerpunkt Adipositas empfohlen, diese bin ich im November angegangen. Große Erfolge sind daraus jedoch noch nicht hervorgegangen. Ich denke aber, dass ich mich auf einem guten Weg befinde, wenn ich diesbezüglich weiter an mir arbeite.

Im Oktober habe ich an einem Online Kurs zum Thema „Validation nach Naomi Feil“ teilgenommen. Dieser hat in mir den Wunsch hervorgerufen ein neues Ehrenamt zu beginnen. Ich stellte mir vor, wie es wohl sei auf einer geschlossenen Demenzstation ehrenamtlich tätig zu sein. Ich gehe zumindest davon aus, dass dort die Validation intensiver stattfindet als in einem gemischten Bereich und das würde ich sehr befürworten.

Am 29.12 war mein letzter Tag im katholischen Pflegeheim. Ich habe 6 Jahre lang dort meinen Dienst getan und viel lernen dürfen. Eine Bewohnerin werde ich regelmäßig besuchen, wir stehen uns sehr nah und wollen den Kontakt zueinander aufrechterhalten.

Doch wie schaute mein Gefühlsleben in diesem Jahr aus. Gleich zu Anfang möchte ich erwähnen, dass meine geliebte Mutti in diesem Jahr leider nicht an Stabilität gewinnen konnte und die Depression noch immer nicht überwunden ist. Wir kämpfen bis heute und telefonieren beinahe täglich miteinander. Nach einem Telefonat mit ihr fühle ich mich oftmals selbst deprimiert und machtlos. Auf der einen Seite ist es gut, dass ich selbst betroffen bin und mich deshalb gut in ihre Gefühlslage hineinversetzen kann es aber auch triggert und emotional schwer zu verarbeiten ist. Ich komme da wirklich an meine Grenzen und glaubte in besonders schwierigen Situationen selbst zu erkranken und eventuell sogar in die Klinik zu müssen. Meine Reizschwelle ist relativ gering und auch die Stresstoleranz ist eher niedrig. Ich halte relativ wenig ab und es dürfen nicht noch weiter Stressoren dazukommen, da ich nicht weiß, ob ich denen standhalten kann. Die Sorge um Mutti vereinnahmt mich total. Christian und meine Freundinnen unterstützen mich und bringen viel Verständnis auf. Ich werde meiner Mutter jederzeit beistehen und weiß, dass ich dabei auf mich aufpassen muss. Im Moment ist noch immer unklar wann sie wohl stabil werden wird. Es schmerzt mir sehr zu sehen wie sie leidet. Ich bin allerdings das lebende Beispiel dafür, dass jede depressive Episode ein Ende nimmt. Ich bin voller Hoffnung und glaube fest daran, dass Gott meine Gebete erhört und Mutti erlöst.

Ich wünsch Euch allen ein behütetes neues Jahr!

Vorteil der Psychotherapie bei der Aufarbeitung von Lebensereignissen

Im Rahmen eines Online Kurses zu dem Thema „Validation nach Naomi Feil“ (Die Validation ist sowohl eine Methode als auch eine Haltung im Umgang von Menschen mit Demenz, die vor allem in der Altenpflege, aber auch in der Sozialen Arbeit anzutreffen ist.) habe ich folgende Erkenntnis gewinnen können.

Es ging dabei darum, dass viele Menschen erst im höheren Alter mit der Aufarbeitung ihrer Lebensereignisse beginnen und psychischer Stress das Auftreten einer Demenz begünstigen kann.

Die Validationslehrerin meinte, dass es von Vorteil sein könnte in der Lebensmitte bereits eine Psychotherapie durchlaufen zu haben, um auch weiterhin in der Lage zu sein, das eigene Handeln zu reflektieren.

Somit können beispielsweise etwaige Traumata zur Sprache gebracht und behandelt werden, die sonst im hohen Alter einen großer Ballast darstellen könnten. Streitigkeiten in der Familie oder Freundeskreis sollten geklärt werden um es nicht als Altlast mit sich zu tragen und auch um zu schauen, wer mir guttut und wer eher nicht. Das Schlichten kann inneren Frieden herstellen. Ein großes Problem stellt allerdings auch dar, wenn sich Menschen ausschließlich über ihren Beruf definiert haben und ihnen aufgrund der Berentung der Sinn im Leben fehlt.

Beispiel 1: Eine Frau hat ihr Kind verloren und hat nie darüber gesprochen. Sie wird höchstwahrscheinlich ständig einen Ersatz für ihr Kind in den Armen wiegen.

Beispiel 2: Ein Mann hat sich nur über den Beruf definiert in dem er sehr erfolgreich war und musste immer adrett aussehen, ihm wird es wohl weiterhin wichtig sein gut auszusehen und sich eventuell sogar über die anderen Bewohner positionieren.

Ich habe anderen Menschen gegenüber also einen Vorteil, weil ich mich bereits in jungen Jahren durch Psychotherapien mit mir auseinandersetzen musste und fortwährend mein Leben reflektiere und mich stets kritisch hinterfrage. Ich bin wirklich ehrlich zu mir und bearbeite Probleme ohne diese zu verdrängen.

Es geht wirklich darum, sein Umfeld bewusst zu betrachten und immer wieder von Neuem zu bewerten. Konflikte sollten im Hier und Jetzt ausgetragen werden um das eigene Selbst zu entlasten.

Sich von Menschen lösen, die einem nicht guttun.

In letzter Zeit ist mir besonders bewusst geworden, dass man den Kontakt zu missgünstigen Menschen besser meiden oder gar abbrechen sollte.

Ich möchte das an einem aktuellen Beispiel untermauern, es handelt sich dabei um die Missgunst einer Kollegin.

Es hat sich folgendes auf der Arbeit zugetragen, eine Kollegin richtete eine zynische Frage an mich.

Ich zitiere: „Was ist denn los mit dir? Mal lachst du und dann schaust du traurig drein, man weiß gar nicht ob man dich ansprechen kann.“ Unter anderem war der Tonfall und das müde Grinsen für eine miese Provokation ausschlaggebend. Ich war zunächst völlig verblüfft und meinte, dass jeder mit mir problemlos sprechen könne und ihre Aussage fehlplatziert sei. Ich glaube, dass eine Kollegin sie von meiner Bipolaren Störung unterrichtet hatte. Sie wollte mir das Gefühl generieren Stimmungsschwankungen zu haben und damit in mir einen Wunden Punkt zu berühren.

Ich muss wohl einen großen Eindruck bei ihr hinterlassen haben, wenn sie mir so viel Aufmerksamkeit schenkt. Ich denke, dass dieses Fehlverhalten vor allem von Unsicherheit zeugt und einer inneren Unzufriedenheit mit sich selbst. Ein Beweggrund könnte Neid und Eifersucht sein, meiner Ansicht nach kann auch ein mangelnder Selbstwert ursächlich sein.

Ich bin froh, dass ich das Motiv hinter dem Angriff schnell verstand und mich somit abgrenzen konnte. Zunächst nahm ich mir vor mich nicht dagegen zu wehren und es dabei bewenden zu lassen. Letztendlich nahm ich mir dennoch vor sie demnächst auf ihre Aussage anzusprechen.

Ich äußerte, dass sie jederzeit mit mir sprechen könne und ich nicht unter Stimmungsschwankungen leiden würde. Und auch diesmal reagierte sie unpassend in dem sie meine Annahme abstritt und mich mit eventuellen Fragen angeblich nicht verletzen wolle. Wie schon anfänglich vernommen war dies purer Zynismus. Ich winkte nur ab und sagte beim Weggehen, dass ihre Äußerung Quatsch sei.

Anschließend machte ich mir bei einer Kollegin Luft und das konnte sie wohl von Weitem beobachten und spürte meinen Widerstand. Ihr andauerndes herabfallendes Lächeln nahm nun ab sofort in gewisser Weise ein Ende. Hier war die Gegenwehr genau die richtige Entscheidung. Für ein klärendes Gespräch sehe ich in diesem Fall keine Notwendigkeit, denn die Einstellung der besagten Person würde sich mit Sicherheit nicht ändern. Ich grüße sie demzufolge nicht mehr und ignoriere sie weitestgehend. Mein Ziel ist es Frieden mit dieser Person zu schließen um eine weitere Aufregung und Stress zu vermeiden.

Ich hatte diese Auseinandersetzung im Vorhinein nicht kommen sehen, es geschah plötzlich. Ich stand mit der Kollegin kaum in Kontakt, obwohl ich eine gewisse Ignoranz auf Fragen meinerseits verspürte und auch das Begrüßen manchmal ausblieb.

Ich beabsichtige das Geschehen als Training für weitere solcher Situationen zu sehen. Ich kann daraus nur lernen sensibilisiert auf missgünstige Personen in meinem Umfeld zu reagieren, sie zu enttarnen und entsprechend zu handeln.

Die Angriffsfläche sollte dabei möglichst gering gehalten werden und man sich keine Energie rauben lassen. Gefühle von Wut und Ärger werden damit einhergehen, wichtig ist es die Schuld nicht bei sich selbst zu suchen sondern in sich stark zu bleiben.

Mit dem Mut zur Selbstliebe und Fokussieren auf eigene Stärken und Fähigkeiten sollten jegliche emotionale Aufreibungen überwindbar sein und mit dem Blick auf Menschen, die einen schätzen und lieben kann man persönlichen Anfeindungen entgegenwirken.

5 Jahre seit der Entlassung vergangen

Was bin ich dankbar dafür, dass bereits 5 Jahre seit meiner Entlassung im April 2018 vorüber sind und es nicht zu einer erneuten stationären Behandlung kommen musste.

Ich empfinde es beinahe als ein Wunder, dass ich nach der heftigen Psychose so stabil sein kann, ohne unter jeglichen Stimmungsschwankungen zu leiden.

Einerseits ist es von der passenden Einstellung der Medikation abhängig, aber wohl vor allem von meiner Lebensweise, welche hohe Disziplin erfordert.

Es gelingt mir größeren Stress zu vermeiden und in Drucksituationen die Ruhe zu bewahren.

Das Lösen von vermeintlichen Konflikten erfordert Standhaftigkeit und gute Reflektion, was mir zunehmend gut gelingt und ich weniger erhitzt darauf reagiere sondern es entsprechend sondieren kann. Ich neige außerdem inzwischen nicht mehr so stark zum Grübeln, wenn es zu Spannungen kommt.

Es liegt allerdings in meinem Naturell intensiv über Geschehenes nachzudenken was mitunter anstrengend sei kann.

Dabei ist es jedoch wichtig den nötigen Abstand zu wahren um eben gedanklich nicht tiefer abzugleiten.

Des Weiteren habe ich ein stabiles soziales Umfeld, welches mir Sicherheit bietet.

Ich bin in der Lage Warnsignale zu erkennen, mit meinem Psychiater darüber zu sprechen und eine Lösung zu finden.

Diese Faktoren ermöglichen mir ein ausgeglichenes Leben.

Die Depression raubt einem Lebenszeit

Die DGBS spricht von einem Verlust von 14 Jahren bezogen auf die berufliche und familiäre Aktivität.

Wenn ich meine Dauer der depressiven und manischen Episoden zusammenrechne dann ergibt das 10 Jahre. Das erscheint bei einem Alter von 38 Jahren doch sehr hoch man muss aber bedenken, dass ich meine erste depressive Episode bereits mit 13 Jahren durchlebte. Es ist jedenfalls etwas erschreckend, wenn man es schwarz auf weiß vor Augen hat. Eine Zahl macht es konkret, obwohl ich mir der Schwere meines Verlaufs natürlich längst bewusst bin.

Dafür sprechen folgende Punkte:

Die berufliche Tätigkeit wird womöglich unterbrochen und damit der Erfolg eingestellt. An einen Neuanfang ist zunächst nicht zu denken und bereitet große Sorgen und Zukunftsängste.

Beziehungen können auseinandergehen oder werden zusätzlich belastet und das Vertrauen wird geschädigt. Insgesamt kann es zu sozialer Ausgrenzung kommen.

Außerdem müssen Pläne verschoben werden, wie beispielsweise eine Urlaubsreise oder ein Konzertbesuch. Eventuell kann man auch seinen Hobbies nicht weiter nachgehen. Aus all dem resultieren Schuldgefühle, weil anscheinend nichts mehr funktioniert.

Es ist auch unsagbar stark zu betrauern, wenn man bei Erlebnissen keine Freude oder Genuss empfinden kann. Dann fehlt es ebenso an Antrieb und Energie um sich von seinem Leid abzulenken.

Dagegen sprechen folgende Punkte:

Dennoch können sich Beziehungen durchaus festigen und intensivieren, weil man einander stärkt und in der schweren Zeit besonders unterstützt.

Es ist Raum für das Reflektieren seiner Lebensweise und somit besser auf sich zu achten um nicht wieder zu erkranken.

Das Durchhalten einer depressiven Episode ist eine Lebensleistung und mindestens genauso bemerkenswert wie eine erfolgreiche Berufstätigkeit oder eine harmonische familiäre Situation.

Ich bin dankbar dafür, dass ich seit fast 4 Jahren ein geordnetes und erfülltes Leben führen darf.

Jahresrückblick 2022

Ein weiteres stabiles Jahr liegt hinter mir und das ist das beste Fazit was es nur geben kann. Ich konnte durch diszipliniertes Verhalten und den Rückhalt meiner Familie und Freunde ohne Stimmungsschwankungen leben.

Ein wichtiges Thema ist mir in diesem Jahr alles rund um den Hund geworden. Ich habe im Internet einen Hundehalter kennengelernt und wir schreiben bist heute über seinen Großspitz und andere Hundeangelegenheiten. Ich habe vorher schon über die Möglichkeit einen eigenen Hund zu besitzen nachgedacht, aber durch den regen Austausch kann ich es mir inzwischen sehr gut vorstellen tatsächlich einen Hund zu kaufen. Dabei interessiere ich mich hauptsächliche für sämtliche Spitzrassen, wie vorzugsweise einen Eurasier. Dies alles ist jedoch noch nicht spruchreif, weil Cleo und Andy bei uns leben und niemals einen Neuankömmling akzeptieren würden. Es bleibt vorerst ein großer Wunsch und die Erfüllung braucht eben seine Zeit.

Anfang März hatte ich meinen ersten Termin in der Nephrologie, dem war vorangegangen, dass mein Psychiater eine Auffälligkeit in meinen Nierenwerten feststellte. Dies wollte er so schnell wie möglich von einem Facharzt abgeklärt haben. Nach den entsprechenden Untersuchungen wurde eine leichte Nierenschädigung diagnostiziert mit dem Einhergehen eines erhöhten Blutdruckes. Durch entsprechende Medikamente ist dieser jetzt optimal eingestellt, was einige Zeit in Anspruch nahm.

Auf Grund der Diagnose entschied ich mich im April erneut ein Fitnessstudio zu besuchen. Wie so oft war ich anfänglich sehr motiviert, denn ich wollte es unbedingt schaffen auf natürlichem Wege den Blutdruck zu senken. Eine löbliche Einstellung könnte man meinen, aber leider sank die Motivation nach 3 Monaten und ich ging seltener zum Training, bis ich Ende Oktober gar nicht mehr nachging. Ich habe mir jedoch fest vorgenommen wieder damit zu beginnen und es regelmäßig zu betreiben.

Im März feierten wir den 60. Geburtstag meines Vaters in kleinem Kreis.

Ein besonderes Ereignis durfte ich an Pfingsten erleben, das 29. Wave-Gotik-Treffen. Ich hatte eine intensive und erfüllende Zeit in Leipzig mit tollen Konzerten, Lesungen, Tanzgelegenheit und Kennenlernen interessanter Menschen.

Im Juni flogen Christian und ich 12 Tage nach Porto in Portugal. Das dortige Klima hatten wir unterschätzt, denn die Temperatur war relativ niedrig, der Atlantik sehr kalt und leider regnete es beinahe jeden Tag. Dies stand bei unseren Entdeckungen der Stadt aber nicht im Weg und wir haben unsere Urlaubstage wirklich gut genutzt.

Der Anlass dieser Reise war die Begeisterung Christians für Portwein. Er hatte im Vorhinein eine Führung bei Graham’s, einer Produktionsstätte von Portwein, gebucht. Die Rückreise gestaltete sich schwierig und die Tragödie trat vollkommen überraschend ein, denn der Flug von München nach Dresden fiel aus. Der Grund belief sich wohl auf Personalmangel. Letztendlich mussten wir mit dem Zug nach Halle fahren, den Anschlusszug nach Leipzig verpassten wir, weil der Zug deutlich Verspätung hatte. Nach längerem Warten konnten wir endlich die S-Bahn Richtung Leipzig nehmen um dort eine längere Zeit auf den Anschluss nach Dresden zu bekommen. Wir erreichten erst um Mitternacht unsere Wohnung. Es war für uns beide eine sehr große Strapaze. Ich hielt gut durch und bewahrte Ruhe doch als wir endlich ankamen spürte ich, dass meine Grenze eindeutig erreicht war und ich ausreichend Schlaf benötigte. Unsere Koffer wurden uns nach zwei Wochen geschickt.

Das Resümee bezüglich des Urlaubs fiel trotz allem sehr positiv aus und ich denke gern zurück.

Ich durfte im Juli den Frontmann „Kim Larsen“ von „Of The Wand And The Moon“ ein weiteres Mal in der Reithalle in Dresden live erleben und somit stieg mein Interesse an seiner Musik.

Am 12.08.2022 war unser 10. Hochzeitstag, den ich als besonders wertvoll erachte. Ich bin immer wieder von Neuem dankbar, dass ich einen solch wundervollen Mann an meiner Seite weiß. Ich empfinde unsere Beziehung zueinander nie als Gewohnheit sondern als immer wieder aufregend und bereichernd. Christian ist sehr humorvoll und nimmt sich nicht immer so ernst und das sorgt für ein lockeres Miteinander. Streitigkeiten veranlasst er kaum und kann Auseinandersetzungen eher schlichten und bewahrt dabei einen kühlen Kopf, wenn es mal hitzig zwischen uns wird.

Leider brach im Oktober bei meiner Mutti eine depressive Episode aus. Zunächst scheinbar ganz plötzlich doch es gibt immer auch einen Auslöser. Ich hatte in meinem letzten Eintrag bereit ausführlich darüber berichtet.

Ich unternahm eine Reise nach Leipzig, obwohl das geplante Konzert von „Dead Can Dance“ abgesagt wurde, ich hatte ja auch für 3 Tage ein Hotelzimmer gebucht. Nach längerer Pause besuchte ich mal wieder den Club „Darkflower“ und hatte großen Spaß beim Tanzen. Außerdem lernte ich eine Frau kennen mit der ich im Vorhinein viele Monate bei WhatsApp schrieb. Sie lud mich in ein Restaurant ein und wir unterhielten uns gut und fanden einander sympathisch. Anschließend setzten wir unsere Unterhaltung in ihre Wohnung fort. Ich könnte mir gut vorstellen, dass eine Freundschaft entstehen könnte, denn wir schreiben weiter mittels WhatsApp miteinander.

Eine Woche später führte mich mein Weg nach Löbau zum „Schwarzer Herbst Festival“, auch dort nahm ich mir für eine Nacht ein Hotelzimmer. Ich hatte nur einen Beweggrund um diese Veranstaltung zu besuchen, es handelte sich um „Kim Larsen“ den ich unbedingt ein drittes Mal sehen wollte. In diesem Rahmen lernte ich einen netten Mann kennen und wir schauten uns die Konzerte gemeinsam an. Ich befand mich somit in angenehmer Gesellschaft.

Im November kam es zu einem Wiedersehen, denn wir besuchten beide ein weiteres Festival, das „Cold Hearted Festival“ im Schlachthof in Dresden. Diesmal erfragte ich seine Handynummer und seit dem haben wir fast jeden Tag Kontakt per WhatsApp. Vielleicht entwickelt sich eine Freundschaft daraus.

In diesem Jahr fehlte mir wie bereits im letzten Jahr die Weihnachtsstimmung. Ich hatte dennoch alles traditionell geschmückt, Adventskaffeetrinken für meine Eltern ausgerichtet, besuchte unterschiedliche Weihnachtsmärkte, habe gelichtelt und geräuchert und Adventskalender an Freundinnen geschickt. Dies geschah wie automatisch, weil es in jedem Jahr so geschieht. Das Weihnachtsfest verbrachten wir bei meinen Eltern. Ich half Mutti mit den Vorbereitungen und sie hielt gut durch und stemmte die Herausforderungen mit Bravour, natürlich kostete es sie viel Kraft.

An Silvester fuhren wir für zwei Tage nach Prag. Ich liebe diese Stadt enorm und fühle mich dort immer sehr wohl. Zuletzt waren wir 2016 gemeinsam dort. Mit der Größe und Einrichtung unseres Hotelzimmers war ich äußerst zufrieden. Die Stadt war gut gefüllt, aber das hatten wir uns auch so vorgestellt. Den Silvesterabend verbrachten wir in einer Metalkneipe und hatten Spaß beim Trinken und Musik hören und hatten damit einen gelungenen Jahresabschluss.

Ich wünsche euch ein gesundes, fröhliches und erfolgreiches Jahr 2023!

Wenn die Depression zurückschlägt

Wie aus dem Nichts kommt sie wieder über meiner Mutter Seele und nistet sich dort ein.

Zunächst ist es nicht begreiflich und man kämpft dagegen an, dass es nun wieder soweit ist und das Dunkel zurückkehrt. Es besteht Hoffnung, dass sich die Episode nur leicht andeutet und nicht manifestiert.

Als ich die ersten Bedenken hinsichtlich einer erneuten Episode erfuhr, mochte ich das keinesfalls wahrhaben und auch nicht ernst nehmen. Es handele sich sicher nur um eine Verstimmung, meinte ich und gemeinsam würden wir es schaffen die Depression nicht ausbrechen zu lassen.

Ich war mir anfangs so sicher, dass es aufzuhalten ist. Ich wollte es von mir stoßen, es durfte einfach nicht sein. In meinen Gedanken schrie ich auf: „Du blödes Vieh, weiche, hinfort mit dir, du wirst nicht siegen“. Es kostet allerdings sehr viel Kraft, wenn man gegen etwas ankämpft was dann doch nicht vermeidbar ist. Der Ausbruch der Krankheit wurde dann doch Realität und nun hieß es für mich, Mutti zu unterstützen wo es nur geht.

Ich hatte jedoch große Angst es nicht zu schaffen und selbst zu erkranken. Ich fühlte mich dieser Aussicht nicht gewachsen, auch weil ich annahm, dass es eine lange Zeit andauern könnte, bis es überstanden ist. In der ersten Zeit war ich sehr wütend über dieses erneute Schicksal und wollte immerzu schreien, was ich auch hin und wieder tat.

Es folgten auch ein paar Tage an denen ich mich selbst depressiv fühlte und nicht weiter wusste.

Glücklicherweise verging dies und ich stabilisierte mich. Es ist mir das Wichtigste in dieser schweren Zeit für meine liebe Mutti da sein zu können und mich nicht mit in den Strom hereinziehen zu lassen sondern klar im Geist zu bleiben.

Das gelingt mir bis heute ganz gut, auch wenn mich der spürbare, wachsende Leidensdruck schmerzt. Oft denke ich über die Sinnhaftigkeit des trüben Geschehnisses nach, diese wird wohl erst im Nachklang zu finden sein, wenn es überstanden ist.

Ich klammere mich immer an der Tatsache fest, dass wir zumindest mit der Liebe zueinander das Leid schmälern können. In diesen Zeiten rücken Mutti und ich eng zusammen, das Band zwischen uns ist immens stark und wird niemals abreißen.

Natürlich musste ich selbst über meine Erkrankung nachdenken, wie schnell die Stimmung umschlagen kann und wie schwerwiegend es eigentlich ist. Wieder einmal wurde mir bewusst, dass Stabilität keine Selbstverständlichkeit und jeder gesunde Tag ein Geschenk ist.

Wie froh ich doch sein kann, dass in meinem Fall eine wirksame Medikation gefunden wurde, mit welcher ich relativ normal leben kann. Meinem Psychiater vertraue ich in großem Maße, er ist ein sehr guter Facharzt und seine Expertise hat sich über all die Jahre bewährt.

Manchmal bin ich mir unsicher, ob die Wirksamkeit einiger Antidepressiva überhaupt bewiesen ist.

Die Wirkung ist an die Individualität eines jeden Erkrankten gekoppelt und das macht es so kompliziert, denn es gibt kein Allgemeinrezept. Wieso verlieren scheinbar wirksame Medikamente irgendwann doch ihre Wirkung auf diese man so sehr vertraute?

Eine diagnostizierte Depression ist also unberechenbar, wie die aktuelle Instabilität meiner Mutter zeigt. In mir wohnt Hoffnung auf Genesung. Ich glaube fest daran, dass es absehbar ist, dass die Episode auch wieder endet.

Woche der seelischen Gesundheit

Vom 10.10.22 bis 20.10.22 veranstaltet das „Aktionsbündnis Seelische Gesundheit“ eine Woche zu dem Thema „Reden hebt die Stimmung – Seelisch gesund in unserer Gesellschaft“.

http://www.seelischegesundheit.net/aktionen/aktionswoche/

In diesem Rahmen findet vom 14.10.22 bis 16.10.22 in Dresden eine Kunstausstellung statt. Das Projekt trägt den Namen „Stadt mit Aussicht“ und steht unter dem Motto „In meinem Kopf die Welt“.

Veranstaltungsort: Motorenhalle, Wachsbleichstr. 4, 01067 Dresden

Öffnungszeiten: 16:00 bis 18:00

https://www.seelischegesundheit.net/in-meinem-kopf-die-welt/

10. Hochzeitstag

In diesem Monat feierten wir unseren 10. Hochzeitstag.

2012 heirateten wir standesamtlich in Oybin. Unsere Familie ließen wir bei dieser Feier außen vor, weil wir es als passender erachteten diesen wichtigen Tag alleine zu begehen. Uns war jedoch damals klar, dass es in naher Zukunft eine kirchliche Trauung mit großer Feier geben würde. Letztendlich gingen fünf Jahre ins Land bis unsere Trauung 2017 in Dresden stattfand.

Auf Grund einer Bipolaren Störung können Beziehungen in die Brüche gehen. Der Partner muss gut über die Erkrankung aufgeklärt sein, dann hat er auch das nötige Verständnis und kann das Verhalten in den Krankheitsphasen besser einschätzen. Ihm ist es somit auch möglich einzuschreiten, wenn eine stationäre Behandlung von Vorteil ist. Mittels einer Vorsorgevollmacht kann der Ehepartner die medizinischen Angelegenheiten regeln. Der Partner kann seine Partnerin begleiten und somit miteinander verbunden bleiben. Eine Episode kann gemeinsam überwunden werden und die Partnerschaft keinesfalls dauerhaft schädigen.

In meinem Fall musste ich nie an der Liebe meines Mannes zweifeln, weder Verlustängste noch Schuldgefühle erleiden. Ich habe meine Stimmungsschwankungen und depressiven Episoden immer offen kommuniziert. Mein Mann war stets ein guter, aufmerksamer und geduldiger Zuhörer. Er bestärkte mich in meinem Sein, wenn ich selbst nicht mehr an mich glaubte. Die Bipolare Störung stand zu keinem Zeitpunkt zwischen uns. Er fühlte sich gewiss manchmal hilflos und sein Leidensdruck war sicher auch sehr groß. Aus meiner Sicht waren jedoch negative Auswirkungen auf unsere Ehe kaum spürbar. Wir sind in den schweren Zeiten viel mehr noch stärker zusammen gewachsen.

Ich hege keinen Zweifel daran, dass wir auch in Zukunft unseren Lebensweg gemeinsam und glücklich beschreiten.

21. Jahrestagung der DGBS

Vom 09. bis 11. September 2022 findet in Frankfurt am Main die 21. Jahrestagung der DGBS statt. Thema wird „Bipolar und Sucht / Komorbidität und Differentialdiagnose“ sein.

Die online Anmeldung zur Tagung ist bis zum 26.08.2022 möglich.

„Die diesjährige Tagung der DGBS widmet sich einer Gruppe von Begleiterkrankungen, die für den Verlauf und die Prognose der Bipolaren Störungen eine wesentliche Rolle spielt.

Suchterkrankungen gehören zu den häufigsten Komorbiditäten. (mehrere Störungen, die zu einer Grunderkrankung dazukommen). Missbrauch und Abhängigkeit von Alkohol oder illegalen Drogen finden sich laut S3-Leitlinie bei 40-60% der Betroffenen mit einer Bipolar I oder II Störung.

Besonders gefährdet sind Bipolar I Patienten. Dabei kann die Manie zu einem unkritischen Gebrauch dieser Substanzen beitragen, während bei Depressionen oft ein Missbrauch als Therapieversuch zu verstehen ist um Symptome zu lindern.

Neben substanzbezogenen Süchten spielen die sogenannten Verhaltenssüchte eine große Rolle. Dazu zählen die Spielsucht, Kaufsucht oder auch Sexsucht. Auch hierfür gibt es phasenspezifische Charakteristika, also besondere Korrelationen bei Manie oder Depression.

Aber auch Nikotinkonsum erzeugt ein Abhängigkeitssyndrom, wenn auch nur mit milden meist psychisch dominierten Entzugssymptomen. Zu beachten ist, dass Nikotin- wie auch Alkoholmissbrauch generell mit erheblichen gesundheitlichen Risiken wie kardiovaskuläre Erkrankungen und malignen Tumoren verbunden sind.“

Quelle:

Auszug Begleittext zur Programmübersicht der DGBS Jahrestagung 2022 I Bipolar und Sucht; Martin Schäfer, Essen

Deutsche Gesellschaft für Bipolare Störungen e.V. (DGBS)

29. Wave Gotik Treffen in Leipzig

Ich möchte euch über meine Erlebnisse und Erkenntnisse im Rahmen dieses Festivals erzählen.

Wer meine Krankheitsgeschichte gelesen hat, konnte feststellen, dass ich dieses Ereignis mit großer Freude erwähnte. Ich nahm im Jahre 2002 das erste Mal teil, als ich noch in Leipzig wohnte. Damals war es sehr günstig, da ich nicht auf dem Zeltplatz oder Hotel unterkommen musste. In diesem Jahr hatte ich bereits im Februar ein Hotel in der Nähe des Zentrums gebucht, obwohl da nicht klar war, ob es überhaupt stattfinden würde. Ich besuchte das WGT allein, denn mein Mann ist nicht wirklich davon angetan. Meine Freundinnen wollten nur an einem Tag oder Wochenende nach Leipzig kommen und nicht wie ich ein Ticket kaufen. Das Festival dauerte über Pfingsten an und wird praktisch an 4 Tagen veranstaltet und betrifft die Anhänger der Gothic Szene zu der ich mich seit 2001 zähle. Das Programm beinhaltet diverse Konzerte, Lesungen und Ausstellungen, die an verschiedenen Orten spielen.

Ich wusste natürlich im Vorhinein, dass der Besuch des Festivals eine relativ große Herausforderung sein könnte. Es war klar, dass ich meinen Biorhythmus in dieser Zeit verschieben müsste, wenn ich an abendlichen Konzerten und Tanzveranstaltungen teilnehmen wollte.

Ich hatte mir einen Plan über die Bands und deren Spielorte gemacht, denn ich wollte gut organisiert sein und das hatte gut funktioniert. Ich setzte mir ein zeitliches Limit für die abendlichen Veranstaltungen, es reichte von 23:00, 01:30, und 03:30. Erst am letzten Abend reizte ich das aus und nahm an einer Tanznacht bis 03:30 teil, dafür nutzte ich meine letzten Kraftreserven.

Ich fand jedes Mal relativ spät in den Schlaf womit ich aber gerechnet hatte. Jedoch war ich gut für den Tag und seine Anforderungen gewappnet. Ich konnte die vielseitigen Geschehnisse wirklich genießen und fühlte mich nie überreizt. Das ist dennoch keine Selbstverständlichkeit für mich und bin deshalb unendlich dankbar, dass ich das erleben durfte. Ich war die gesamte Zeit über achtsam mit mir und hörte auf meine innere Stimme, die mir den rechten Weg aufzeigte.

Im Endeffekt bin ich sehr stolz auf mich, dass ich alles so gut gemeistert habe ohne Stimmungsschwankungen oder andere Auffälligkeiten davon getragen zu haben. Ich glaube, dass mir die Stabilität in den vergangenen 3 Jahren sicher dabei geholfen hat. Ich habe das Gefühl dadurch viel belastbarer zu sein und gewisse Anforderungen über die Jahre noch besser stemmen zu können. Das ist in vielen Bereichen spürbar und auch das Vertrauen in mich ist weiter gewachsen.

Ich möchte euch noch ein mir sehr wichtiges Ereignis schildern, welches sich am Pfingstsonntag abspielte. Ich wollte mit meiner Freundin, die aus Hof angereist war, ein Konzert von einer mir unbekannten Band namens „Bella Donna“ besuchen.

Die Veranstaltung richtete der „VEID“ Verein aus. Hauptsächlich fanden dort Lesungen statt und bereits am Samstag wohnte ich dort der Lesung des Buches, „Eine Socke namens Rechts“ von „Christian von Aster“ bei, die mit viel Humor um die Ecke kam. Der Verein sagte mir zunächst nichts, denn ich hatte mich auch nicht darüber informiert. Erst während der Lesung las ich ein Banner, welches an der Fassade des Hauses befestigt war, auf ihm stand geschrieben: „Bundesverband Verwaiste Eltern und trauernde Geschwister in Deutschland e.V.“.

Als ich dies vernahm reagierte ich eher nüchtern darauf und machte mir bewusst, dass ich eine verwaiste Schwester bin, weil meine Schwester sich das Leben genommen hatte. Den Begriff „verwaist“ hatte ich in diesem Zusammenhang noch nie auf dem Schirm gehabt. Jedenfalls berührte mich das an diesem Samstag nicht weiter und ich dachte auch nicht weiter darüber nach. Als ich jedoch dem Open Air Konzert lauschte und das Banner direkt auf meinem Sichtfeld lag konnte ich nicht lange an mich halten und ich bekam einen schrecklichen Weinkrampf.

Der Gesang der Sängerin war unglaublich tiefgehend, ich hatte solch einen Klang der Stimme auf diese Art und Weise nie zuvor gehört. Ich versuchte mich zu sammeln und weiter zuzuhören doch nach einer kurzweiligen Erholung packte es mich abermals und ich weinte bitterliche Tränen. Ich konnte mich nicht beruhigen und verließ letztendlich das Konzert und begab mich an einen ruhigen Ort. Mich begleitete ein starkes Schluchzen und Nachdenken.

Die Gegenwart und Unterstützung meiner Freundin war schließlich ein großer Trost für mich. Ich fand nach einer Weile wieder zu mir und konnte mich beruhigen und Abstand von meiner einsetzenden Trauer gewinnen. Ich unterhielt mich mit der Vorsitzenden des VEID Vereins Leipzig und sie gab mir die Kontaktdaten der Vorsitzenden des Vereins Dresden.

Ich hatte nie zuvor so sehr um das Ableben meiner Schwester geweint und nie geglaubt, dass in der Tiefe meiner Seele so viel Schmerz herrscht. Ich spürte eine innige Liebe für meine Schwester von der ich bis zu diesem Geschehen nichts wusste. Es ist mir klar geworden, dass ich mir bisher keinen Raum für die Trauer genommen habe und es viel mehr über die Jahre verdrängte.

Selbst während der Psychotherapie wurde dieses Thema nie angesprochen, da ich wohl augenscheinlich kein Problem damit hatte. Ich habe mir vorgenommen, wenn es an der rechten Zeit ist, meine Trauer zuzulassen. Im Moment möchte ich das noch nicht angehen und habe mir einen Schutzmantel zugelegt, den ich aber in absehbarer Zeit ablegen werde. Vielleicht kontaktiere ich die Vorsitzende des VEID Vereins Dresden und werde abwägen, ob es für mich wirklich der richtige Weg ist.

Mit diesen Zeilen möchte ich enden und den Verein für Betroffene empfehlen. ( siehe Weiterführende Links)

Bluthochdruck und Nierenschädigung

Im Februar offenbarte mir mein Psychiater, dass meine Nierenwerte grenzwertig seien und er mir einen Vorstellungstermin bei der Nephrologie vereinbaren würde. Ich nahm diesen im März wahr.

Gleich zu Beginn wurde mir der Blutdruck gemessen und wies einen deutlich erhöhten Wert auf. Ich muss an dieser Stelle ganz klar sagen, dass das meine Hausärztin versäumt hat. Ich war in letzter Zeit öfter dort gewesen ohne das sie sich darum kümmerte. Gleich am selben Tag bekam ich ein Langzeitblutdruckmessgerät, welches ich bis zum darauffolgenden Tag trug. Anschließend wurde ein Ultraschall meiner Nieren gemacht. Ich war etwas aufgewühlt und malte mir aus wie es wohl sein würde, wenn ich irgendwann Dialysepatient sei. Das machte mir in diesem Moment große Angst. Des Weiteren erfolgte eine zweifache Blutabnahme.

Nach 4 Wochen fand die Auswertung statt, die mich letztendlich äußerst beunruhigte. Sie habe bei mir Bluthochdruck diagnostiziert und ich müsse ab sofort ein blutdrucksenkendes Medikament einnehmen. Viel schlimmer jedoch war die Aussage darüber, dass die Einnahme meines Lithium Medikamentes wohl eine mögliche Ursache sei, die meine Nieren schädige und deshalb bestenfalls abgesetzt werden müsse. Das versetzte mich in Panik und sie lenkte ein, dass sie bereits mit meinem Psychiater gesprochen habe und dass ich das Lithium vorerst noch einnehmen könne.

In diesem Zusammenhang läuteten bei mir trotz allem die Alarmglocken, konnte mich aber wieder fangen. Zwei Tage später erhielt ich einen Befundbericht der Ärztin mit dem ich keineswegs gerechnet hatte, weil sie auch nichts von diesem erwähnte. Ich las ihn mir durch und verfiel in ein jämmerliches Weinen von dem ich selbst aufschreckte. Seit meiner Entlassung im April 2018 hatte ich mich nicht mehr in solch einem traumatischen Zustand gefühlt.

Ich hatte wirklich Angst mir könne mein stabiles Leben entgleiten. Die Diagnostik des Briefes hatte mit der im Vorfeld persönlichen Auswertung nur wenig zu tun, denn da hatte mich die Nephrologin beruhigt und beteuert es sei nicht so schlimm. Die briefliche Ausdrucksweise klang für mich als Laien dramatisch. Da stand etwas von einer chronischen Niereninsuffizienz und einer Nierenentzündung außerdem empfiehl sie das Lithium abzusetzen und nur wenn es keine andere Möglichkeit gebe weiter einzunehmen. Im ersten Moment konnte ich nicht differenzieren und war total außer mir. Durch ein Gespräch mit meinem Mann konnte ich die Dinge besser einordnen, denn es handelte sich lediglich um leichte Auffälligkeiten der Nierenwerte.

Der Grund meiner riesigen Sorge liegt einfach darin begründet, dass ich das für mich überlebenswichtige Lithium nicht auf Dauer einnehmen kann und es aber kaum zu ersetzen ist. Ich nehme dies seit 2003 ein und bin damit über die vielen Jahre gut eingestellt. Ich schrieb meinem Arzt eine Mail, in der ich um einen zeitnahen Termin bat. Für mich war es sehr wichtig noch einmal in Ruhe mit ihm über dieses Thema zu sprechen um meine Ängste weitestgehend abzubauen. Mein Arzt sieht sich nicht dazu veranlasst das Medikament abzusetzen, man müsse jetzt allerdings noch besser auf den Lithiumspiegel achten.

Inzwischen bin ich beruhigt und auch ein erneuter Termin in der vergangenen Woche konnte mich nicht irritieren obwohl der Wert zweier Hormone zu hoch ist und deshalb wahrscheinlich ein CT notwendig sein wird. Diesen Donnerstag wird ein weiteres Blutbild gemacht und dann entschieden was genau passiert. Es ist nicht erfreulich und noch weiß ich nicht was auf mich zukommt aber ich möchte keine unnötigen Ängste schüren und abwarten.

Die Nephrologin hat mir unbedingt zu Sport geraten um den Blutdruck natürlich zu senken. Ich besuche nun wieder ein Fitnessstudio für das ich mich ohne diese Diagnose nicht entschieden hätte. Ich habe den großen Ansporn alles nur mögliche für meine Gesundheit zu tun, deshalb habe ich mir auch ein Buch bestellt in dem es um blutdrucksenkende Ernährung geht. Ich bin dabei Rezepte auszuprobieren und mich genauer zu informieren welche Lebensmittel fördernd oder schädigend sind.

Ich würde es als einen Balanceakt bezeichnen, der aber durchhaltbar ist.

9. Internationaler Tag der Bipolaren Störung (30.03.22)

Der 30. März wurde deshalb ausgewählt, weil Vincent Van Gogh an diesem Tag Geburtstag hatte. Er wurde als bipolar diagnostiziert.

An diesem Tag soll die Öffentlichkeit über die Bipolare Störung aufgeklärt werden mit dem Ziel der Entstigmatisierung.

Es wird eine Online Veranstaltung zum Thema Bipolarität und Suchtverhalten stattfinden. Ich verlinke euch für weitere Information die entsprechende Seite.

https://www.bipolaris.de/termineneuigkeiten/welttag/2022/

Vorsorgevollmacht

Mein Mann und ich haben endlich das Formular für meine Vorsorgevollmacht ausgefüllt.Ich habe mir dieses bei der Sozialarbeiterin des Sozialdienstes der psychiatrischen Ambulanz geholt. Ein wichtiger Anlass dabei ist es, dass mein Mann im Falle einer Zwangseinweisung für mich entscheiden kann, verbunden mit den nötigen medizinischen Eingriffen.

Auszug aus dem Leitfaden für die Vorsorgevollmacht

Wofür sollte ich denn überhaupt Vorsorge treffen, folgende Fragen stellen sich:

Wer handelt und entscheidet für mich?
Wird dann mein Wille beachtet werden?
Wer organisiert für mich nötige ambulante Hilfen?
Wer sucht für mich einen Platz in einem Senioren- oder Pflegeheim?
Wer kündigt meine Wohnung oder meinen Telefonanschluss?
Wie werde ich ärztlich versorgt?
Wer entscheidet bei Operationen und medizinischen Maßnahmen?
Wer erledigt meine Bankgeschäfte?
Wer verwaltet mein Vermögen?

Vollmacht ist die durch Rechtsgeschäft einer anderen Person erteilte Vertretungsmacht. Sie wird im Regelfall durch Erklärung des Vollmachtgebers gegenüber dem zu Bevollmächtigen (Vertrauensperson) erteilt. Wie jedes Rechtsgeschäft setzt diese Erklärung die Geschäftsfähigkeit des Vollmachtgebers voraus. Dieser muss also beim Unterschreiben der Vollmacht (noch) in der Lage sein, einen freien Willen zu bilden.

Die Vorsorgevollmacht ermöglicht Ihnen ein hohes Maß an Selbstbestimmung. Sie benennen eine oder mehrere Personen Ihres Vertrauens, die bereit sind, für Sie im Bedarfsfall zu handeln.

Anders als bei der Bestellung eines rechtlichen Betreuers ist auch kein aufwendiges Gerichtsverfahren mit bürokratischem Aufwand für den Betreuer erforderlich. Der Bevollmächtigte muss sich sein Handeln – anders als der Betreuer – nur in wenigen Ausnahmefällen vom Betreuungsgericht genehmigen lassen und er muss auch zum Unterschied gerichtlich eingesetzten Betreuer dem Betreuungsgericht nicht regelmäßig Bericht erstatten und Rechnung legen. Nur wenn dem Betreuungsgericht ein entsprechender Anlass bekannt wird, kann es für den Bevollmächtigten einen „Kontrollbetreuer“ bestellen.

Grundsätzlich gibt es für Vorsorgevollmachten keine Formvorschriften. Schon aus Gründen der Klarheit und Beweiskraft ist aber eine schriftliche Abfassung dringend zu empfehlen.

Die Vollmacht zur Vorsorge muss aber nicht handschriftlich verfasst sein Sie können eine Vollmacht auch mit Maschine oder Computer schreiben oder von einer anderen Person schreiben lassen. Schließlich können Sie auch eines geeigneten Vordruckmusters hierfür bedienen. Ort, Datum und vollständige eigenhändige Unterschrift sollten jedoch keinesfalls fehlen.

Für den Fall, dass der von Ihnen Bevollmächtigte „im Ernstfall“ verhindert ist, sollte möglichst eine weitere Vertrauensperson als Ersatzbevollmächtigter zur Verfügung stehen. Dass dieser nur bei Behinderung des eigentlichen Bevollmächtigten für Sie handeln darf, sollte intern abgesprochen werden.

Wo bewahre ich die Vollmachtsurkunde auf ?

Sicherheitshalber sollte die Vollmacht die Bestimmung enthalten, dass der Bevollmächtigte die Vollmachtsurkunde bei Vornahme eines Rechtsgeschäft für Sie dem Geschäftspartner im Original vorzulegen hat. Handlungsfähig ist Ihr Bevollmächtigter dann allerdings nur, wenn er die Vollmachtsurkunde im Original vorweisen kann. Sorgen Sie deshalb stets dafür, dass die Vollmachtsurkunde dem Berechtigten zur Verfügung steht.

Hierzu gibt es verschiedene Möglichkeiten, ich zähle die auf, die auch Mein Mann und ich gewählt haben:

Sie übergeben die Vollmachtsurkunde von vornherein dem Bevollmächtigten mit der Maßgabe, von dieser nur in dem besprochenen Fall Gebrauch zu machen. Wie schon gesagt, sollten Sie ohnehin nur denjenigen bevollmächtigen, dem sie vorbehaltlos vertrauen können. Sollte diese Person absprachewidrig schon vorzeitig von der Vollmacht Gebrauch machen, können Sie die Vollmacht widerrufen und Schadensersatz fordern.

Erbrechen des Quetiapin

Vergangene Samstag Nacht war mir Übel, wahrscheinlich hatte ich das Abendessen nicht vertragen. Ich nahm mein Medikament wie gewohnt um 21:30 ein und erbrach um 22:30. Ich hatte die Befürchtung einen Teil teil des Wirkstoffes wieder herausgebracht zu haben. Um Mitternacht herum konnte ich für eine Stunde einschlafen bis ich völlig munter erwachte. Ab diesem Zeitpunkt gelang es mir nicht mehr auch nur für eine Minute einzuschlafen. Ich musste mich sehr quälen und sah mich gezwungen bei Licht dazuliegen und auf den Morgen zu warten. Mein Kater, der neben mir lag, wirkte durch sein Schnurren beruhigend auf mich. Um 7:30 stand ich auf und verrichtete wie gewohnt meine Morgenroutine. Ich fühlte mich dermaßen stark geschwächt, so dass ich alle Beschäftigungen ruhig anging und auch meine Gedanken kontrollierte, denn ich möchte eine mögliche Manie unbedingt ausschließen können. Ich dachte etwas mehr nach als sonst was mich aber nicht weiter belastete. Ich hatte Magenschmerzen verspürte allerdings keine Übelkeit mehr. Die Schmerzen waren auf jeden Fall psychosomatischer Natur und kein Infekt. So schleppte ich mich durch den Tag und sehnte eigentlich nur den Abend herbei um endlich wieder schlafen zu können. Ich hoffte auf ein zügiges Einschlafen doch leider blieb mir das vergönnt und ich schlief erst 2:00 ein, nach einem 6 stündigen Schlaf hatte ich zumindest zu etwas Kraft gefunden.

Ich hätte den Trommelunterricht und die Arbeit am Montag auch absagen können, ich wollte jedoch meine Tagesstruktur beibehalten. Ich muss schon sagen, dass mich alle Aufgaben anstrengten und meine Konzentration schlechter war. Letztendlich hatte ich es gut gemeistert ohne überreizt zu sein.

Ich fühlte mich nach den beiden schweren Nächten wirklich an meiner Grenze angelangt und hatte große Besorgnis um meine Stabilität, es war schwer auszuhalten. Es ist mir deshalb ein Anliegen dies hier zu erwähnen.

Am Sonntag rief ich zu meiner Sicherheit die geschlossene Station an um mit der diensthabenden Ärztin über die Geschehnisse zu sprechen. Ich wollte wissen inwieweit der Wirkstoff ausgeschieden wurde. Sie beruhigte mich und bestätigte mir, dass ich alles richtig gemacht hatte und ein gewisser Schutz noch vorhanden gewesen sei.

Die vergangenen 3 Nächte bin ich sofort eingeschlafen und sehr dankbar dafür.

Antragstellung Schwerbehindertenausweis

Ich habe mich entschieden einen Schwerbehindertenausweis zu beantragen. Ein Grund sind sicherlich die finanziellen Vorteile. In der Vergangenheit hatte ich mich immer dagegen gesträubt und große Vorurteile. Ich sah mich damit negativ belastet und weniger wertvoll, deshalb kam dies absolut nicht in Frage. Mittlerweile kann ich mit diesen Gedanken gut leben und sie korrigieren.

Eine chronische Erkrankung wird als Behinderung anerkannt. Der Grad der Behinderung muss bei mindestens 50% liegen dann kann ein Schwerbehindertenausweis ausgestellt werden. Das zuständige Versorgungsamt prüft den Antrag. Die Anträge unterscheiden sich von Bundesland zu Bundesland.

Der Antrag wurde abgelehnt!

Jahresrückblick 2021

Im Februar konnte ich meine ehrenamtliche Arbeit wieder aufnehmen. Die gezwungene Abstinenz hat mir noch einmal deutlich vor Augen geführt wie wichtig mir mein Ehrenamt ist und wie essentiell für mein Leben. Es war unglaublich schön die Senioren wiederzusehen und absolut keine Problem Anschluss zu bekommen.

Meine Freundin aus Dresden brauchte bis April Zeit für sich. Wir waren zuletzt sehr oft zusammen gewesen, der nunmehr karge Kontakt traf mich emotional sehr. Ich vermisste unsere Treffen und Telefonate wollte aber auch Verständnis aufbringen, was mir nur teilweise gelang. Ihre „Rückkehr“ freute mich außerordentlich und dies zeigt wie sehr ich sie eigentlich liebe. An einem Samstag im Februar besuchte mich meine Leipziger Freundin und wir gönnten uns einen Restaurantbesuch in einem sehr guten Sushi Restaurant um die Ecke. Jede Begegnung fühlt sich vertraut an, obwohl wir uns relativ selten sehen. Bereits im April sahen wir uns in Leipzig ein weiteres Mal und ich verbrachte einen Samstag bei ihr und fuhr am Abend zurück nach Dresden.

Im Mai hätte eigentlich das reguläre Wave-Gotik-Treffen stattgefunden, aufgrund der Pandemie war das allerdings ein weiteres Mal nicht möglich. Ich wollte dennoch an Pfingsten in Leipzig sein. Das „Heidnische Dorf“, ein wichtiger Bestandteil des WGT, sollte dennoch durchgesetzt werden. Es durften jedoch keine Künstler auftreten. Meine Freundin und ihr Sohn begleiteten mich dorthin und wir machten es uns auf einer Decke gemütlich um zu speisen und die Leute anzuschauen. Ich habe mich in dieser schwarzen Runde sehr wohlgefühlt. Allerdings war ich die vielen Menschen nicht mehr gewöhnt und Schuld war die notwendige Isolation.

Am Abend ging ich mit ihr zur Moritzbastei, denn unser gemeinsamer Lieblings DJ sollte auf der Terrasse auflegen. Die Lautstärke wurde stark eingeschränkt und das Hörerlebnis war dadurch nicht so intensiv als wir uns das gewünscht hatten. Der dortige Ansturm war enorm groß, überall standen die Leute und unterhielten sich oder wogen sich ein wenig in den Tanz. Offiziell durfte nicht getanzt werden und wer unmittelbar dabei sein wollte musste sich testen lassen und saß letztlich auch nur auf der Terrasse mit dem Blick auf den DJ. Meine Freundin saß auf der Mauer und ich lehnte daran und bewegte mich zur Musik, fühlte mich frei und ausgelassen. Zurück in meinem Hostel war ich total überreizt von der Menschenmenge auch wenn es positiver Stress war. Seit Februar hatte ich wieder einmal starke Schlafstörungen und mein Psychiater musste mir Zopiclon verschreiben. Die zwei Nächte in Leipzig verliefen schwierig und ich war froh sie überstanden zu haben.

Trotz dieser schwieriger Umstände hatte ich mir die Fahrt nach Leipzig nicht nehmen lassen wollen. Ich kehrte gesund und munter nach Dresden zurück und bin dankbar die Schlafproblematik in den Griff bekommen zu haben. Für mich ist meine psychische Stabiltiät nach wie vor keine Selbstverständlichkeit sondern immer wieder eine Gnade. Manchmal denke ich sogar, dass ich den Frieden gar nicht verdient habe, was natürlich absolut nicht der Fall ist.

Im Juni verreisten Christian und ich nach Breslau, das hatten wir bereits im vergangenen Jahr geplant und konnte endlich umgesetzt werden. Wir verbrachten vier Tage in einem Apartment und hatte viel Zeit um uns Breslau anzusehen. Ich hatte im Vorhinein Sehenswürdigkeiten ausgesucht, die einen Besuch wert sein sollten. Es gab wirklich sehr schöne Plätze und eine große Auswahl an Gastronomie. Ich würde dennoch nicht noch einmal in diese Stadt reisen, gelohnt hat es sich jedoch und ich habe schöne Erinnerungen an diese Unternehmung.

Des Weiteren besuchte meine Freundin und ich endlich eine Tanzveranstaltung im Bunker. Die Erfahrung fühlte sich zunächst surreal an, so viel Zeit war seit der letzten Party vergangen. Es war ein unglaubliches Glücksgefühl auch wenn dieses nicht lange anhielt.

Im Juli wurde das Konzert von „Lebanon Hanover“ nachgeholt und ich hatte riesigen Spaß beim Zuschauen. Meine Freundin und ich wollten die gelockerten Coronamaßnahmen nutzen und besuchten im August die Theaterruine und erlebten einen humorvollen Abend. Es wurde eine Komödie von Shakespeare adaptiert. Christian und ich gingen später auch ins Theater, dem Bärenzwinger, um uns eine weitere Komödie von Shakespeare anzusehen. Mein Mann war sehr begeistert von der Vorstellung.

Seit Juli habe ich große Fortschritte beim Trommeln gemacht was mein Lehrer anmerkte und lobte. Irgendwie platzte endlich der Knoten und ich ging selbstbewusster an mein Spiel heran und kann mittlerweile mehrere Minuten verschiedenen Rhythmen spielen ohne zu unterbrechen. Es fließt einfach aus mir heraus.

Ende August fuhren wir nach Leipzig vornehmlich ohne meine Freundin mit einbeziehen zu wollen und ins Museum zu gehen. Letztendlich meinte sie aber, dass wir auch kurz vorbei kommen könnten, was wir dann auch taten. Sie und ihr Mann befanden sich im Umzugsstress und wir würden uns das letzte Mal vor ihrer Wohnung treffen und einen Spaziergang machen.

Meine Freundin zog nach Hof wo sie nun ihrer Familie näher ist. Ich empfinde schon etwas Wehmut, denn ich fühle mich mit Leipzig sehr verbunden. Wir haben in Leipzig viel miteinander erlebt und gerade die Tanznächte wie aber auch Leipzig selbst werde ich vermissen, natürlich kann ich Leipzig auch so besuchen.

Und das habe ich mit meiner Freundin aus Dresden bereits im September umgesetzt. Wir nahmen uns für eine Nacht ein Hostel und besuchten eine Burlesque Show von deren Umsetzung wir sehr enttäuscht waren.

Ein weiteres großartiges Ereignis trug sich in der Reithalle Dresden zu, „Goethes Erben“ traten auf. Wie lange hatte ich darauf gewartet und endlich fand es statt. Ich genoss das Konzert in großem Maße und fühlte mich sehr glücklich unter den mit fiebernden Fans.

Das auf unbestimmte Zeit letzte Amüsement erlebten meine Freundin und ich im November im Bärenzwinger, wir schwangen dort das Tanzbein und lachten viel.

Trotz der Coronakrise blieb ich zu jeder Zeit ausgeglichen in meiner Stimmung. Ich versuche meine Sicht immer auf meine Familie, Freunde, Musikunterricht und Ehrenamt zu richten, denn diese Elemente habe oberste Wichtigkeit in meinem Leben. Ich will mir meine Lebensfreude und den Optimismus nicht nehmen lassen. Ich muss gut auf mich achten und sondieren welche Dinge bedacht werden müssen und welche nicht, um meine Gedankenwelt nicht sinnlos zu belasten. Ich versuche unnötige Grübeleien sein zu lassen und zu stoppen, es gelingt mir ziemlich gut.

Das Weihnachtsfest hat mich nicht nachdenklicher gemacht und ich konnte das Fest inmitten meiner Familie genießen. Das größte Geschenk in diesem Jahr ist wohl die psychische Stabilität meiner lieben Mutter. Es ist unbezahlbar schön wie Mutti nach einem schweren Krankheitsverlauf wieder zu sich gefunden hat, ich kann Gott dafür gar nicht genug danken.

Mit dieser Erkenntnis möchte ich den Jahresrückblick auf 2021 beenden und wünsche euch Allen ein gesegnetes neues Jahr.

Das Idealisieren von Weihnachten

Das Weihnachtsfest hatte immer einen großen Stellenwert in meinem Leben. Bis zu meinem 13. Lebensjahr hatte ich eine recht schöne Kindheit. Meine Schwester und ich sangen an Heiligabend für die Familie, ein kleines Programm wurde von uns geboten. Was waren wir aufgeregt, ich schminkte uns im Vorhinein, denn wir wollten besonders hübsch aussehen. Wir liebten es die Eltern, Großeltern und Onkel zum Schmunzeln zu bringen. Später dankte es uns Mutti im Gewand des Weihnachtsmannes. Wir glaubten relativ lange an den Weihnachtsmann. Unsere Mutter meinte dann immer sie müsse Wäsche aufhängen gehen, schließlich wollten wir wohl einfach nicht weiter darüber nachdenken.

Zum Abendbrot gab es Kartoffelsalat und Bratwurst und das mundete mir sehr, alles schmeckte an solch einem bedeutenden Tag gleich viel besser. Die Bescherung erfolgte nach dem Essen und reihum mussten alle kundtun ob sie auch artig waren. Manchmal bekam Opa die Rute zu spüren, denn einen musste es ja treffen. Ach ja, was war das für eine freudvolle Zeit voller Harmonie und gegenseitiger Liebe. In der Weihnachtszeit empfand ich die Welt als heil und vollkommen sorgenlos.

Mit dem ersten Aufenthalt in der Psychiatrie änderte sich meine Sicht auf die Dinge schlagartig, es fand ein tiefer Riss in mir statt. Die Depression verstärkte sich, wenn ich ich mich über Weihnachten in einer Episode befand. Ich verbrachte 1998, 2002, 2005, 2012, und 2017 das Fest in der Psychiatrie. Es war grausam und ich fühlte mich verloren, todtraurig und unter einer großen Anspannung. Ich erlebte die Depression in einer solch großen Intensität wie ich sie zu keiner anderen Zeit kannte. Mein Gefühlsleben passte so gar nicht zum Fest der Liebe.

Ich konnte nichts Schönes sehen und um mich herum grinsten die Menschen um die Wette, was mich nur noch weiter zu Boden sinken ließ. Ich beneidete sie um ihre augenscheinliche Unbeschwertheit. Wenn mich meine Familie nach Weihnachtswünschen fragte konnte ich nichts antworten, denn ich hatte keinerlei Wünsche und Freude darüber schon gar nicht. Auch die größten Köstlichkeiten konnten mich nicht reizen, denn ich litt an einer andauernden Appetitlosigkeit. Ich sang auch keine Weihnachtslieder mehr, zumindest nicht aus vollem Herzen. Der Gesang war eher starr und ohne jegliche Emotionen. An eine spezielle Weihnachtsstimmung auf Station kann ich mich nicht erinnern.

Die stabilen Jahre versprachen immer ein fröhliches Weihnachtsfest. Ich liebe es die Wohnung ganz traditionell zu schmücken, vor allem die Figuren aus meiner Kindheit hüte ich und erfreue mich an ihrem Anblick. Mit meiner Bekehrung bekam Weihnachten allerdings eine neue Bedeutung. Es richtet sich wirklich auf die Geburt Jesus Christus aus. Ich genieße die stille Zeit und das zur Ruhe kommen sehr. Zu Heiligabend bin ich am Liebsten mit Christian bei meinen Eltern. Wir machen uns es dann richtig schön gemütlich und ich schätze unser Beisammensein enorm. In diesem Jahr kommen sie zu uns auf Besuch und darauf freue ich mich schon. Am zweiten Feiertag geht es dann gewöhnlich zu meinen Schwiegereltern.

Ich denke, dass mir Weihnachten übersteigert von Bedeutung ist, weil ich so oft auf eine normales Fest verzichten musste. Die Sehnsucht nach einer Glückseligkeit ist dann riesig groß. Nun beginnt erst einmal die Vorweihnachtszeit und langsam stimme ich mich ein, in dem ich weihnachtliche Gedichte und Geschichten von meinen Lieblingsautoren lese. Es ist so kostbar deren Blick auf Weihnachten zu ergründen und sich nach den wertvollen Gedanken auszurichten.

In diesem Sinne wünsche ich euch eine besinnliche Vorweihnachtszeit!

Bedeutung von Freundschaft

Ein ganz wichtiger Punkt ist die Freundschaft zu meinen beiden Freundinnen und stellt eine Konstante in meinem Leben dar. Dieser Bund ist ein kostbarer Schatz dessen Inhalt gefühlt unerschöpflich ist. Menschen kommen und gehen und nehmen oft nur eine kurze Zeit unserer Gegenwart in Anspruch bis sich die Bindung wieder löst und nur wenige bleiben stete Weggefährten.

Eine meiner Freundinnen kenne ich tatsächlich mein halbes Leben lang, ich war damals 18 Jahre alt und sie 21. Ich kann mich noch gut an unser erstes Aufeinandertreffen erinnern. Wir trafen uns zu einem Gottesdienst am Nachmittag bei dem christliche rockige Musik gespielt wurde. Ich motivierte sie zum Tanzen und malte uns mit einem Kajalstift ein Kreuz auf die Stirn. Kaum zu glauben, dass diese Freundschaft bis heute anhält und mit den Jahren kein Stück an Intensität verloren hat.

Ich weiß nicht wo ich heute stehen würde, wenn wir uns damals nicht angefreundet hätten. Meine Freundin hat immer an mich geglaubt, vor allem wenn ich es nicht konnte. Sie hat meine Persönlichkeit wertgeschätzt wie kein Mensch zuvor. Mein sprachliches Talent kam durch unseren Briefwechsel zum Tragen und gelang zur Entfaltung. Mit unserem Austausch erreichten meine Gedanken eine neue Tiefe, was mir so vorher nicht bewusst war. Ihr bedeuteten meine Ratschläge sehr viel und sie fühlte sich von mir besonders gut verstanden und schätzte meine Weitsicht auf das Leben.

Sie begegnete mir auf Augenhöhe und das war sehr bedeutsam für mich. Sie hatte Abitur gemacht und befand sich im Religionspädagogik Studium und das bewunderte ich. Ich fühlte mich allerdings vollkommen gleichwertig, wenn ich mich nicht in einer Depression befand und dadurch in Selbstzweifel geriet. Ich erlebte von Anfang an ein sehr vertrautes Verhältnis. Ich übernachtete bei ihr im Studentenwohnheim und wir tanzten dort das erste Mal zu Gothic Musik und stellten dabei fest, dass wir auch die große Leidenschaft des Tanzens miteinander teilen konnten. Das Tanzen war und bleibt eine treibende Kraft zwischen uns. Sie begleitete mich hindurch die Manien wie auch Depressionen ohne an unserer Beziehung zu zweifeln und ich erfuhr so viel Herzenswärme.

Ich stellte ihr Vertrauen allerdings auch hin und wieder in Frage. Es mangelte mir an Selbstliebe und manchmal konnte ich es mir einfach nicht vorstellen ihr eine wirklich gute Freundin sein zu können. Sie beteuerte mir das immer wieder, hatte viel Geduld mit mir und war nicht nachtragend. Freundschaft bedeutet eben auch Arbeit und es ist wichtig die Welt mit den Augen der Freundin sehen zu können und eine andere Perspektive einzunehmen. Natürlich ist es auch erforderlich Raum für entsprechende Kritik zu lassen und sich somit auch weiterzuentwickeln. Was den eigenen Lebensweg betrifft muss man nicht immer mit allem übereinstimmen sondern viel mehr beratend zur Seite stehen, wenn es notwendig ist. Es müssen auch nicht alle Interessen übereinstimmen, jedoch sollte es Schnittstellen geben.

Ein paar Jahre nach dem Kennenlernen meiner Freundin trat eine weitere Frau in mein Leben und auch zu ihr entstand eine treue Freundschaft. Da sie ebenfalls in Dresden wohnt können wir uns sehr oft sehen. Mit ihr kann ich tiefsinnige Gespräche führen und sie entgegnete mir immer mit Wertschätzung. Ich mag vor allem ihren derben Humor und ihre ungeschönte Offenheit und Ehrlichkeit. Während schweren Episoden blieb auch sie stets an meiner Seite und reflektierte mit mir meine Gedanken und Handlungen um mir damit Denkanstöße und Lösungsvorschläge bei Problemen aufzuzeigen. Es gibt aber auch Missverständnisse und Meinungsverschiedenheiten zwischen uns bei denen wir hitzig diskutieren und kein Blatt vor den Mund nehmen. Glücklicherweise lassen sich diese Dinge meist schnell aufklären ohne das etwas zwischen uns steht.

Die Nähe zueinander entsteht durch das bewusst machen der Stärken und Schwächen des Anderen, sich mit allen Ecken und Kanten zu zeigen. Es ist so schön, wenn man miteinander reift und die verschiedenen Lebensphasen gemeinsam durchlebt.

Ich möchte mich an dieser Stelle bei meinen Freundinnen für ihre liebevolle Begleitung bedanken. Ihr bereichert mein Leben unermesslich groß. Ich liebe euch aus tiefstem Herzen.

Bipolar und Schwangerschaft

Ich möchte euch meine persönliche Meinung zu diesem Thema schildern.

Bis zu meinem 27. Lebensjahr war ich der Überzeugung ein Kind bekommen zu wollen. Als jedoch eine weitere Episode eintrat schloss ich eine Schwangerschaft aus. Ohne eine langfristige Stabilität sah ich für mich keine Möglichkeit eine solch große Verantwortung zu übernehmen. Ich wollte es auf keinen Fall erzwingen und meinen einstigen Kinderwunsch auf Biegen und Brechen durchsetzen. Zudem wurde bei mir 2011 ein PCO Syndrom vom Frauenarzt diagnostiziert und dies würde bedeuten, dass eine Schwangerschaft risikoreicher ist und eine entsprechende medikamentöse Therapie von Nöten. Diese Diagnose schockierte mich und ich war sehr traurig, denn es erschien mir als eine große Hürde, welche nicht so leicht zu überwinden sein würde. Der Umstand würde mich noch viel mehr Kraft kosten. Wie schon berichtet trat ein Jahr später eine Episode ein und das Problem war gelöst. Mein lieber Ehemann unterstützte mich in dieser Entscheidung und stand mir zur Seite.

Im Universitätsklinikum gibt es eine Spezialsprechstunde für psychische Erkrankungen in Schwangerschaft und Postpartalzeit. Gewiss ist das eine äußerst hilfreiche Begleitung, denn es erfolgt dabei eine kontrollierte Umstellung der Medikamente und auch ein psychotherapeutisches Angebot. Ich muss ehrlich sagen, dass ich es nicht gut finde, wenn Frauen die viele Episoden durchlebten und immer wieder Stimmungsschwankungen haben sich eine Schwangerschaft wünschen. Das ist nur meine Auffassung mit dieser ich niemanden verurteilen möchte, denn es lässt sich nicht pauschalisieren. Jeder befindet sich in einer anderen Lebenssituation und Angehörige können eine riesige Stütze sein wie vieles Andere.

Ich denke aber, dass vor allem die Verschiebung des Biorhythmus eine große Schwierigkeit mit sich bringt. Selbst wenn es mit Vorsicht und Unterstützung professionell angegangen wird. Des weiteren muss die Medikation wieder angepasst werden und das kann auch problematisch sein, weil die Balance erneut hergestellt werden muss. Ich würde mir das nicht zutrauen und hätte immer Angst keine ausreichende Bindung zu meinem Kind aufbauen zu können. Was wäre, wenn ich doch eine stationäre Behandlung brauchen würde und dann getrennt von meinem Kind sein müsste. Wer kann schon voraussehen welche Probleme anschließend auftreten könnten, denn Kinder können sich viele Verhaltensweisen abgucken, die für sie ungünstig sind.

Ein kritischer Punkt ist außerdem, dass die Krankheit zu 10% bis 20% vererbt werden kann. Ich könnte es mir nicht verzeihen, wenn mein Kind ebenfalls unter einer bipolaren Störung zu leiden hätte. Wahrscheinlich würde ich mein Kind in „Watte packen“ was sicher sehr ungünstig für die Entwicklung ist. Jedenfalls fühle ich mich unter diesen Begebenheiten für ein Leben mit Kind nicht gewachsen und bin mir aber sicher, dass meine Lebensqualität nicht darunter leidet. Momentan vermisse ich nichts obwohl es auch sein kann, dass ich mich später doch nach einem Kind sehne.

Ich wünsche jedem, dass er den rechten Weg für sich findet ob mit oder ohne Kind.

Offizieller Song der Grünen Schleife

Ich möchte mit Euch den Song „Hier ist was in Bewegung“ von „David Floyd“ teilen.

Beim erstmaligen Anhören hat er mich zu Tränen gerührt. Währenddessen schossen mir Gedanken zu meinem Krankheitsverlauf durch den Kopf und die Sehnsucht nach solch einer hilfreichen Anteilnahme, die ich in meiner Jugend unbedingt gebraucht hätte. Ich wünsche gerade den Jugendlichen, dass sie dadurch eine bessere Möglichkeit haben mit der jeweiligen Erkrankung umzugehen und sich damit nicht verstecken zu müssen. Ich erfuhr leider von Erwachsenen und Kindern Ablehnung, niemand interessierte sich wirklich für mein Problem. Kaum jemand konnte sich in meine Situation hineinversetzen, es war in der Gesellschaft nicht akzeptiert und das war für mich an vielen Stellen sehr stark spürbar. Umso größer beeindruckt mich die heutige Art der Auseinandersetzung mit dem Thema. Diese soll für das bessere Verständnis von psychisch erkrankten Menschen Weichen stellen, dass es eben nicht länger eine abnorm darstellt.

Hier der Link:

Veröffentlicht in: Musik

Für welche Eigenschaften und Fähigkeiten bin ich meiner Erkrankung dankbar

Eine Aufzählung:

– Empathie in besonders hohem Maße

– hohe emotionale Intelligenz

– intensives Erleben meiner Gefühlswelt

– kommunikativ sein

– kreativ sein

– stets reflektiert zu sein

– Probleme gut bewältigen zu können

– wohlwollenden Begleiter aber auch Kritiker wahrnehmen zu können

– Offenheit gegenüber Menschen und große Toleranz und Akzeptanz

– gute Menschenkenntnis und Lebenserfahrung

Grüne Schleife

Vergangene Woche habe ich mir die „Grüne Schleife“ bestellt. Durch ein Interview in der Zeitschrift „in Balance“ der DGBS bin ich auf diese Aktion aufmerksam geworden. Die grüne Schleife steht für Akzeptanz für psychische Erkrankungen und die damit einhergehende Enttabuisierung. Das Aktionsbündnis Seelische Gesundheit hat dies im Sommer 2019 ins Leben gerufen. Ich empfinde es als einen großen Schritt, dass psychische Erkrankungen durch diese Initiative eine positive Aufmerksamkeit erfahren. Im Moment bin ich mir noch unklar bei welchen Ereignissen ich die Grüne Schleife tragen würde. Am Ende zählt wohl eher, dass jeder Einzelne mit deren Besitz ein Zeichen setzt ohne es unbedingt permanent offen tragen zu müssen. Bei meinem nächsten Termin in der Ambulanz der Psychiatrie nehme ich mir vor die Schleife sichtbar zu machen und bin gespannt wie mein Psychiater darauf reagiert.

grueneschleife.com

(1998, Sept. – Dez.) Ergänzung, Erlebnisse in der Psychiatrie

Den ersten Psychiatrieaufenthalt verbrachte ich im Alter von 13 Jahren in der Kinder- und Jugendpsychiatrie Wechselburg. Voran ging meine erste manische Episode, die mich zunächst in die Notaufnahme in Freiberg führte und im Anschluss in die Psychiatrie. Die Einweisung erfolgte durch die Kinderklinik. Ich hatte anfangs keine Ahnung was mit mir geschah, denn ich fand mich an einem völlig fremden Ort wieder. Ich fühlte mich wie in einer Parallelwelt, welche mitnichten mit meinem vorhergehenden Leben vergleichbar war. Bisher war ich nicht länger als eine Woche von zu Hause weg gewesen und jetzt sollten es 4 Monate sein.

Meine Erinnerungen an diese Zeit sind vage und stellen nur einen kleinen Streifzug durch das Erlebte dar.

In den ersten Wochen durften mich meine Eltern an den Wochenenden nur besuchen bis ich später samstags abgeholt und sonntags zurück in die Psychiatrie geschafft wurde. Man legte mich in ein Doppelzimmer und teilte dieses mit einem 17 Jahre alten Teenager. Wir sprachen kaum miteinander, aufgrund meiner Depression wusste ich auch einfach nicht was ich erzählen sollte. Ich hatte ausschließlich negative Gedanken und zog mich meist in mich zurück. Ich fasste kaum Kontakt zu den Mitpatienten und fühlte mich als Außenseiterin. Wenn ich mich in einer Depression befinde fällt es mir grundlegend schwer zu sprechen. Meine Sprache ist verlangsamt und die Worte hören sich schwerfällig an. Ich bin meist stumm und dies wird leider auch oft damit verwechselt, dass man in gewisser Weise minderbemittelt ist. Meine Mitpatienten hielten mich sicher für dumm und mieden weitestgehend meine Gegenwart.

In dieser Zeit sprach ich das erste Mal mit einer Psychologin, keiner wusste warum ich depressiv und manisch wurde also suchte man nach Gründen. Leider mussten sich meine Eltern damit auseinandersetzen und den Fragen stellen. Für mich war damals schon glasklar, dass es nichts mit meinem Elternhaus zu tun habe. Ich sah mich als Übeltäter, der die eigene Familie in Verwirrung und starke Veränderung brachte. Dementsprechend zweifelte ich stark an der Liebe meiner Eltern und meinte, dass ich als Tochter quasi wertlos sei.

Es wurde entschieden, dass ich ab sofort Medikamente nehmen würde auch wenn die genaue Diagnose zu diesem Zeitpunkt unklar war. Des Weiteren erinnere ich mich an die Kunsttherapie in der wir zu Musik malen sollten. Es kam vor, dass mir nichts einfiel und ich mich dafür schämte und quälte. Solche Erfahrungen verstärkten die Depression aufgrund von Versagensängsten. Ich war dazu angehalten ein Stimmungstagebuch zu führen. Tag für Tag starrte ich auf ein weißes Blatt Papier, welches beschrieben werden musste. Ich gab mir Mühe dieser Pflicht nach zu kommen, doch wusste ich nicht wie ich meine Gefühle ausdrücken sollte, denn ich spürte mich nicht wirklich. Also schrieb ich wahllos ein paar Zeilen, mit denen ich mich aber nicht identifizieren konnte. Die Reflektion meiner Stimmung brachte mir rein gar nichts, denn ich verstand mich und meine Gefühlswelt dadurch nicht besser. Dies war mir zu abstrakt. Einmal die Woche musste ich den Saunagang über mich ergehen lassen. Die Teilnahme war ein absolutes Muss obwohl ich dies regelrecht hasste und mich innerlich dagegen sträubte. Vielleicht sollte es mir Entspannung bringen, ich konnte den Sinn dahinter nicht erkennen. Letztendlich hat mich das traumatisiert und ich würde niemals wieder eine Sauna betreten. Die Krankenschwestern machten mit uns auch diverse Ausflüge. Besonders gut erinnere ich mich an eine Fahrradtour wofür sich meine psychische Verfassung gar nicht eignete, denn ich hatte ständig das Gefühl die Balance zu verlieren und in den Abgrund zu stürzen. Ich sagte natürlich nichts von meinen Problemen.

Jede Beschäftigung stellte eine große Herausforderung dar, so auch der Unterricht in der Klinikschule. Meine Leistungen waren viel schlechter als gehabt und dem Misserfolg gab ich mich hin. Die negativen Gefühle nahmen zu, ich fühlte mich für alles Geschehene schuldig und fragte mich, ob ich wohl jemals wieder ein normales Leben führen könne. Die Zeit zog sich und oft dachte ich, dass es noch viele Kilometer bis zum Ziel seien und eigentlich unerreichbar für mich. Ich verspürte lange Zeit absolut keine Fortschritte und war völlig hoffnungslos. Niemand konnte mir in dieser verzwickten Situation helfen, ich musste ganz allein da hindurch. Ich selbst bezeichnete mich als verrückt und abnorm. Mit diesem Vorurteil würde ich die nächsten Schuljahre konfrontiert sein.

Ich kann sagen, dass sich ich im Dezember eine Verbesserung meiner Stimmung einstellte und erstmals Lichtblicke wahrnahm, Druck und Ängste fielen von mir ab. Ich hatte auch wieder Spaß beim Singen und ließ mich sogar dabei filmen. Meine Person wurde von den Krankenschwestern bemerkt, in einer positiven Weise und ich konnte mich erbauen. Bei dem Gedanken an die Rückkehr in meine Schulklasse wurde es mir nicht mehr bange sondern ich sah dem positiv entgegen. Die depressive Episode nahm tatsächlich ab und ich durfte mit Beginn der Weihnachtsferien endlich entlassen werden.

Der Psychiatrieaufenthalt war unbedingt erforderlich gewesen und hat zu meiner psychischen Stabilität beigetragen. Ich befand mich zuvor in einer ausnahmslosen Krise und keiner wusste was wirklich mit mir passierte. Die Klinik brachte die nötige Intervention. Ich hatte dort Ruhe und konnte mich wieder auf den richtigen Weg machen.

Zweijähriges Jubiläum der Stabilität

Was für ein Geschenk, ich habe seit zwei Jahren keine einzige Episode zu verzeichnen. Ich bin mächtig stolz auf mich und unendlich dankbar dafür. Es ist mir tatsächlich gelungen wirklich ausgeglichen zu sein und in mir zu ruhen. Um das zu erreichen muss ich eine hohe Disziplin an den Tag legen. Folgende Maßnahmen sind für einen Rückfall relevant: Die Einnahme der Medikamente, den gesunden Biorhythmus bei zu behalten und somit ausreichend zu schlafen. Des Weiteren die Tagesstruktur aufrechtzuhalten, denn Routine gibt mir Sicherheit. In meinem Fall ist es auch wichtig, dass ich mich keiner zu hohen körperlichen Belastung aussetze, weil sich das zwangsläufig negativ auf meine Psyche auswirkt. Natürlich ist Bewegung gesund, denn es werden vermehrt Endorphine ausgeschüttet und das wirkt stimmungsaufhellend. Im Allgemeinen versuche ich unnötigen Stress zu vermeiden, in dem ich mir nicht zu viele Aufgaben auf einmal vornehme sondern mir ausreichend Zeit dafür nehme und mich nicht unter Druck setze. Ich kann das mittlerweile sehr gut regulieren und somit verhindere ich eine Reizüberflutung. Da ich ein Mensch bin der viel nachdenkt, ist es für mich wichtig diesen ungefilterten Gedanken Raum zu lassen um es gut verarbeiten zu können.

Ausschlaggebend für die Prävention ist die regelmäßige ärztliche Kontrolle und Beratung. Eine große Hilfe ist für mich der Austausch mit Freunden und Familie, so können vermeintliche Probleme analysiert werden was mir eine Entlastung schafft. Ein liebevolles Miteinander ist dabei die Voraussetzung. Neben den alltäglichen Pflichten ist es mein Bestreben den Ausgleich durch Freizeitbeschäftigungen zu schaffen um in einer inneren Balance zu bleiben.

Während den zwei Jahren gab es verschiedene Situationen, die meine Stabilität auf die Probe stellten, welche ich jedoch durch die oben genannte Vorgehensweise gut bewältigen konnte. Zum Einen durchlebte meine Mutter von Dezember 2020 bis November 2021 eine mittelschwere Depression. Ich stand ihr täglich zur Seite in dem ich ihr immer wieder am Telefon gut zuredete oder wir uns besuchten. Die emotionale Bindung zu meiner Mutter ist enorm und das Leid dadurch groß. Oft konnte ich es nur schwer aushalten und war nach einem Telefonat sehr traurig und niedergedrückt. Die mehrfach wiederkehrenden Schlafstörungen waren ein Störfaktor, den es galt immer wieder zu bezwingen. Ein weiteres Hindernis bezog sich auf den Trommelunterricht, den ich im November 2020 begann. Mein damaliger Lehrer stellte meine Leistung in Frage, obwohl ich erst wenige Stunden absolvierte. Er machte mir immer wieder klar, dass ich zu langsam sei und er sich wunderte dass ich es trotzdem versuchte. Diese Erfahrung war äußerst schmerzlich. Ich ließ mich allerdings nicht unterkriegen auch wenn es viel Kraft kostete und ich mich teilweise in meinen Gedanken gefangen fühlte. Mit dem Lehrerwechsel konnte ich mich in meinem Spiel entfalten, Aufatmen und mit dem Erlebten abschließen.

Bedeutsame Liedtexte

Vergiss es nie

Dieses Lobpreis Lied wurde mir mit der Bekehrung zu Jesus bekannt, es rührt mich besonders stark an. Während schweren Zeiten in der Psychiatrie sang ich das Lied oft und manchmal auch in Begleitung von anderen Patienten.
Es schenkte mir Hoffnung und die Bestätigung meines Seins.

Veröffentlicht in: Musik

Selbstwert erkennen und festigen

Der Grundstein für einen mangelnden Selbstwert wurde bereits in meiner Kindheit gelegt als ich mich im Widerspruch mit meiner Persönlichkeit befand.
Vor der ersten depressiven Episode war ich auch schon sehr kritisch mit mir und traute mir weniger zu, das steigerte sich später zwangsläufig.
Das in Frage stellen der eigenen Intelligenz, die damit verbundenen Talente und auch des Aussehens spielten eine übergeordnete Rolle in meinem Leben.
Dabei war es für mich ausschlaggebend wie meine Familie, Freunde, Mitschüler, Lehrer oder Vorgesetzten über mich dachten, sie bestimmten augenscheinlich meinen Wert.
Im Hinblick auf alle anderen Menschen fühlte ich mich stets als Versagerin und weniger begabt.
Die eigene Einschätzung übertrug ich auf mein Umfeld.
Es war quasi eine selbst erfüllende Prophezeiung, die Überzeugung dass es so eintritt wie ich es mir im Vorhinein dachte.
In der Schulzeit verglich ich mich stets mit den anderen Mitschülern und war mit meinen Leistungen unzufrieden, obwohl ich keinen Grund dazu hatte.
Egal wie gut ich auch in den Klassenarbeiten abschnitt, es genügte mir nicht und brachte mir keine Steigerung des Selbstwerts.
Ich unterschätzte mich maßlos und fühlte mich von den Anderen nicht so recht angenommen und gemocht.
Die Leistungen und Talente meiner Schwester nahm ich übersteigert wahr, in meinen Augen war sie in jeder Hinsicht die Bessere von uns beiden. Sie probierte viele Dinge aus, die ich mir beileibe nicht zutraute. Es fehlte mir dafür an Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen.


Intensiviert wurde es faktisch als es galt regelmäßig eine Psychiaterin zu besuchen.
Ich verspürte anschließend ein Schamgefühl und Nutzlosigkeit, dies wurde von meinen Mitschülern bestätigt indem sie mich beschimpften.
Meine Unsicherheit verstärkte sich ins Unermessliche.
Es gab auch Phasen in denen ich alles verdrängen konnte und fröhlich wirkte.
Ich konnte mich in dieser Zeit aber nicht wirklich erbauen und ein größeres Selbstvertrauen erlangen, im Vordergrund blieb stets der mangelnde Selbstwert.
Während meiner ersten Psychotherapie kam dieses Thema erstmals zur Sprache.
Ich sollte mich zunächst selbst einschätzen. Damals, ich befand mich in einer leichten Manie, war ich der Auffassung, dass ich einen sehr guten Selbstwert hätte.
Meine Therapeutin eröffnete mir schnell, dass dies ganz und gar nicht so sei.
Als wir uns gemeinsam meine Biografie anschauten wurde schnell klar wie es diesbezüglich wirklich um mich stand.


In manischen Episoden erfuhr ich ein übersteigertes Selbstbewusstsein und stellte meine Handlungen nicht in Frage. Sobald die Stimmung in eine Depression umschlug nahm ich meinen Selbstwert als noch schlechter wahr.
Eine angemessene Reflexion meiner vergangenen Erlebnisse und der heutigen Geschehnisse war erforderlich um genau zu schauen woher die Unsicherheiten kommen, welche Muster dahinter stecken.
Ich führte einen langen Kampf mit mir bis ich endlich zu mehr Selbstvertrauen gelangte und mich in mir gestärkt fühlte. Es wurden mir meine Stärken bewusster und ich konnte ernsthaft stolz auf mich sein.
Der Selbstwert muss intrinsisch angelegt sein und nicht durch die Bestätigung anderer Menschen.


Dieses Ziel erreichte ich erst im Alter von 28 Jahren als der Knoten langsam aber sicher platzte. Viele Etappen waren dafür erforderlich in denen ich mir meine Erfolge bewusst machte, ob als Ehefrau, Hausfrau, geschätzte Freundin und ehrenamtliche Mitarbeiterin.
Als ich dies verwirklichte konnte sich mein Selbstbewusstsein weiter festigen und auch auf einem ähnlichen Level bleiben.
Durch eine spätere Psychotherapie erlangte ich allerdings zu einem noch größeren Selbstvertrauen.
Die positive Sichtweise auf mich und meine Leistungen hält bis heute an, obwohl in einer depressiven Episode dieser zunächst erst einmal getrübt ist. Langfristig tut es dem keinen Abbruch.

Schlafstörungen

Aus aktuellem Anlass möchte ich meine Schlafstörungen thematisieren.
Seit dem ersten Lockdown im letzten Jahr ist mein Schlaf wieder ins Wanken geraten.
Nach der Entlassung aus der stationären Behandlung 2018 hatte ich keine Probleme mehr mit dem Schlaf gehabt, was ich sehr schätzte.
Mir war sofort klar, dass ich meinen Psychiater anrufen würde um eine Intervention zu erbeten und damit einer manischen Episode vorzubeugen.
Als ein heilsames Mittel hat sich die Einnahme von „Zopiclon“ erwiesen, welches für eine Stabilisierung sorgt und nach geraumer Zeit wieder abgesetzt werden sollte.
Bis zum zweiten Lockdown konnte ich somit größere Störungen vermeiden.
Dieses Mal nahm es einen erschwerten Verlauf und das zusätzliche Schlafmedikament musste zwei Monate lang eingepflegt werden.
Mein Trost war es, dass unter dieser Medikation schon einmal ein Ausbruch der Erkrankung verhindert werden konnte und es bestätigte sich erneut.
Vor zwei Wochen geriet mein Schlaf für sechs Tage außer Kontrolle und ich kontaktierte meinen Arzt, der mir empfiehl das „Zopiclon“ einzunehmen. Nach nur fünf Tagen setzte ich es wieder ab und schlafe seit dem sehr gut.


Die Voraussetzung für einen guten Schlaf ist, dass man seinen individuellen Biorhythmus stets beibehält.
Das ist wirklich unbedingt erforderlich.
Zur Unterstützung nehme ich vor dem zu Bett gehen das Medikament „Quetiapin“, welches zusätzlich ein Stimmungsstabilisator ist.
Ich lege mich 21:30 hin und es entfaltet seine Wirkung eine Stunde nach der Einnahme.
Für mich ist das der optimale Schlafrhythmus, den ich nach Möglichkeit immer einhalte.
Leichte Verschiebungen machen sich aber nicht negativ bemerkbar.
Es hat sich für mich über die Jahre herausgestellt, dass ich an ein bis zwei
Wochenenden im Monat meinen Biorhythmus auch mal um mehrere Stunden verschieben kann. Ich bin dankbar, dass ich dadurch ausgelassene Tanznächte erleben kann.
Ich werde nach wie vor wachsam sein und sofort eingreifen, wenn ich eine Veränderung bemerke.

(31-2020) Corona und Schlafstörungen

Während dem ersten Lockdown entwickelte sich eine starke Schlafstörung.
Natürlich reagierte ich sofort darauf und kontaktierte meinen Psychiater.
Er setzte ein Schlafmedikament an und selbst damit dauerte es sehr lange bis ich ruhiger schlief. Die Einschlafzeiten zogen sich mehrere Stunden. Es belastete mich, doch glücklicherweise blieb meine Stimmung ausgeglichen und hatte keinen solch großen Einfluss auf mein tägliches Leben.
Die Einschränkungen der Pandemie trafen mich nicht so hart, weil ich wusste was Entbehrung und Verzicht bedeutet. Auf Dauer beispielsweise kein Konzert oder Tanznacht erleben zu können war mir sehr vertraut, besonders wichtig war mir die Ruhe zu bewahren und nicht zu viel nachzudenken.
Ich fütterte mich deshalb auch nur mit wenigen Informationen zum Thema Corona.
Meiner Familie und Freunde ging es auch gut. Sie behielten ihren Arbeitsplatz und blieben zunächst gesund.
Nach dem ersten Lockdown im Mai sollte das WGT nicht stattfinden sondern lediglich ein kleiner Mittelaltermarkt, diese willkommene Abwechslung wollte ich mir nicht entgehen lassen. Ich fuhr nach Leipzig und nahm mir ein Hotel, ich genoss diese Zeit sehr.
Im Juni reisten wir nach Bayern an den Chiemsee. Leider fand ich in den Nächten kaum Schlaf und das Schnarchen von Christian beeinflusste diesen zusätzlich.
Da ich keine Ruhe fand mussten wir eine Nacht früher abreisen.
Zuhause bekam ich dann den ersehnten Schlaf und er stabilisierte sich zunehmend.
Und auch im August beehrte ich Leipzig mit meiner Gegenwart. Besonders schön war das Badeerlebnis mit meiner Freundin und ihrem Sohn am „Cossebauder See“.
In meinen Trommelunterricht stieg ich im Oktober wieder ein.
Allerdings wechselte ich den Lehrer nach 5 Stunden, weil er meinem Empfinden nach kein wirkliches pädagogisches Geschick besaß. Mit meinem heutigen Lehrer bin ich sehr zufrieden und gehe wöchentlich zum Unterricht. Das Trommeln bereitet mir riesigen Spaß und Freude und ich bin gespannt inwieweit ich das Instrument irgendwann beherrsche.
Im November besuchte ich meine Eltern und es stellte sich heraus, dass meine Mutti positiv getestet ist, deshalb musste ich in Quarantäne. Ich durfte keinerlei Kontakt zu Christian hegen was mir schwer fiel. Insgesamt überstand ich diese Zeit gut und erst im Anschluss begannen wieder einmal meine Schlafstörungen. Das lag sicher an den Veränderungen durch den erneuten Lockdown, denn ich durfte nicht mehr zur Arbeit gehen.
Mein Arzt verschrieb mir abermals ein Schlafmittel mit dem sich die Schlafqualität leider nur sehr langsam verbesserte. Ich musste sehr geduldig sein.
Das Weihnachtsfest verbrachten wir bei meinen Eltern und Schwiegereltern,
es war ein harmonisches Beisammensein.
An Silvester kam meine liebe Freundin zu uns und es gab Fondue.
Wir hielten einen regen Austausch und das neue Jahr konnte kommen.

(30-2019) Hochzeitsreise und Stabilität

Leider hielt die gewonnene Stabilität im Januar nicht weiter an, wie sehr hatte ich gehofft diese Qual endlich hinter mich gebracht zu haben.
Im März besuchte ich mit meiner Freundin ein Konzert von „Brendan Perry“ in Leipzig.
Ich übernachtete wieder im Hostel. Ich hatte den Abend gut durchgehalten, ein weiterer wichtiger Schritt war getan.
Und damit nicht genug, denn zwei Monate später erlebte ich meine erste Tanznacht nach langer Zeit der Abstinenz. Ich wagte es, obwohl ich noch nicht wirklich stabil blieb. Es war jedoch befreiend für meinen Geist und Seele. Ich würde nun wieder regelmäßig tanzen gehen.
Wir unternahmen eine Reise zum Bodensee, während dieser fühlte ich mich ausgeglichen und nahm an es geschafft zu haben. Leider fiel die Stimmung wieder und ich musste weiter um eine Stabilität kämpfen. Im Juli holten wir unsere Hochzeitsreise in die Toskana nach.
Ich fühlte mich sehr gut und dem vermeintlichen Stress gewachsen. Dieser Urlaub war mit Abstand der Schönste den wir bisher erleben durften. Es passte einfach alles, das Hotel, der Strand, die beeindruckenden Sehenswürdigkeiten und das gute Essen.
Eine weitere Unternehmung machten Christian und ich an die Müritz und auch dort konnte ich mich entspannen und grübelte weniger als sonst.
Im Anschluss an dieser Urlaubsreise gewann ich tatsächlich an Stabilität, die bis heute andauert. Ich wurde erlöst von all dem Leid und das war zunächst schwer zu fassen, denn das Vertrauen darin wuchs langsam aber sicher. Irgendwann denkt man nicht mehr so oft an die schweren Zeiten sondern lebt viel mehr in der Gegenwart und auch die Zukunft hat nur einen geringen Stellenwert. Ich arbeitete mittlerweile drei Tage im Seniorenheim.
Die Therapie blieb bis Ende des Jahres ein wichtiger Bestandteil in meinem Leben, dort konnte ich Erlebtes mit Hilfe meiner Therapeutin reflektieren. Ehrlich gesagt brauchte ich die Unterstützung nunmehr kaum, zog aber bis zum Schluss für mich das Beste daraus.
Ich wollte mir einen großen Traum erfüllen und Unterricht an einer afrikanischen Trommel namens „Djembé“ nehmen. Zunächst nahm ich an einer Probestunde teil und entschied mich dann regelmäßig Unterricht zu nehmen, darauf folgten drei Unterrichtsstunden.
Im neuen Jahr sollte es eigentlich weiter gehen doch mein Lehrer wurde krank.
Ich fuhr im November ein weiteres Mal nach Leipzig um mit meiner Freundin ein Konzert zu besuchen. Wir hatten großen Spaß und blieben im Anschluss noch ein wenig um zu tanzen.
Mein letztes Konzert bis heute erlebte ich kurz vor dem Jahreswechsel und setzte viel Energie in mir frei.
Silvester verbrachten wir mit einem befreundeten Paar in einer Ferienwohnung in Tschechien.
Wir harmonierten sehr gut miteinander und verlebten eine kostbare Zeit.

(29-2018) Wechselbad der Stimmungen

Die Stabilität hielt leider nur zwei Wochen an und ein weiteres letztes EKT wurde ambulant durchgeführt. Es fiel mir sehr schwer ein weiteres Mal die Station betreten zu müssen.
Ende April besuchten mich meine Freundin und ihr Sohn. Ich konnte die Zeit genießen und meine depressive Verstimmung löste sich.
Ein paar Tage hielt die ausgelassene Stimmung an bis ich erneut in ein tiefes Loch stürzte. Drei bist fünf Tage konnte ich das Gleichgewicht halten bis ein erneuter Schub eintrat. Im Juni wurde mir klar, dass eine Psychotherapie eine große Hilfe sein könne. Meine Mutti machte sich im Internet nach meiner damaligen Therapeutin schlau und fand einen Internetauftritt von ihr. Sie bot mir eine fünfstündige Therapie an und wollte mir mittels der EMDR Therapie (Gehirnhältentraining) helfen. Bereits nach zwei Stunden war sie der Meinung, dass vorrangig eine Krisenintervention nötig sei.
So zeigte sie mir verschiedene Skills, welche ich in einer Notsituation anwenden solle. Nach mehrmaligem Ausprobieren kam ich zu dem Entschluss, dass dies keine Wirkung erzielte. Leider hatte meine Therapeutin kein Verständnis für meine Sicht und gab mir zu verstehen, dass sie mir nicht helfen könne.
Als ich schließlich Herrn Ritter um eine Psychotherapie bat reagierte er sofort.
Es vergingen gerade mal zwei Wochen und ich konnte meine erste Therapiestunde
wahrnehmen. Seit August ging ich wöchentlich zur Therapie.
Wichtig war mir das Führen eines Stimmungskalenders um den Verlauf von stabilen Tagen und Verstimmung genauer im Blick zu haben.
Im Juli begann ich auch wieder mit meiner ehrenamtlichen Arbeit, die ich zweimal die Woche für drei Stunden ausführte.
Ich wurde von meinen Kollegen sehr gut aufgenommen und es gab keine unangenehmen Fragen.
Trotz das es mir oft schlecht ging hatte ich nach getaner Arbeit keine Kopfschmerzen.
Ich hielt das Arbeitspensum sehr gut aus.
Den Gottesdienst mieden wir weitestgehend, weil die teils erzwungenen Gespräche lästig waren
und vor allem dem Pastor die Empathie fehlte.
Im August starteten wir den Versuch für eine Übernachtung nach Rathen zu fahren.
Wir schauten uns auf der „Felsenbühne Rathen“ das Musical „Zoro“ an.
Der Tapetenwechsel hatte mir gut getan.
Kurze Zeit später fuhren wir zwei Tage nach Erfurt. Seit Rathen hatte ich durchweg gute Tage gehabt.
Schließlich wagte ich einen weiteren Schritt und reiste allein mit dem Zug nach Leipzig. Ich nahm mir in der Nähe der Wohnung meiner Freundin für zwei Tage ein Zimmer in einem Hostel. Ich fühlte mich recht wohl, obwohl es mir am Tag davor wieder einmal sehr schlecht ging.
Am Abend traf ich mich mit meiner Freundin in einer Bar und war sichtlich gelöst und aufgedreht. Ich spürte erstmals wieder mein wahres Selbst.
Die Feier anlässlich des 55. Geburtstages meiner Schwiegermutter stand im September bevor. Ich empfand große Aufregung, denn seit der Hochzeit hatte ich die Familie von Christian nicht mehr wieder gesehen.
Ich grübelte während wir zu Besuch waren und konnte mich dennoch über das Wiedersehen freuen.
Im September entschloss ich mich wieder in einem Fitnessstudio anzumelden, denn eine sportliche Aktivität würde mir gut tun.
Ich hatte noch immer „Tavor“ in meiner Medikation, dieses sollte aber langsam abgesetzt werden.
Langsam setzte ich das Medikament ab und bekam leider starke Suizidgedanken und musste den Akutarzt in der Klinik aufsuchen. Es wurde sofort wieder eindosiert.
Ab Dezember konnte ich mich für vier Wochen stabilisieren, obwohl ich Weihnachten gegenüber große Bedenken hegte. Es verlief aber alles friedlich, endlich konnte ich Weihnachten genießen.
An Silvester gingen Christian und ich ins Kino und in ein Restaurant essen.
Ich war stets bedacht wenig Stress zu haben und mich zurück zu nehmen, wenn es erforderlich ist.

(28-2017/2018) Manische Episode und Depression

Christian veranlasste eine Aufnahme auf die geschlossene Station.
Ein großes Glück war, dass ich mich freiwillig einweisen lies.
Erst auf Station zeichnete sich eine psychotische Manie ab.
Christian wollte ich die ersten zwei Wochen nicht sehen.
Ich meinte gegenüber dem Pflegepersonal sogar, dass er Alkoholiker sei und mit meiner Freundin fremdgehen würde.
Eine sehr gute Freundin erzählte mir viel von meinem wahnhaften Verhalten auf Station.
Ich sang wohl viel und anhaltend und dachte dabei an zwei Taizé Lieder, welche mir sehr am Herzen liegen.
Ich projizierte verschiedene Personen aus meiner Vergangenheit auf das Pflegepersonal.
Einen Pfleger verglich ich mit dem Vater einer Freundin, welcher auch diesen Namen trägt. Er war bei unserer Hochzeit anwesend und wir sahen uns dort das erste Mal.
Er ist ebenso wie der Pfleger tätowiert. Dies manifestierte sich in meinen Gedanken. Eine Internetbekanntschaft, die mich in jungen Jahren sehr geprägt hat, projizierte ich ebenso auf diesen Pfleger.
Da gab es aber keinerlei ersichtliche Vergleichspunkte.
Besonders Namen hatten eine große Irritation in mir ausgelöst, gab es beispielsweise Vornamen mehrmals auf Station dann war das gleich eine Katastrophe für meinen Geist.
Ich verglich diese dann mit den Namen meiner Familie, Freunden, Bekannten und prominenten Menschen. Ich dachte, dass mein Name aufgrund der Schreibweise mit K ein Indiz gegen meinen Glaube an Gott sei. Als ich von einer Mitpatientin erfuhr, dass sie mit Ch geschrieben wird schlussfolgerte ich sofort sie müsse deshalb gläubig sein.
Es gab auch die Situation als ich fixiert werden musste, weil ich mich selbst gefährdete. Ich verweigerte
die Medikamenteneinnahme, weil ich der Annahme war, dass man mir damit Schaden wolle und es quasi nicht zur Heilung führen sondern es krank machen würde.
In meinem Zimmer sah ich überall Wanzen und redete mir ein, dass ich überwacht werden würde.
Die Pfleger/innen wollten angeblich mein Handy durchsuchen und meine Kontakte über meine Krankheit aufklären, genauso werde auch das Internet (Youtube) davon in Kenntnis gesetzt.
Ich malte außerdem sehr viel und war dann der Meinung, dass mir meine Stifte und auch Zeichnungen geklaut wurden.
Ich nahm auch an, dass die Pfleger/innen diese aus meinem Schließfach klauten.
Wenn es um Lebensmittel ging war ich beispielsweise bei Joghurt und Teesorten der Meinung, diese nicht essen zu dürfen und schaute dabei auf die jeweiligen Markennamen und sah dahinter eine Gefahr.
Ich hatte Schwierigkeiten zu meinem Glauben zu finden.
Dahingehend fühlte ich mich schuldig Böses getan zu haben und nannte mich kurze Zeit „Königin der Juden“.
Ich dachte weiterhin ausländerfeindlich zu sein, obwohl mich ein Bekannter aus Kurdistan mehrfach besuchte.
Als ich ein Poster an der Tür von der Sozialarbeiterin erblickte bildete ich mir ein mich nicht mehr auf meine gewohnte Weise kleiden und schminken zu dürfen.
Es waren darauf mehrere Künstler zu sehen darunter auch der Mann meiner ehemaligen Chorleiterin. Ich lernte ihn im Sommer zum Grillfest kennen.
Eine weitere abgebildete Künstlerin erinnerte mich an mich selbst.
Ich achtete bei dem Pflegepersonal und Patienten darauf, ob sie rauchten, eine Brille trugen, was für eine Frisur sie hatten, welcher Schmuck und Kleidung getragen wurde und ob sie gepierct und tätowiert waren.
Aus diesen Kriterien zog ich merkwürdige Schlüsse, wie z.B. dass Menschen die eine Brille tragen automatisch schlau sind.
Ich glaube, es gab noch vielerlei Irritationen an die ich mich selbst jedoch nicht erinnern kann.

Es kam der Umschwung auf eine depressive Episode, die wahnhaften Gedanken waren nun gedämpfter. Zwei Monate hielt ich mich auf der geschlossenen Station auf und wurde dann auf die Offene verlegt. Ich zog mich in mich zurück.
Christian besuchte mich jede Woche und später übernachtete ich am Wochenende Zuhause. Er hielt zu mir, obwohl es eine herausfordernde Situation darstellte. Da ich eine schwere Depression durchlebte, die unter der Behandlung mit Psychopharmaka nicht abklingen wollte, entschieden sich die Ärzte für eine „Elektrokrampftherapie“. Bei der unter Narkose und unter Muskelentspannung durch eine kurze elektrische Reizung des Gehirns ein Krampfanfall ausgelöst wird.
Tatsächlich hellte sich meine Stimmung nach jeder Behandlung auf und ich fühlte mich gelöster ohne anhaltendem Grübeln.
Nach ca.20 EKT´s trat ein größerer Erfolg ein und es hieß, wenn ich mindestens eine Woche stabil bleiben würde könne man über eine Entlassung nachdenken.
Im April nach 8 monatigem Aufenthalt auf der Depressionsstation wurde ich entlassen.

Bis August 2019 würde ich allerdings mit starken Stimmungsschwankungen zu kämpfen haben.

(27-2017) Kirchliche Trauung

Die Hochzeitsvorbereitungen liefen auf Hochtouren.
Der Opa von Christian, der pensionierter Pastor ist, sollte uns trauen.
Ich kümmerte mich um eine passende Hochzeitslocation, einem
„Hochbehälter“ in Ockerwitz, ein ganz wundervoller Ort nahe einem Kornfeld.
Meine Chorleiterin empfahl mir Musikerinnen, mit denen ich mich in Kontakt setzte. Ein Mitglied des Chores machte mich mit einer Fotografin bekannt,
ich traf mich mit ihr und wir sprachen über ein Probeshooting.
Im April machten wir bei den Elbschlössern ein paar Probeaufnahmen. Unsere Fotografin brachte viele unterschiedliche Requisiten mit was uns sehr überraschte. Wir konnten in andere Rollen schlüpfen, so bekam Christian einen Zylinder auf und ich einen Blumenkranz auf den Kopf.
Die Bilder sind wunderschön geworden und wir freuten uns eine solch begabte Fotografin zu haben.
Eine Cateringfirma wählte ich auch aus und gemeinsam mit Christian legte ich die Speisen fest.
Mit einer Konditiorin sprach ich über meine Wünsche was die Hochzeitstorte anbelangte.
Mein Hochzeitskleid suchte ich in einem Verleih mit meiner Freundin aus Leipzig aus.
Ich konnte mich relativ schnell entscheiden und war mit meiner Wahl sehr zufrieden.
Den Anzug kauften wir für Christian in einem Bekleidungsgeschäft und wurden sehr gut beraten.
Um von der Kirche zur Location zu gelangen wollte Christian ein Gefährt mit Chauffeur mieten.
Die Einladungen entwarf und verschickte ich. Mit einer Freundin aus der Oberlausitz besprach ich die Tischdekoration und sie bastelte Schmetterlinge aus Papier dafür. Ich war für ihre Hilfe dankbar. Unsere Fotografin kümmerte sich um die Blumendekoration in der Kirche und Location.
Für den Abend lud ich einen DJ der Gothic Szene ein, der Tanzmusik auflegen sollte.
Trotz der vielen Aufgaben kam ich in keine Stresssituation und ließ mir Zeit.
Leider befand sich meine Mutti in einer depressiven Episode, das warf einen dunklen Schatten über alles. Emotional war ich befangen und konnte mich nicht richtig entspannen, denn ich war stets für sie erreichbar. Meine Schlafstörungen hielten weiter an, obwohl Therapie und Medikation gut aufeinander abgestimmt schienen. Es sollten zu viele Stressoren sein, wie es sich am Ende herausstellte. Ich hätte im Nachhinein noch besser auf mich aufpassen sollen.
Meine Haare ließ ich mir vor dem Hochzeitstag schneiden und am Samstag nur frisch frisieren.
Die Fotografin hielt schließlich alles bis zum Abend fotografisch fest. Sie weilte stets in unserer Nähe, was wir sehr schätzten.
Anschließend fuhren wir zu den Elbschlössern wo wir von ihr fotografiert wurden.
Wir fühlten uns beim Posieren sehr wohl und unsere Freude war groß, wir lachten viel.
Danach ging es zur Kirche in Bühlau und alle Gäste fanden sich ein um den Kirchraum zu betreten.
Christian und ich schritten bedächtig zum Altar, begleitet von den Blicken unserer lieben Gäste.
Es war ein sehr emotionaler Moment als wir Platz nahmen und Christians Opa uns empfing.
Die musikalische Umrahmung passte wirklich sehr gut. Nach Beendigung der Trauung holte uns unser Chauffeur ab und wir fuhren durch die Stadt bis nach Ockerwitz. Das war wirklich ein einmaliges Erlebnis für uns gewesen.
Als wir bei der Location ankamen wurde groß gefeiert, alles lief nach Plan und sehr harmonisch ab. Ich fühlte mich ausgesprochen gut und gedanklich bestens sortiert und das war auch für die Anderen gut spürbar. Es gab keinerlei Vorzeichen für das was in den nächsten Tagen geschah.
Ich tanzte bis ca. 2h und fand schwer in den Schlaf. Schließlich bekam ich Halluzinationen, die ich in dieser Form nie zu vor erlebt hatte. Am Morgen war ich ziemlich stark gereizt. Das Zubereiten des Frühstücks und das Aufräumen kostete mich viel Kraft und Energie.
Ich dachte jedoch, dass sich das von selbst wieder regulieren würde. So benötigte ich vielleicht einfach nur Ruhe, dem war aber nicht so.
Auf einmal war ich der Annahme, dass mir vertraute Menschen Böses wollen und sah überall Gefahren auf mich lauern. Ich steigerte mich immer weiter hinein und wurde aggressiv. Zuletzt glaubte ich, dass selbst meine Mutti gegen mich ist.
Christian war der Meinung, als sich die Situation zuspitzte, dass ich mich schleunigst in der Psychiatrie vorstellen solle und wurde dann auf die geschlossene Station eingewiesen.
Die geplante Hochzeitsreise in die Toskana musste Christian stornieren.


Eine lange Behandlungszeit stand mir bevor.

(26-2016) Friedliches Jahr

2016 war ein ruhiges und gutes Jahr auch wenn Opa kurz vor seinem 80. Geburtstag verstarb.
Ich wechselte mein Ehrenamt, weil ich mit der Arbeitsauffassung einer Alltagsbegleiterin nicht länger zurecht kam. Bei einer ehrenamtlichen Tätigkeit ist es mir sehr wichtig, dass alle Gegebenheiten stimmen und ich diese mit reinem Gewissen vertreten kann.
Ich muss mich auch wirklich wohlfühlen und es als sinnstiftend empfinden.
Die alten Menschen betreute ich noch immer gern und wollte bei diesem Klientel bleiben. Kurze Zeit arbeitete ich in einem Altenheim der Vitanas GmbH und Anfang 2017 bei der Caritas.
Christian und ich entschieden uns dafür eine neue Gemeinde kennenzulernen.
Wie bereits in Zittau sollte es eine Pfingstgemeinde sein. Uns gefiel der lebendige Gottesdienst mit Lobpreis, ich gehörte zum Chor. Leider hatte ich während einem Gemeindefest eine Auseinandersetzung mit einem Gemeindemitglied. Er konnte es nicht akzeptieren, dass ich mich als Christ zur Gothic Szene gehörig zählte. Es war sehr schlimm für mich und wir verließen diese Gemeinde und gingen zurück.
Seit 2009 besuchte ich das erste Mal wieder das Wave-Gotik-Treffen. Ich schlief zwar bei meiner Freundin aber ihr fehlte der Freiraum um mich begleiten zu können.
So war ich die meiste Zeit allein unterwegs,
es fiel mir nicht schwer mit den anderen Gruftis in Kontakt zu treten und führte gute Gespräche.
Ich genoss die Konzerte und Tanznächte.
Des weiteren war ich auf Chorsuche und fand letztendlich einen aufregenden Chor mit einer sehr begabten Leiterin. Ich nahm an einer Probestunde teil und gehörte ab sofort dazu. Wir sangen Lieder aus aller Welt und in verschiedenen Sprachen. Ich hatte jedes Mal großen Spaß beim gemeinsamen Singen.
Christian und ich fuhren für ein paar Tage nach Prag, ich liebe diese wunderschöne Stadt sehr. Wir stießen zufällig auf eine „Magische Grotte“ in der ein Maler seine Zeichnungen ausstellte.
Es war ein großes Glück, denn mir gefiel die Malerei und der Ort ausgesprochen gut, die Musik von einer meiner Lieblingskünstlerinnen erklang.
Zuletzt tauschte ich ein paar Worte mit dem Künstler. Ich denke immer wieder gern an diese zauberhafte Begebenheit zurück.

(25-2015) Suizid Oma, mütterlicherseits

Dieses Jahr sollte ein tragisches Jahr werden, denn meine Oma nahm sich durch eine Überdosis Tabletten das Leben.
Wir waren darauf absolut nicht vorbereitet, es gab keine direkten Anzeichen.
Es sollte allerdings ein neuer Lebensabschnitt beginnen, weil Opa inzwischen so pflegebedürftig war und Oma dies ohne Hilfe nicht mehr stemmen konnte.
Ein Wechsel in ein Pflegeheim sollte geschehen, womit Oma nicht wirklich einverstanden war.
Wir können nur mutmaßen weshalb Oma den Freitod wählte, einen Abschiedsbrief gibt es nicht.
Vor allem für Mutti und ich stellte das eine psychisch herausfordernde Situation dar. Opa bezog ein Seniorenheim ganz in der Nähe des Hauses meiner Eltern.
Ich wollte deshalb in keine depressive Episode rutschen, immerhin hatte ich seit 1,5 Jahren keine Stimmungsschwankungen mehr gehabt.
Aufgrund starker Schlafstörungen seit geraumer Zeit wollte ich sowieso eine Psychotherapie beginnen. Mein Psychiater hatte das hinausgeschoben und nahm es wohl nicht ernst genug, wie ich im Rückblick feststellen muss. Durch die aktuelle Lage jedoch bekam ich sofort eine Therapie in Aussicht gestellt. Zusätzlich kontaktierte ich einen Pfarrer der evangelisch-lutherischen Kirche, der mich seelsorgerisch begleiten würde.
Ich fühlte mich sehr gut umsorgt und beraten.
Glücklicherweise erlitt ich keine Depression sondern konnte das Geschehene gut aufarbeiten. Die Therapie und Seelsorge blieb auch 2016 ein wichtiger Bestandteil.
Ich bin bis heute ausgesprochen dankbar dafür.

Es gab aber auch schöne und wertvolle Momente, so gebar meine liebe Freundin aus Leipzig einen Sohn. Nur ein paar Tage später besuchten wir sie und trafen uns ein weiteres Mal beim Wave-Gotik-Treffen zu einem Gottesdienst.
Außerdem verreisten wir ein paar Tag nach Berlin, besonders in Friedrichshain fühlten wir uns heimisch und wollten Szene Läden und Kneipen ausfindig machen.
Eine Gothic Kneipe hatte es Christian angetan und wir verbrachten zwei Abende dort.

Wir besuchten regelmäßig den Gottesdienst der evangelisch-methodistischen Kirche und bekamen schnell Anschluss.
Ich meldete mich im Fitnessstudio an und trainierte mindestens zweimal die Woche, was mir sehr gut tat.
In ein Ehrenamt wollte ich mich weiterhin einbringen und entschied mich für ein Pflegeheim des DRK. Ich fand mich schnell in meine Arbeit hinein und war stets motiviert.
Mit den Kollegen verstand ich mich auch gut, sie gaben mir das Gefühl dazuzugehören ohne Vorurteile oder jegliches.
Später gab es allerdings Probleme, welche ich im nächsten Kapitel schildern werde.

(24-2014) Umzug nach Dresden

Im neuen Jahr hatte ich mich wieder gefangen und ich erreichte die gewünschte Stabilität.
Ich wechselte mein Ehrenamt und begann, bis zum Umzug im August, in einem Pflegeheim zu arbeiten.
Vorher konnte ich es mir nicht vorstellen alte Menschen zu betreuen aber ich interessierte mich schließlich für dieses Klientel.
Bisher hatte ich in diesem Bereich noch keine Erfahrungen weiter sammeln können.
Es war also eine Herausforderung mich hineinzufinden und Kontakt zu den Alten aufzubauen.
Mit meinem emphatischen Verständnis gelang mir dies relativ schnell.
Ich führte Gespräche, las vor und begleitete sie nach draußen.
Aufgrund des geplanten Umzuges hatte ich allerhand zu tun, ich
startete die Wohnungssuche und schaute mir auch eine allein an.
Es ergab sich die Möglichkeit, dass mich Christian für eine Besichtigung von zwei weiteren Wohnungen begleiten konnte. Wir verliebten uns sofort in eine Wohnung, vor allem weil die Lage optimal war, glücklicherweise bekamen wir diese und Erleichterung und große Freude trat ein.
Der Umzug verlief problemlos und nahezu stressfrei, ein neuer Lebensabschnitt würde beginnen.
Wie sehr freute ich mich, dass ich ab sofort meine Freundin öfter traf.
Ich fühlte mich schnell in meiner Wahlheimat angekommen und freute mich über all die Vorzüge, die diese wunderschöne Stadt zu bieten hat. Außerdem beruhigte es mich, dass die psychiatrische Klinik jetzt unweit von unserem Zuhause lag.
Unsere Stubentiger lebten sich auch gut ein und gerade der Balkon reizte sie. Christian hatte einen sehr guten Arbeitsplatz gefunden, der ihn ausfüllte.

(23-2013) Entfaltung und Stimmungsschwankungen

Ende Januar wurde ich aus der stationären Behandlung entlassen.
Meine Stimmung war mittlerweile vollkommen stabil und ich fühlte mich ausgeglichen.
Ich konnte das Leben wieder genießen und war voller Energie und Tatendrang.
Das Ehrenamt beim Kinderschutzbund musste ich nach einem Gespräch mit meinen Kollegen beenden.
Daraufhin suchte ich mir eine neue Stelle bei der „Lebenshilfe“.
Ich arbeitete in einem Freizeitclub, welcher verschiedene Angebote für Menschen mit körperlicher- und geistiger Behinderung darbot, wie Spielnachmittage, gemeinsames Kochen und Essen, Backen, Basteln u.v.m. Ich fand schnell Anschluss, hatte Spaß bei meiner Arbeit und empfand es als erfüllend ohne jeglichen Zweifel.
Im Mai wollten meine Freundin und ich ein kleines Rockfestival in Sebnitz besuchen. Leider spielte das Wetter nicht so richtig mit und es regnete die meiste Zeit.
Über unsere Unterbringung in einer verkommenen Jugendherberge waren wir schockiert, denn wir befanden uns mutterseelenallein in der „Pampa“ und hätten nachts sicher keine Ruhe gefunden.
Wir einigten uns also, dass wir die Nacht durchmachen und den frühesten Bus nehmen würden.
Als wir in Dresden ankamen fühlten wir uns wie „Zombies“. Ich hatte diese ungeplante Aktion jedoch gut überstanden ohne Schaden zu nehmen, natürlich ist solch eine Handlung keinesfalls empfehlenswert.
Einen Monat darauf erlebte ich mit meiner Freundin aus Leipzig ein wundervolles Open Air Konzert in der „Jungen Garde“. Es spielte „Dead Can Dance“, wir waren ziemlich aufgeregt und unsere Freude riesengroß. Vorher aßen wir gemütlich im „Carolaschlösschen“ im „Großen Garten“ und ließen die Seele baumeln.
Im selben Monat führte es Christian und mich nach „Swinemünde“, an der polnischen Ostsee.
Diesen Urlaub konnte ich unbefangen verbringen. Vorher zweifelte ich oft an meiner Intelligenz und ob ich nicht zu wenig von den Dingen verstand, die mir entgegen schlugen.
Das war nun anders und ich konnte wahrlich meinen Geist entfalten. Ich ließ mich beispielsweise begeistert auf ein Theaterstück ein oder eine Ausstellung.
Ich kann wirklich sagen, dass seit dem mein Selbstwert gestärkt wurde.
Von dem Besuchen der Pfingstgemeinde schrieb ich bereits. Wir nahmen seit Sommer regelmäßig an den Gottesdiensten teil und schlossen uns auch einem Hauskreis an wo wir uns einmal pro Woche zur Bibelarbeit zusammen fanden. Wir verstanden uns sehr gut mit den anderen Teilnehmern und öffneten uns in den Gesprächen.
Im September litt ich auf einmal wieder an heftigen Stimmungsschwankungen.
Zwei Wochen fühlte ich mich depressiv, dann zwei Wochen ganz normal.
Dies wechselte sich bis Ende des Jahres ab und kostete mich viel Kraft. Die Enttäuschung war jedes mal groß, wenn die Stimmung doch wieder kippte. Manchmal verlor ich die Hoffnung und wusste nicht wie lange ich das noch aushalten würde.

(22-2012) Standesamtliche Hochzeit und depressive Episode

Im April entschlossen wir uns eine weitere Katze, namens Cleo, aus dem Tierheim zu holen.
Andy nahm sie liebevoll auf und bot ihr Schutz, denn sie war sehr menschenscheu und versteckte sich unter dem Bett.
Einer Empfehlung nach meldete ich mich in einem Fitnessstudio für Frauen an und trainierte dort regelmäßig.
Ich entschied mich im Sommer ein Ehrenamt beim „Kinderschutzbund“ zu machen.
Mich interessierte die Arbeit mit „schwierigen“ Jugendlichen, denen im „offenen Treff“ Freizeitangebote zuteil worden. Meine Aufgabe war das Begleiten und Betreuen.
Der Gottesdienst in der Evangelisch-methodistischen Kirche sagte uns auf Dauer nicht zu, deshalb wollten wir eine Pfingstgemeinde kennenlernen. Wir fühlten uns sofort wohl und schätzten den Lobpreis, zunächst gingen wir nur einige Male hin.

Unsere standesamtliche Hochzeit sollte am 18.08.2012 in Oybin stattfinden.
Christian und ich bevorzugten es die Hochzeit ohne unsere Familien zu feiern.
Anschließend fuhren wir nach Berlin um da ein paar Tage zu verbringen.
Ich fühlte mich schnell gestresst und mit den vielen Reizen überfordert. Natürlich
gab es auch schöne und entspannte Momente.

Anfang Oktober schlitterte ich in eine depressive Episode, die sich vorher nur leicht andeutete.
Ich empfand mich als schwermütig und der Antrieb verminderte sich und das war mir die ganze Zeit über nicht völlig fremd gewesen.
Im Universitätsklinikum war ich nach wie vor alle zwei Monate bei meinem Psychiater in Behandlung. Ich übernachtete an diesen Wochenenden bei meiner lieben Freundin und genossen unsere gemeinsame Zeit, gingen tanzen und führten tiefsinnige Gespräche.
Die große Entfernung von Zittau nach Dresden stellte für eine schnelle Intervention eine Hürde dar.
Ich blieb besser mit meinem Problem allein als einen zusätzlichen Termin wahrzunehmen.
Es war mir unangenehm meinen Arzt um Hilfe zu bitten und dachte, das müsse ich allein aussitzen mit der Hoffnung, dass es sich bessern würde.
Schließlich wurde ich immer ängstlicher und traute mich nicht mehr zur Arbeit und selbst das Einkaufen war mir zu viel. Ich versuchte allerdings meinen Tag zu strukturieren in dem ich einen Tagesablauf über die jeweiligen Aktivitäten schrieb. Ich wusste, wie wichtig Bewegung ist und spazierte an der „Mandau“ entlang, es kostete jedes Mal Überwindung.
Manchmal lockerte sich dabei meine Grübelei und es machten sich positive Gedanken breit, leider hielt das nur kurze Zeit an bis ich mich wieder verspannte.
Mitte Dezember entschloss ich mich für eine stationäre Behandlung, denn ich konnte diese Phase ohne professionelle Unterstützung niemals überwinden.
Der Aufenthalt würde 6 Wochen andauern.

(21-2011) Umzug nach Zittau

Die letzten Monate in Dresden arbeitete ich ehrenamtlich für die Diakonie im „Betreuten Wohnen“.
Ich bereitete das Kaffeetrinken vor und leistete Gesellschaft bei Spielrunden, im Anschluss mussten die Böden gewischt werden. Diese Arbeit machte mir großen Spaß und erfüllte mich, ich bekam nur positive Resonanz.

Christian befand sich mittlerweile im 3. Ausbildungsjahr und sein Ausbildungsbetrieb bot ihm im Anschluss eine Festanstellung. Der Vertrag würde sich auf 3 Jahre belaufen.
Für mich stand sofort fest, dass ich nach Zittau umziehen würde und wir unsere erste gemeinsame Wohnung beziehen.
Mir war dabei ausgesprochen wichtig, dass wir definitiv zurück nach Dresden ziehen würden.
Der Umzug gestaltete sich relativ stressfrei, am Abend gingen wir mit Christians Vater entspannt essen und bummelten über das Stadtfest.
Wir waren voller Freude über unser wunderschönes Heim, jedes Zimmer hatte eine andere Wandfarbe. Ich äußerte den Wunsch eine Katze aus dem Tierheim zu holen, für das wir genügend Platz und Zeit hätten.
Im Oktober besuchten wir jenes und wir entschieden uns für einen schwarz weißen Kater namens Andy. Ich war überglücklich solch ein Fellknäuel bei mir zu wissen.
Bei der Arbeitsagentur wollte ich aufgrund einer Erwerbsminderungsrente ein Gutachten veranlassen. Der Antrag musste bei der deutschen Rentenversicherung gestellt werden um ein Bewilligungsverfahren einzuleiten. Im darauffolgenden Jahr kam es schließlich zur Begutachtung durch einen Psychiater. Die gesundheitlichen Einschränkungen meiner Erkrankung wurden als erheblich eingeschätzt und einer Rente wurde ab 2012 stattgegeben.
Das brachte mir eine große Erleichterung, denn ich war nicht länger von Agentur abhängig.
Christian und ich besuchten hin- und wieder den Gottesdienst der Evanglisch-methodistischen Gemeinde. Die vergangenen 5 Jahre besuchte ich kaum einen Gottesdienst, wenn wir zu Besuch bei meinen Schwiegereltern waren gingen wir allerdings mit in die Kirche.
Besonders gespannt war ich natürlich auf das Szene Leben in und um Zittau. In dem Club „Neo“ wurden Gothic Partys veranstaltet und dort lernte ich eine ältere Frau kennen und wir trafen uns öfter bei ihr. Sie hatte ein vereinnahmendes Wesen, was ich anfangs nicht bemerkte.
Ich freute mich darüber Anschluss bekommen zu haben.
Sie empfahl mir eine schwarze Tanzlocation in Ebersbach, die „Alte Fotofabrik“ und wir nahmen sie mit dem Auto mit dorthin.
Christian begleitete mich auch nach Görlitz in das „Nostromo“, denn ich brauchte ihn als Fahrer.
Er hatte aber auch Spaß beim Tanzen und sah es als keine bloße Pflicht an.
An den Wochenenden machten wir beispielsweise Ausflüge ins Zittauer Gebirge, nach Oybin, an den See von Olbersdorf, Liberec in Tschechien, Herrnhut und Bautzen. In unserem neuen Wohnumfeld gab es viel zu entdecken.

(20-2010) Mangelnder Selbstwert

Am 02.01 kauften wir uns einen Verlobungsring.
An meinem 25. Geburtstag lud ich meine Familie nach Dresden ein, vorher kümmerte sich immer meine liebe Mutti um alles. Ab sofort bekochte ich meine Gäste selbst.
Mit meinen Freunden veranstaltete ich einen heiteren Karaoke Abend.
Ich hatte noch immer starke Stimmungsschwankungen und oftmals keinen Antrieb.
Manchmal fiel es mir schwer zur Arbeit zu gehen. Es kam auch vor, dass ich anrief, weil es später werden würde. Meine Kollegen wussten um meine Erkrankung und zeigten Verständnis.
Eine enorme Überwindung kostete es mich, wenn ich einen Termin bei der Arbeitsagentur wahrnehmen musste und mir suggerierte wie nutzlos ich sei.
Ich traute mir insgesamt wenig zu und es mangelte an einem guten Selbstwert.
Mit meiner Freundin erlebte ich wunderschöne DVD Abende. In ihrer Gegenwart fühlte ich mich frei und wertgeschätzt. Ich zweifelte weniger an mir und die Zeit mir ihr war einfach eine Wohltat, bei ihr ließ meine Unsicherheit nach. Ängste und Sorgen konnte ich stets äußern und wir suchten gemeinsam nach Lösungen. Im Juni reiste ich mit Christian nach Prag, ich war schnell gestresst und gereizt, denn
die vielen Reize belasteten mich auch wenn sie positiver Natur sind. Hin- und wieder ließ die Anspannung nach und war dankbar dafür. Mein Mann und ich führten eine erfüllte Beziehung zueinander auch wenn Hindernisse bewältigt werden mussten. Unser beider Liebe half uns darüber hinweg.

(19-2009) Beziehung zu Christian

Da sich meine depressive Stimmung nicht besserte ging ich im Januar für eine Woche in stationäre Behandlung. Ich erholte mich schnell und konnte mich stabilisieren.
Die Ausbildung war also keine Option mehr und ich trauerte dem nicht nach.
Eine Arbeit im sozialen Bereich sollte meine Berufung sein. Mittlerweile
bezog ich Hartz IV und musste beliebige 1Euro Jobs annehmen.
Wie die Tätigkeit in einem Callcenter, weil ich keinen einzigen Kunden in zwei Wochen von dem Produkt überzeugen konnte wurde mir gekündigt. Worüber ich sehr froh war, denn diese Arbeit empfand ich als absolut sinnfrei.
Einen weiteren Job übte ich im Büro der „Seniorenbegegnungsstätte Friedrichstadt“ der Volkssolidarität aus. Der Einsatz belief sich erst auf 9 Monate und arbeitete noch ein paar Monate zusätzlich bis Ende 2010.
Ich bewältigte eine 30 Stunden Woche, dieses Pensum würde ich heutzutage nicht mehr bewältigen können.
Die Kollegen waren sehr nett und ich fühlte mich wohl.
Ich kann mich an die verschiedenen Aufgaben nur schwer erinnern.
Es ging vordergründig um die Verwaltung der Senioren, die an verschiedenen Freizeitveranstaltungen teilnahmen und Unterstützung bezogen.
Anfang des Jahres lernte ich eine Frau kennen mit der sich eine tiefe Freundschaft entwickelte, wir sind bis heute sehr gut befreundet.


Den ersten Kontakt schloss ich zu meinem Mann über ein Forum für Christen mit Interesse an der Gothic Szene.
Ich antwortete umgehend auf seine Nachricht und es kam zu einem ersten Treffen in Dresden.
Er war mir von Anfang an sehr sympathisch und wirkte vor allem verständnisvoll,
wir führten eine tiefsinnige Unterhaltung.
Unser nächstes Treffen sollte ein Tanzabend im Bunker sein, eine Freundin begleitete uns.
Christian war viel zu früh in Dresden, deshalb bot ich ihm an, dass er in der Küche warten könne.
Ich weiß noch ganz genau, wie ich ihn ansah und mich in diesem Augenblick in ihn verliebte, zwei Wochen später kamen wir zusammen. Mein Mann machte eine Lehre zum Fachinformatiker und befand sich im ersten Ausbildungsjahr.
Zwei Wochen lang arbeitete er in Zittau und eine Woche hatte er in Dresden Berufsschule, in dieser Zeit übernachtete er bei mir. Die Sehnsucht und die Aufregung waren immer groß.
Christian war stets aufmerksam, ein guter Zuhörer, achtete auf meine Bedürfnisse und beteuerte mir seine Liebe.
Ich konnte ihm nur schwer vertrauen, fühlte mich wertlos und litt an Stimmungsschwankungen und bezweifelte oft seine Liebe. Da ich unzufrieden mit mir war reagierte ich aber auch gereizt und besaß eine gewisse Impulsivität.
Er hatte Verständnis für mich, wünschte sich aber mehr Stabilität und solle an mir arbeiten.
Meine Erkrankung stellte für ihn eine Herausforderung dar. Ich erzählte ihm viel über meine Krankheitsgeschichte, so konnte er sich besser in meine Lage einfühlen.
Im August bezog ich eine Wohnung und genoss die Ruhe, denn zuletzt gab es in der WG viele Streitigkeiten. Außerdem wollte ich mit Christian eine größere Intimsphäre.
Wir machten miteinander viele Ausflüge ins Umland von Dresden und er begleitete mich in den Bunker und auch zum Wave-Gotik-Treffen.
Meine Familie war von Christian begeistert und verstanden sich von Anfang an sehr gut.
Aufgrund schlechter Erfahrungen mit meinen damaligen Schwiegereltern verhielt ich mich gegenüber Christians Eltern ängstlich und zurückhaltend.
Eine von zwei Schwestern lernte ich bereits auf ihrem 18. Geburtstag 2006 kennen, zu dem sie mich in ihr Elternhaus einlud.
Es war wirklich ein sehr großer Zufall gewesen.
An Silvester hielt Christian um meine Hand an und wir verlobten uns.

(18-2008) Berufsbildungswerk SRH

Den besagten Mann besuchte ich letztendlich nur noch zweimal und dann trennten wir uns.
Wir hatten eine unterschiedliche Auffassung von Beziehung.
Ein weiteres Praktikum erfolgte im Diakonissenkrankenhaus im Gynäkologiesekretariat.
Meine Aufgabe war das Vervollständigen der Patientenakten und das Einpflegen von Daten in das hausinterne Verwaltungsprogramm.
Ich verstand mich gut mit meinen Kollegen und erfüllte meine Arbeit gewissenhaft.
Im Anschluss arbeitete ich in der Verwaltung der „Weißiger Werkstätten“.
Leider fehlte mir dort jegliche Konzentration und ich erledigte die geforderten Aufgaben fehlerhaft.
Meine Stimmung war getrübter und ich verspürte eine Verunsicherung.
Durch meine Chefin erfuhr ich kein Verständnis, meine Befangenheit wurde nur noch größer.
Ein letztes Praktikum leistete ich in der Verwaltung der „GEMA“. Anstehende musikalische Veranstaltungen nahm ich in das hausinterne Programm auf.
Zu der Zeit bahnte sich eine kurze Beziehung zu einem Mann an, die nur ein paar Wochen hielt.
Unser Mitbewohner zog im Mai aus. Von Juni bis August lebte ein Schauspieler bei uns, der eine Anstellung im Bärenzwinger hatte. Ich mochte ihn sehr und wir verstanden uns auch gut.
Das Theaterstück, „der heilige Gral“, schaute ich mir zweimal an. Anschließend zog in dieses Zimmer eine junge Frau ein.
Im August endete die Wiedereingliederung und meine Freundin und ich reisten für eine Woche nach London und York, ihre Verwandten lebten dort.
Während dieser Reise schlug meine Stimmung in eine Hypomanie um, man kann es auch leichte Manie nennen.
Wir redeten ausschließlich Englisch und weil ich das recht gut konnte steigerte dies meinen Selbstwert enorm.
Ich verhielt mich aggressiv und gereizt und meine Wahrnehmungs- und Leistungsfähigkeit war erhöht. Meine Freundin tadelte ich unaufhörlich und gab ihr zu verstehen, dass sie dumm sei da sie Probleme mit der Fremdsprache hatte. Es muss sehr hart für sie gewesen sein, denn sie konnte sich nur schwer erholen. Die gesamte Reise über konfrontierte ich sie mit Vorwürfen, was mir im Nachhinein natürlich unendlich leid tat. Sie zog daraus Konsequenzen und wollte zunächst keinen Kontakt mehr zu mir. Nach zwei Monaten entspannte sich die Lage wieder und sie verzieh mir. Der hypomane Zustand schwächte zum Glück relativ schnell ab.
Die Verhaltenstherapie endete im Sommer. Ich durfte meine Therapeutin jedoch den Rest des Jahre anrufen und um Rat fragen, was ich auch in Anspruch nahm.

Im September begann die 12- wöchige Eignungsabklärung für meine gewünschte Ausbildung zur „Kauffrau im Gesundheitswesen“ im SRH Berufsbildungswerk.
Es wurde das Schulwissen der 10. Klasse wiederholt und die Fächer wie Mathematik, Physik, Wirtschaftskunde und Deutsch wurden benotet.
Ich erhielt eine Betreuung durch die dortige Psychologin, mit ihr führte ich Gespräche über meine Leistungen und mein Befinden im Hinblick auf meine Eignung.
Schon nach den ersten Tagen kippte meine Stimmung enorm und ich konnte dem Unterricht kaum Folge leisten. In der Klasse fühlte ich mich schnell als Außenseiterin und verglich mich stark mit den anderen.
Wenn ich nach Hause kam war ich bedrückt und lief in der Wohnung auf und ab.
Eine depressive Verstimmung nahm ihren Lauf.
Meine Abschlussnoten und psychische Verfassung waren am Jahresende sehr schlecht und ich hätte mich so nicht für eine Ausbildung qualifizieren können, aber das wollte ich inzwischen auch gar nicht mehr.

(17-2007) Einzug in WG und berufliche Wiedereingliederung

Im Januar 2007 zog ich in eine Wohngemeinschaft.
Ich hatte mein eigenes Zimmer, Bad sowie Küche teilte ich mit meiner Mitbewohnerin und meinem Mitbewohner. An die Küche schloss sich ein Balkon an, welcher irgendwie von keinem von uns benutzt wurde.
Zu Fuße waren es nur 10min bis zur Neustadt, das war sehr praktisch, weil ich mich gern und oft in diesem Stadtteil aufhielt.
Mir gefiel mein neues Leben, welches sich ausschließlich auf meine Bedürfnisse konzentrierte.
Die Freundin, bei der ich zwei Monate übernachtet hatte, wurde eine gute Wegbegleiterin. Vor allem ihre kleine Tochter schloss ich in mein Herz.
Ich lernte über ein „schwarzes Forum“ eine liebe Frau kennen und freundeten uns an.
Wir unternahmen viel miteinander und ich fuhr zu ihr nach Meißen.
Mit ihr konnte ich wunderbar lachen. Manchmal verfielen wir regelrecht in Lachanfälle. Ich reiste aber auch viel nach Leipzig. Meine geschätzte Freundin pendelte an den Wochenenden von Österreich nach Leipzig um ihren damaligen Freund zu besuchen.
Wir gingen in die Moritzbastei, Villa und Darkflower tanzen.
Vor jeder Begegnung war ich immer sehr stark aufgeregt und konnte es kaum abwarten bei ihr in Leipzig zu sein.
Seit der Trennung von meinem Freund traf ich mich außerdem regelmäßig mit einer Schulfreundin aus der Realschule, die zu dem Zeitpunkt in Freiberg wohnte. Wenn ich in Freiberg war ging ich mit ihr ins Tivoli tanzen oder in den Studentenclub und Erdalchemistenclub. Brieflichen Austausch hielt ich mit meiner einst besten Schulfreundin, die in Erfurt wohnte.
Es war ihr Wunsch gewesen als sie von dem Tod meiner Schwester erfuhr.
Im Mai besuchte ich das erste Mal nach vier Jahren wieder das Wave-Gotik-Treffen, was ich sehr genoss.


Ein Ehrenamt absolvierte ich in einem Behindertenwohnheim der AWO.
Ich betreute die dortigen Bewohner an zwei Nachmittagen.
Mit meiner Therapeutin bereitete ich mich auf die berufliche Wiedereingliederung im August bei Kolping vor.
Meine Stimmung war insgesamt gehoben und ich war sehr ungeduldig mit mir.
Es gab kleine Stimmungsschwankungen. Mit der medikamentösen Einstellung konnte ich allerdings zufrieden sein.
Die Wiedereingliederung sollte zielführend sein für die anschließende Ausbildung zur „Kauffrau im Gesundheitswesen“. Meine Therapeutin wollte mich unbedingt dafür fit machen, obwohl meine Eltern daran zweifelten, weil sie wussten wie viel Kraft mich der letzte Versuch kostete. Wir waren eine kleine Gruppe an Teilnehmern und alle hatten wir eine andere Diagnose, die uns dazu zwang beruflich neu zu beginnen.
Mit einer Teilnehmerin und Teilnehmer fühlt ich mich besonders verbunden und wir trafen uns auch in unserer Freizeit.
Ich verhielt mich unruhig im Unterricht und ließ mich schnell ablenken.
Neben dem Unterricht lernten wir in einer Büro Übungsfirma.
Das erste Praktikum absolvierte ich im Frauenstadtarchiv und transkribierte die Geschichte einzelner Zeitzeugen, die die Bombardierung Dresdens miterlebten. Diese Arbeit machte mir viel Spaß und ich erledigte sie sorgsam. Durch das
Forum eines „Grufti Radios“ erhielt ich zu einem Mann Kontakt für den ich mich bald stark interessierte und wir oft miteinander chatteten und auch telefonierten.
Im Dezember trafen wir uns erstmals bei mir und er blieb für zwei Wochen, der Funke war übergesprungen.

(16-2006) Trennung und Psychotherapie

Im August 2006 trennte sich mein Freund von mir. Ich befand mich noch immer in einer manischen Episode. Ich ging wieder öfter tanzen, entdeckte den Gothic Club „Bunker“ für mich und hatte viel Freizeit, weil ich keiner regulären Beschäftigung nachging. Unser Zusammenleben gestaltete sich deshalb als sehr schwierig.
Zunächst war ich geschockt und traurig, konnte es aber relativ schnell verschmerzen.
Bis November wohnten wir noch zusammen und dann zog ich für zwei Monate zu einer Freundin.

Mit dem Tod meiner Schwester musste für mich eine wichtige Maßnahme ergriffen werden.
Es sollte vermieden werden, dass auch ich einen Suizid beging.
Eine psychotherapeutische Behandlung in Form einer Verhaltenstherapie stand im Sommer an, als die Manie etwas abgeklungen war, und erwies sich als die richtige Entscheidung.
Meine Therapeutin analysierte mit mir mein gegenwärtiges Verhalten, weniger das Vergangene und half mir dabei mich selbst und meine Handlungen zu reflektieren.
Bei Problemen mit Mitmenschen und schwierigen Situationen versuchte sie diese zu entkräften in dem sie mir Erklärungs- und Lösungsansätze anbot. Ich bekam damit eine differenzierte Sichtweise auf die Dinge und dem Umgang damit. Wir machten auch ein Kommunikationstraining, denn ich war immer sehr schnell mit meinen Äußerungen ohne vorher den Inhalt zu bedenken. Ein großes Ziel sollte eine berufliche Wiedereingliederung im Sommer 2007 sein.

(15-2006) Suizid meiner Schwester

Meine Schwester litt auch an einer bipolaren Störung.
Bereits in der Pubertät wurde sie verhaltensauffällig auch wenn es augenscheinlich nicht so stark ausgeprägt war wie bei mir. Sie wirkte sehr verschlossen und sprach nie über ihre Stimmungsschwankungen. Ich bemerkte bei ihre eine wachsende Unzufriedenheit.
Ihre schulischen Leistungen waren hervorragend, doch auf einmal wollte sie nicht mehr so gute Leistungen erbringen und schrieb absichtlich schlechtere Noten.
Mit dem Beginn ihrer Ausbildung zur Hotelfachfrau steigerten sich die Selbstzweifel und schon nach einem Tag brach sie die Lehrstelle ab und damit zwei weitere.
Die nächsten 3 Jahre fand meine Schwester keine Ruhe und Ausgeglichenheit.
Sie war zweimal in stationärer Behandlung und flüchtete von dort.
Meine Schwester hatte mehrere Suizidversuche hinter sich und äußerte oftmals ihre Suizidgedanken. Sie war ebenso wie ich in ambulanter Behandlung und wurde auch medikamentös eingestellt.
Am 15. Februar 2006 nahm sie sich kurz vor ihrem 20. Geburtstag durch eine Strangulation ihr Leben.

(14-2005) Heilerzieherin und depressive Episode

Im Januar 2005 feierten wir meinen 20. Geburtstag. Wir hatten extra eine Location gemietet und ein Catering bestellt. In der Nähe meiner Schwiegereltern fühlte ich mich stets befangen, unser Verhältnis war sehr schlecht, ich wurde von ihnen nie wirklich akzeptiert.

Im Juni standen schließlich die schriftlichen- und mündlichen Prüfungen an.
Ich erzielte durchschnittliche Ergebnisse, mit denen ich nicht zufrieden war und orientierte mich an den Leistungen meiner Mitschüler. Die Hauptsache war aber, dass ich die Ausbildung erfolgreich abschloss.
Im Juli ließ ich mich taufen.
Jetzt wo ich den Abschluss zur Sozialassistentin hatte, war es mir möglich eine Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin zu machen. Ich hatte lange überlegt und immer wieder gezweifelt ob ich solch eine Fachausbildung angehen sollte, denn ich wusste wie anstrengend dies werden könnte.
Ich würde noch einmal mehr gefordert sein als zuvor, dennoch entschied ich mich dafür und bewarb mich beim DRK. Meine Stimmung kippte bereits vor Beginn der Ausbildung.
Ich fühlte mich unfähig und hatte große Furcht vor dem was mich in der Schule erwartete und entwickelte eine schwere Depression. Gerade mal zwei Wochen hielt ich durch bis ich die Ausbildung abbrach. Ich hielt es nicht aus und ich litt sehr darunter, denn es erinnerte mich an den Abbruch der Ausbildung in Leipzig. Ich sah mich wieder damit konfrontiert, was meine Situation nur verschlimmerte. Mein Freund konnte mir nicht helfen, ich musste da ganz allein durch.
Aus meiner Verzweiflung heraus war ich nicht mehr fähig am täglichen Leben teilzunehmen.
Ich verbrachte den Tag meist im Bett mit grübeln, war vollkommen kraftlos und die kleinsten Aufgaben im Haushalt konnte ich nicht bewältigen. Aus heutiger Sicht hätte ich mich nach kurzer Zeit stationär aufnehmen lassen müssen, jedoch setzte ich mich dem Dilemma zwei Monate aus und natürlich wurde es so kein Stück besser sondern die Depression manifestierte sich.
Im November entschied ich mich endlich zu einer stationären Behandlung.
Durch die Therapien wurde ich körperlich und geistig aktiviert und meine Kraftlosigkeit löste sich etwas. Früh am Morgen musste ich am Morgensport teilnehmen was eine große Herausforderung darstellte. Und was geschah alsbald, weil es zuletzt immer solch eine Wende gab.
Es schloss sich ein manischer Zustand an. Ich blieb bis Februar 2006 auf Station und wurde anschließend eine Zeit lang tagesklinisch weiter behandelt.

(13-2004) Zweites Ausbildungsjahr Sozialassistentin

Mein Schulweg war nun deutlich kürzer. Ich fühlte mich wirklich glücklich mit dem Beginn des Einzugs, jedoch stritten wir schon bald viel miteinander. Für den Haushalt sollte ausschließlich ich verantwortlich sein. Da ich aber einen anstrengenden Schultag hatte, konnte ich dem nicht in dem Maße gerecht werden wie es eigentlich von Nöten war.

Ich möchte noch anführen, dass ich mich in einem Gottesdienst für Jesus entschied und damit zum evangelischen Glauben. In den Ferien fuhren wir nach Thüringen zu einem christlichen Festival.
In unserem Stadtteil besuchten wir regelmäßig den Gottesdienst.
Einmal pro Woche trafen wir uns mit den Geschwister der Gemeinde um miteinander über Glaubensfragen zu sprechen.
Außerdem fand in der Woche ein „Alpha Kurs“ statt in dem es um die Grundlagen des christlichen Glaubens ging.
Es konzentrierte sich also alles sehr stark auf das christliche Leben.
Meine eigenen Interessen konnte ich in dieser Zeit kaum ausleben. Wir gingen selten tanzen und kaum zu Konzerten.
Für meinen Freund war es selbstverständlich, dass ich mich nach ihm richtete.

Das Vertiefungspraktikum stand alsbald an, in einer Förderschule für körperlich- und geistig Behinderte Menschen. Ich war sehr zurückhaltend bei der Einführung in die neuen Aufgaben und traute mir wenig zu. Letztendlich konnte ich mich nicht entfalten sondern beäugte meine Leistung kritisch. Nach außen wirkte ich unsicher und nachdenklich und das sollte bis zur Beendigung des Praktikums im Sommer 2005 so bleiben.

(12-2003) Erstes Ausbildungsjahr Sozialassistentin

Im August 2003 begann meine zweijährige Ausbildung zur Sozialassistentin.
Die Schule befand sich in Dresden, deshalb musste ich jeden Morgen mit dem Zug dahin fahren.
Die Manie war inzwischen etwas abgeklungen und ich konnte mich auf den Unterricht konzentrieren. Ich machte keinen Hehl aus meiner Erkrankung und kommunizierte das ganz offen.
Für meine Mitschüler und auch Lehrer war das nicht wirklich nachvollziehbar.
Sie hatten auf jeden Fall Vorurteile gegenüber meiner Erkrankung, das spürte ich. Anfangs war mir das absolut egal.
Mein erstes Praktikum absolvierte ich in einem Fröbel Kindergarten. Ich hatte Probleme mit der Aufmerksamkeit und war leicht abzulenken, was meinen Kollegen missfiel.
In meiner Freizeit fuhr ich zu einem Mann, mit dem ich mich im Sommer bereits in Leipzig traf.
Dies sollte die letzte Reise jener Art sein und eine ruhigere Zeit brach an.
Ich hatte nach wie vor viel Kontakt zu dem Christen, von dem ich schon sprach.
Wir näherten uns immer mehr an und besuchten weiter Gottesdienste.
Meine liebe Freundin aus Moritzburg lernte auch meine Eltern und Schwester in Freiberg kennen.
Wir sahen uns regelmäßig und das tat mir sehr gut.
Mit dem Beginn des neuen Jahres 2004 endete die manische Episode. Ich fühlte mich ausgeglichener obwohl mein Selbstbewusstsein und Selbstwert sank.
Ich betrachtete mich nun kritischer auch meine schulischen Leistungen, die im Mittelfeld lagen.
Der Unterricht strengte mich an, denn ich hatte oft Kopfschmerzen und fühlte mich schwach.
Das Pendeln von Freiberg nach Dresden machte meine Situation nicht besser.
Ein weiteres Praktika führte mich in ein Wohnheim für Menschen mit körperlicher und geistiger Behinderung. Ich interessierte mich sehr für die Arbeit mit behinderten Menschen und wollte mich darin im zweiten Ausbildungsjahr vertiefen.
Das dritte Praktikum beging ich in einem Pflegeheim in Freiberg. Die pflegerischen Tätigkeiten forderten mich, meist konnte ich den Anforderungen nicht gerecht werden.
Meine Stimmung war gedrückt und ich fühlte mich körperlich geschwächt.

Zu meinem Kumpel entwickelte ich eine große Zuneigung und verliebte mich in ihn.
Im April kamen wir zusammen und führten eine Beziehung.
Er bekam einen Ausbildungsplatz als Gesundheits- und Krankenpfleger in einem Krankenhaus in Radebeul. Von ihm kam der Vorschlag, dass wir doch zusammen ziehen könnten und ich müsse nicht länger hin- und her fahren. Ich stimmte zu und wir bezogen im August unsere gemeinsame Wohnung.

(11-2003) Beendigung der stationären Behandlung

Nach der Entlassung im April führte ich die Bildungsmaßnahme fort.
Ein letztes Praktikum absolvierte ich in einer Werkstatt für geistig und körperliche behinderte Menschen. Es sollte mir für meine Ausbildung zur Sozialassistentin nützlich sein.
Mein Mietvertrag für die Wohnung in Leipzig lief erst im August 2003 aus, deshalb nutzte ich dies um dort Gäste zu empfangen. Zu Pfingsten fand das Wave-Gotik-Treffen statt und ich ließ Leute in meiner Wohnung übernachten, mit denen ich zuvor im Internet Kontakt hatte.
Die Ereignisse überschlugen sich, denn ich war immer auf Achse.
Ich wurde von einer Internetbekanntschaft zum Geburtstag eingeladen und reiste nach Regensburg. Seine Gesangskünste begeisterten mich und er spielte in einer Band.
Gleichzeitig hatte ich einen weiteren Mann über das Internet kennengelernt und wir führten eine kurze Beziehung.
Im Studentenclub in Freiberg sprach ich während des Tanzens einen Mann an und wir tauschten Telefonnummern aus. Wir riefen uns öfter an und es wuchs eine Freundschaft heran.
Mein Kumpel erzählte mir viel von seinem Glauben an Gott und wollte mit mir einen Gottesdienst besuchen, dem war ich nicht abgeneigt auch wenn ich Vorurteile hatte.
Ich erinnere mich wie wir uns vor einem Gottesdienst mit zwei jungen Frauen trafen, die uns begleiteten. Mit einer sympathisierte ich besonders, sie ist bis zum heutigen Tage ein sehr gute Freundin.
Sie studierte damals in Moritzburg Religionspädagogik und ich besuchte sie manchmal im Studentenwohnheim.
Wir teilten beide die Leidenschaft des Tanzens, gerade am Anfang verband uns das enorm.
Ich empfand sie als mein Gegenstück und entwickelte eine große freundschaftliche Liebe zu ihr.
Sie war und ist ein zauberhaftes Wesen und ich bin unendlich dankbar sie an meiner Seite zu wissen.
Ab August sollte ich auf meine schulische Ausbildung fokussiert sein.

(10-2003) Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie

Eine Aufnahme auf die Depressionsstation war schleunigst erforderlich gewesen.
Die Fachkompetenz der Ärzte schien ungemein groß.
Ab sofort wurde ich mit Lithium behandelt. Dieses Medikament gehört bei der Behandlung der bipolaren Störung zu den wichtigsten und wirksamsten. Es hat auch eine gute antisuizidale Wirkung. Anfänglich traten bei mir die Nebenwirkungen in Form eines Zitterns (Tremor), großem Durstgefühl und Gewichtszunahme auf. Es benötigte die richtige Dosierung.
Ein weiteres Medikament, das Quetiapin, wurde zusätzlich eindosiert wovon ich Mundtrockenheit und ebenfalls eine Gewichtszunahme erlitt. Ich nahm während der Behandlung 10kg zu.
Auf Station war ich sehr lebhaft und distanzlos.
So sprang ich einem Patienten beim ersten Sehen auf den Schoß.
Ich konnte den Ärzten, Therapeuten und dem Pflegepersonal nur schwer folgen. Ich fühlte mich getrieben und total überreizt. Die Musiktherapie und Ergotherapie konnte zunächst nur durch eine Einzeltherapie erfolgen, weil ich in der Gruppe unaufmerksam war und andere ablenkte.
Meine Kleidung wurde vor allem von dem Personal kritisiert. Die Löcher in meinen Strumpfhosen hielten sie für katastrophal. Heutzutage ist so etwas kein Thema mehr, damals schon.
Mein Äußeres wurde meiner Erkrankung zugeschrieben. Das hatte letztendlich aber rein gar nichts damit zu tun. Andere Gruftis trugen auch löchrige Kleidung und hatten deshalb zwangsläufig keine psychischen Probleme.
Ich war es leid mich zu erklären und kümmerte mich nicht um deren Kritik.
Während der Klinikzeit überlegte ich auf welchen Beruf ich Lust haben könnte. Ich wollte im Sommer eine neue Ausbildung beginnen.
Ich weiß auch nicht wie ich es im manischen Zustand schaffte eine Bewerbung an eine Berufsschule für Gesundheit und Sozialwesen in Dresden zu schreiben.
Da ich einen guten Realschulabschluss hatte bekam ich umgehend eine Zusage für die Ausbildung zur Sozialassistentin. Dies war eine realistische Entscheidung gewesen, weil ich die soziale Berufung noch heute ausübe. Es liegt mir viel mehr als die Arbeit im Büro.
Ich blieb für 6 Wochen in der Klinik, die Manie klang in dieser Zeit noch nicht ab.
Die Oberärztin behandelte mich anschließend ambulant.

(9-2002/2003) Zurück in Freiberg

Mitte November zog ich wieder bei meinen Eltern ein. Ich musste Leipzig hinter mir lassen, es ergab sich keine andere Möglichkeit. Da ich im Alter von 17 Jahren noch schulpflichtig war musste ich an einer berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahme in Chemnitz teilnehmen.
Mein Vater begleitete mich an meinem ersten Tag. Trotz meiner schweren Depression sollte ich keine Ruhe finden sondern voran schreiten und funktionieren. Es machten sich starke Ängste breit, als ich Anfang Dezember dorthin wechselte. Ich konnte keine Leistung bringen und zu den anderen Teilnehmern bekam ich keinen Kontakt. Von den Fahrten nach Chemnitz und einem 8 Stunden Tag fühlte ich mich ausgezehrt, aber es half nichts ich musste da durch und ließ es über mich ergehen.
Meinen 18. Geburtstag im Januar wollte ich eigentlich nicht feiern, denn ich verspürte eine Scheu gegenüber den Gästen. In meiner Körpersprache war ich wie versteinert und sprach kaum ein Wort.
Anfang Februar schlug die Depression in eine Manie um, das geschah wieder ganz plötzlich.
Wenn man endlich aus dem Dunkel ans Licht kommt ist die Freude riesengroß.
Ich suchte im Internet verstärkt nach Kontakten zu Männern.

Im Februar fuhr ich mit dem Zug nach Köln um mich mit einem Jungen in meinem Alter zu treffen.
Als ich in Köln ankam sprachen mich Punks an und ich schenkte ihnen etwas von meinen Medikamenten und folgte denen in eine Art Obdachlosencafé. Ich musste später feststellen, dass ich beklaut wurde. Einige Tage übernachtete ich im Elternhaus meiner Bekanntschaft und hatten Spaß miteinander.
Allerdings musste er an den Wochentagen die Schule besuchen und so beschäftigte ich mich mit mir selbst und machte Straßenmusik um für die Punks Geld zu sammeln.
Ich war völlig von der Rolle und die Manie steigerte sich, vor allem auch weil ich nur wenig schlief.

Im Rahmen der Bildungsmaßnahme standen Praktika an.
In Freiberg arbeitete ich im Eine Welt Laden und dem Studierendenbüro, jedoch musste ich beide Stellen vorzeitig abbrechen, weil ich mich unmöglich verhielt.
Ich sah die Manie als nicht bedrohlich an sondern empfand den Wechsel wie eine Erlösung von meinem Leid. Nun war die Episode nicht aufzuhalten und ich hatte keine Krankheitseinsicht, was die Behandlung sehr schwierig macht. Ich erfuhr durch meine Psychiaterin kein Verständnis, mir wurde regelrecht unterstellt, dass es eine böse Absicht meinerseits war.
Die Schuld sollte bei mir liegen und ich müsse mich zusammenreißen. Letztendlich wollte sie mich nicht weiter behandeln. Meine Eltern waren im ersten Moment hilflos.
Glücklicherweise stieß meine Mutter auf einen Flyer auf dem die Kontaktdaten von einer Oberärztin der psychiatrischen Institutsambulanz des Uniklinikums Dresden stand.
Diese Anlaufstelle sollte mein Rettung sein. Die Ärztin führte mit mir ein Diagnostikgespräch und stellte mir mit Gewissheit die Diagnose einer bipolaren Störung.
Kurz darauf wies sie mich im März auf die Depressionsstation ein.

(8-2002) 2. Ausbildungsjahr, Beginn einer depressiven Episode

In den Schulferien im August 2002 reiste ich mit meiner ehemaligen Schulfreundin nach Prag.
Ich fühlte mich während dem Urlaub wie im Vollrausch, die Reize überschlugen sich.
Meine Freundin war genervt von mir und konnte meinen Zustand nur schwer nachvollziehen.
Es gab oft Streit und unsere Freundschaft litt darunter. Sie wollte später keinen Kontakt mehr zu mir, was ich im Rückblick sehr gut verstehen kann. Gemeinsam hatten wir auch noch ein Gothic Festival in Glauchau besucht.
Nach den Ferien entwickelte sich gefühlt von jetzt auf gleich eine Depression und die Stimmung schlug um. Die Hirn-Botenstoffe, Dopamin, Noradrenalin und Serotonin sind sowohl bei Depression und Manie abnorm.
Seit meinem letzten Klinikaufenthalt war ich fortlaufend bei einer Psychiaterin in Behandlung.
Sie verschrieb mir die nötigen Medikamente, u.a Olanzapin und führte ein kurzes Gespräch zu meiner aktuellen Stimmungslage.
Ich wurde plötzlich tieftraurig und konnte keine Freude mehr empfinden. Zur weiteren Symptomatik gehörten Antriebslosigkeit, Appetitlosigkeit, anhaltendes starkes Grübeln, Einschlafstörungen und ein schlechter Selbstwert. Ich hatte Mühe beim Sprechen und äußerte stets negative Gedanken. Schließlich stellte ich all meine vermeintlichen Fähigkeiten in Frage und schämte mich für mein Verhalten, wofür ich mir die Schuld gab. Ich wirkte verschlossen, schüchtern und ängstlich. Alltägliche Tätigkeiten fielen mir schwer sogar die Körperhygiene. Ich legte mich oft ins Bett und verspürte eine Gefühllosigkeit.
In der Schule wirkte ich ab sofort teilnahmslos und auffällig ruhig. Ich hatte wieder Probleme mit der Konzentration. Es kostete mich viel Kraft überhaupt im Unterricht zu erscheinen, ich rang mit mir. Ein weiteres Praktikum belegte ich im „Amt für offene Vermögensfragen“ und fühlte mich von Beginn an wie ein Nichtsnutz.
Mitte November entschied ich mich für den Abbruch meiner Ausbildung. Ich hatte keine Kraftreserven mehr und hielt dem Druck nicht länger Stand. Ich brauchte die Unterstützung meiner Familie.
Gern möchte ich erwähnen, dass ich trotz allem mit meiner Schauspielgruppe nach Kamenz zu den Jugendtheatertagen fuhr. Ich spielte die Rolle des „Demetrius“ im Sommernachtstraum.

(7-2002) Die erste eigene Wohnung, der erste Freund

Als ich wieder in Leipzig ankam, hatte ich den außerordentlichen Wunsch in eine eigene Wohnung zu ziehen. Eine Mitschülerin suchte eine Nachmieterin für ihre Unterbringung und ich entschied mich zuzuschlagen. Im März zog ich vom Gästehaus in eine möblierte Wohnung in Plagwitz.
Wenn ich an den Wochenenden nach Freiberg fuhr, besuchte ich jeden Samstag Abend den dortigen Studentenclub um zu tanzen. Gespielt wurde hauptsächlich „Alternative“. Ich hatte zuvor kaum Tanzerfahrungen in Clubs gesammelt. Jetzt sollte das Tanzen eine große Leidenschaft werden, die ich so oft es nur ging ausleben wollte.
Anfang März lernte ich in diesem Club meinen ersten Freund kennen. Er war 14 Jahre älter als ich und studierte BWL. Aufgrund seiner Alkoholsucht musste er das Studium jedoch abbrechen.
Ich sah in ihm meinen Traummann. Sein Interesse an mir machte mich unglaublich Stolz, auch wenn wir uns keinesfalls auf Augenhöhe begegneten. Das spürte ich erst viel später.
Von ihm bekam ich meinen ersten Kuss. Für ihn meldete ich mich krank, denn ich wollte an seiner Seite sein. Er stellte mich seinen Freunden vor und wir gingen zusammen aus. Im „Erdalchemistenclub“ in Freiberg besuchte er regelmäßig einen Boogie Woogie Tanzkurs. Einmal nahm er mich mit dahin und versuchte mit mir zu tanzen, weil ich mich nicht führen ließ brach er ab.
Ich war einfach viel zu ungeduldig um seinen Anweisungen folgen zu können.
Als wir uns gemeinsam das Theaterstück „Mephisto“ ansahen konnte ich mich nicht konzentrieren und sprach andauernd dazwischen. Unsere Liaison dauerte gerade mal 6 Wochen an.
Natürlich war ich viel zu jung für ihn und wir Beide hatten große Probleme, das konnte nicht funktionieren. Ich habe den Kontakt zu ihm nie bereut. Es stellte letztendlich eine wichtig Erfahrung dar.
Ein weiterer Club, das „Darkflower“ in Leipzig, wurde beinahe mein zweites Zuhause.
Hier muss ich anmerken, dass ich mich schon seit der 10. Schulklasse für die Gothic Subkultur interessierte.
Zum Leid meiner Eltern trug ich bei der Abschlussfeier ein schwarzes Samtkleid, Netzstrumpfhosen und Pikes (besonders spitze Schuhe). Sie schämten sich für mich. Zu der damaligen Zeit waren „Gruftis“ noch verschrien und man fiel auf. Ich war von meinem Outfit überzeugt und bin es auch heute, denn ich kleide mich nach wie vor so. In Freiberg gab es einige Szeneanhänger und sogar einen Gothic Laden.
Von Leipzig versprach ich mir den Kontakt zu anderen Gruftis, denn mir war bekannt, dass da zu Pfingsten das größte Szenetreffen der Welt stattfand. Während der Depression zweifelte ich allerdings an meiner Vorliebe und fühlte mich als Grufti „untrue“. Was sich in der Manie schlagartig änderte. Ich liebte das groteske Image der Szene und fühle mich bis zum heutigen Tage zugehörig.
Das „Darkflower“ besuchte ich meist dreimal die Woche, selbst am Mittwoch. In der Schule hing ich nach solch einer Tanznacht durch. Es war mir egal, ich wollte Spaß haben und nicht verzichten müssen. Meine Tanzlaune war unerschöpflich, ich konnte von dem gewonnenen Hochgefühl nicht genug bekommen. Es glich einer Droge wobei ich kaum Alkohol trank, die Manie tat ihr Übriges.
Ich lernte viele Männer kennen mit denen ich Sex hatte, denn eines der Symptome ist eine gesteigerte Libido.
Eine etwas ernstere Beziehung ging ich mit einem Mann ein, den ich im Internet kennenlernte.
Er wohnte in Bonn und besuchte mich erstmals im Juli. Er war immerhin 12 Jahre älter. Ihm ging es eindeutig ausschließlich um den Sex. Ich besuchte ihn zweimal in seiner Heimat. Sobald ich mich im September in einer Depression befand, machte er mit mir Schluss.
Ich lebte über meine Verhältnisse und gab Geld aus was ich nicht hatte. Meine Eltern mussten mir unter die Arme greifen, weil meine Ausbildungsvergütung nicht ausreichte.
Für das Wave -Gotik-Treffen beispielsweise ließ ich mir extra einen Reifrock für 750 DM nähen.
Ich suchte mir gleich zwei Hobbies, den Gesangsunterricht und eine Schauspielgruppe.
Beides lag mir tatsächlich und ich überschätzte mich in diesem Fall nicht.
Von Mitte Februar bis Mitte September erlebte ich also eine exzessive Zeit.

(6-2002) Zurück in Leipzig, Praktikum und Schule

Mitte Februar wurde ich entlassen und trotz manischer Episode führte ich meine Ausbildung fort.
Ich dachte nicht einmal an einen Abbruch, denn ich würde sowieso alles meistern können.
Natürlich überschätzte ich mich damit maßlos, wie auch in anderen Dingen.
Ich sah nirgendwo Barrieren und fühlte mich völlig frei. Ab sofort wollte ich mich so richtig ausleben und das Leben in vollen Zügen genießen.
Schließlich hatte ich noch zwei Wochen im Chefarztsekretariat zu absolvieren. Ich kann leider nichts mehr aus dieser Etappe erinnern. Sicherlich fiel mein verändertes Verhalten auf. Wie gut meine Vorgesetzte letztendlich über meinen Krankenhausaufenthalt Bescheid wusste weiß ich auch nicht.
Ich denke, dass ich mich wohl diesbezüglich mitgeteilt haben muss, in welcher Form auch immer.
Nun stand die neue Abteilung des Krankenhauses an. Ich sollte 6 Monate ein Praktikum im Patientenmanagement absolvieren. Ich erinnere mich, dass ich beim Beginn meiner neuen Arbeit eine Aufgabe anfing, diese nicht beendete und eine nächste durchführte. Ich war vollkommen kopflos bei der Sache, meine Konzentration war eingeschränkt.
Im Endeffekt klappte es wohl doch recht gut, denn ich wurde kaum getadelt.
Zu meinen Aufgaben gehörte u.a. das Aufnehmen und Entlassen der Patienten mittels dem hausinternen Verwaltungsprogramm und Archivierungsarbeiten.
Man sagte mir, dass ich mein Herz auf der Zunge tragen würde. Ich erzählte meinen männlichen Kollegen selbst die intimsten Dinge, die sie eigentlich so nicht wissen wollten.
Ich bemerkte mein Fehlverhalten nicht, meiner Ansicht nach war ich ganz normal und lediglich ehrlich.
Dem Schulalltag konnte ich folgen, es kam aber vor, dass ich auch mal mitten im Unterricht einschlief.
Meine Klassenkameraden wunderten sich über mein offenherziges Auftreten, kümmerten sich aber nicht weiter um mich. Die Lehrer äußerten sich zu keiner Zeit zu meinem Benehmen.
Ich könnte mir vorstellen, dass sie dachten ich würde eventuell Drogen nehmen.
Vielleicht hätte es mir im Nachhinein gut getan, wenn sie nachgefragt hätten und eben nicht schlichtweg weggesehen.

(5-2001/2002) Kinder- und Jugendpsychiatrie Chemnitz

Das Weihnachtsfest und den Jahreswechsel verbrachte ich gezwungenermaßen in der Psychiatrie.
Letztendlich hielt ich mich dort 6 Wochen auf und die Ausbildung musste ich für diese Zeit unterbrechen. Ich konnte den Schulstoff nachholen, weil mir meine Schulfreundin ihre Schulmaterialien auslieh.
Ich durchlebte eine sehr schwere Manie, die trotz einer entsprechenden Medikation nicht abschwächte.
Ein typisches Symptom ist ein vermindertes Schlafbedürfnis, so gab es einige Nächte in denen ich kaum schlief und mich mit dem Personal unterhielt.
Ich stellte beispielsweise fest, dass ich immerzu das Bedürfnis hatte lauthals zu singen und auch kurze sinnfreie Songtexte verfasste.
Dem lag ein gesteigerter Antrieb zu Grunde, den ich nicht regulieren konnte, dies wirkte sich auch auf andere Aktivitäten aus.
Es gab verschiedene Therapieangebote. Ich begeisterte mich für das Tanzen und Trommeln auf der Conga, damit wurde der Grundstein für meine heutige Leidenschaft gelegt.
Mein ungestümes Verhalten stieß beim Pflegepersonal und einzelnen Patienten übel auf.
Ich traf weitestgehend auf Unverständnis, obwohl es ganz klar keine Böswilligkeit war und ich keine Schuld daran hatte. Mit einer Patientin, die an einer Schizophrenie litt und mit mir im Zimmer lag, verstand ich mich richtig gut. Nach der gemeinsamen Zeit in der Klinik besuchten wir einander und unsere Freundschaft hielt ein paar Jahre.
Mit meiner Entlassung im Februar 2002 konnte ich nicht an Stabilität gewinnen.
Es wurde allmählich die Diagnose der Bipolaren Störung erhoben.
Die rechte Medikamenteneinstellung gestaltete sich schwierig.
Da ich bisher keine Erfahrung bezüglich der unterschiedlichen Medikamente hatte, mussten die jeweiligen Psychopharmaka von den Ärzten ausprobiert werden.
Einen wirklichen Erfolg gab es selbst mehrere Monate nach meiner Entlassung nicht.
Meine Erkrankung war nicht in den Griff zu bekommen. Die Manie nahm bis zum Sommer 2002 ihren Lauf. Es sollte eine äußerst turbulente Zeit werden.

(4-2001) Umzug nach Leipzig

Im August zog ich also nach Leipzig. Meine Mutter hatte sich für mich um ein Zimmer in einem ökumenischen Gästehaus gekümmert.
Es war ein Doppelzimmer. Dort wohnte ich zunächst mit einem Mädchen in meinem Alter. Nach einem Monat allerdings zog sie aus und ich hatte meine gewünschte Privatsphäre.
Auf unserer Etage wohnten weitere junge Frauen, die Küche und das Bad wurden von allen genutzt.
Bei meinem Ankommen war ich total überfordert. An diese neue Wohnsituation musste ich mich erst einmal gewöhnen, denn ich hatte vorher keinerlei Vorstellungen davon gehabt.
Ich fühlte mich ausgesprochen depressiv. Meine Gedanken drehten sich ausschließlich um negative Dinge. Rein gar nichts konnte meine traurige Stimmung aufhellen.
Vor dem ersten Kennenlernen der anderen Auszubildenden verspürte ich große Angst.
Wir trafen im Rathaus aufeinander. Ich erfuhr welche Einsatzstellen ich im ersten Ausbildungsjahr durchlaufen würde. Das erste halbe Jahr führte mein Weg in das Klinikum „St. Georg“ in das HNO Chefarztsekretariat. Eine vehemente Unsicherheit, Befangenheit und ein Ohnmachtsgefühl machten sich breit. Ich hatte mich ganz klar übernommen.
Wie sollte ich dem großen Anspruch an die Ausbildung gerecht werden, wo ich doch
überall Probleme sah.
Es fiel mir sehr schwer den Alltag zu strukturieren, oftmals saß ich auf meinem Stuhl und starrte die Raufasertapete an. Ich konnte nichts mit mir anfangen.
Es herrschte das blanke Chaos in meinem Kopf.
Meine Gedanken drehten sich immer wieder um dieselben Themen, die ich regelrecht zerdachte.
Die Grübelei arbeitete stets auf Hochtouren und das strengte mich stark an und die Schwermut nahm zu.
Wie sehr hätte ich deshalb wenigstens geruhsame Nächte gebraucht, aber das war nicht der Fall. Meist lag ich viele Stunden wach und kam auch in der Nacht nicht zur Ruhe.
Nach den Einführungstagen im Rathaus stand mein erster Arbeitstag im Sekretariat an.
Ich musste um 5h aufstehen und mit der Straßenbahn dahin fahren.
Die Chefsekretärin führte mich in den Büroablauf ein. Ich hatte das Gefühl mir nichts merken zu können. Ich konnte mich nicht auf das Wesentliche konzentrieren und sah nur unüberwindbare Hürden.
Meine Aufgaben waren u.a. das Schreiben von OP Berichten und Epikrisen mittels Phonodiktat, somit musste ich das HNO Latein erlernen.
Der jeweilige Arzt las sich den Bericht noch einmal durch um eventuelle Fehler anzumerken.
Manchmal musste ich die Berichte sogar zweimal korrigieren.
Meine Chefin blieb verständnisvoll und erklärte mir die verschiedenen Sachverhalte immer wieder. In der Woche gab es zwei Schultage. Schnell fand ich Vertrauen zu einer Schülerin.
Ich erzählte ihr viel von meinen Ängsten und Bedenken, wirklich erfasst hatte sie meine Lage wohl nicht. Ich klammerte mich an sie, mit ihr redete ich offen.
Dem Unterricht konnte ich relativ gut folgen. Das Schreiben auf der Schreibmaschine lag mir besonders.
Ich schlug mich tatsächlich bis zum Ende der Probezeit durch, denn ich hatte eine gute Beurteilung für mein Praktikum bekommen.
Wie oft dachte ich, die Probezeit niemals bestehen zu können. Aufbauen ließ ich mich dadurch leider noch immer nicht. Die Depression blieb.
Jedes Wochenende fuhr ich mit dem Zug nach Hause. Meiner Familie gegenüber fühlte ich mich als Versagerin. Ich bewertete meine Leistungen viel zu schlecht und die Erfolge spielte ich herunter.
Mein Vater begleitete mich damals zu einer Psychologin. Als wir erfuhren, dass sie keine Medikamente verschreibt verließen wir die Praxis. Einen weiteren Versuch gab es zu diesem Zeitpunkt nicht.
Ich wünschte mir so sehr einen Stimmungsauftrieb zu erlangen.
Und das sollte im Dezember mit dem Beginn der Weihnachtsferien passieren, womit ich keinesfalls rechnete.
Es geschah plötzlich und es entstand langsam ein wohliges und friedliches Gefühl in mir.
Das Grübeln hörte auf und ich konnte positive Gedanken fassen.
Ich schätzte auf einmal das was ich in Schule und Praktikum geschafft hatte.
Schnell steigerte sich mein Selbstbewusstsein ins Unermessliche.
Ich fühlte mich besonders klug und allem und jedem gewachsen. Ich hatte einen krankhaften Rededrang, meine Wortwahl war mitunter ordinär und das Tempo enorm schnell.
Mit Kritik konnte ich überhaupt nicht umgehen und reagierte gereizt.
Ich hatte wieder mehr Appetit und großes Interesse daran mir schöne Kleidung zu kaufen.
In den letzten Monaten gab ich kaum Geld aus und aß sehr wenig.
Kurz vor dem Weihnachtsfest besuchten meine ehemalige Mitschülerin, aus Freiberg, und ich ein Konzert in Chemnitz. Eine Band aus der „Gothic Subkultur“ trat auf und anschließend wurde getanzt.
Mein Vater holte uns schließlich ab.
Aufgrund dieser Veranstaltung steigerte sich die Manie, ab jetzt lief alles komplett aus dem Ruder.
Am nächsten Tag war es dann soweit, ich hyperventilierte und meine Eltern riefen den Notarzt. Ich wurde in die Psychiatrie nach Chemnitz eingeliefert.

(3-1999) Schulzeit nach Klinikaufenthalt

Ich stieg nach den Weihnachtsferien 1998/1999 in die zweite Hälfte der 8. Klasse ein.
Für mich begann damit die reguläre Schulzeit.
Ich wusste im Vorhinein, dass es nicht leicht werden würde, jedoch hatte ich nicht geglaubt, dass mich meine Schulkameraden so sehr mobben würden.
Es hieß immer, dass ich in der Klapse gewesen bin. Ich musste mir das jeden Tag von Neuem anhören. Ich wurde immerzu beschimpft. Niemand setzte sich für mich ein. Ich blieb mit den täglichen Anfeindungen allein.
Leider war ich auch in den Augen meiner Lehrer weiterhin die Kranke, von der Norm Abweichende.
Vor dem Ausbruch meiner Erkrankung war ich eine sehr gute Schülerin gewesen, fleißig und aufmerksam.
Ich sang im Chor und war dort meist die Solistin. Wir hatten mehrere Auftritte.
All diese Wertschätzungen bekam ich ab sofort nicht mehr.
Schließlich mussten meine Eltern mit mir zum Direktor gehen um Hilfe zu bekommen.
Die üblen Beschimpfungen durch meine Mitschüler waren massiv und hielten bis zum neuen Jahrgang an.
Die Schüler, die besonders gemein zu mir waren, verließen glücklicherweise die Klasse.
Seit dem Klinikaufenthalt musste ich regelmäßig eine Psychiaterin aufsuchen.
Sie verschrieb mir ein Medikament, Carbamazepin. Dies wird meist bei Epilepsien eingesetzt.
Außerdem wurde ich mittels eines EEG behandelt, um die Aktivität des Gehirns zu messen.
Wenn ich einen Termin wahrnehmen musste, fühlte ich mich unwohl in meiner Haut.
Ich wollte einfach nur „normal“ sein, ein gewöhnlicher Teenager eben.
Das blieb mir allerdings verwehrt. Eine Normalität, so wie ich sie kannte, gab es für mich nicht.
Ich wurde von der Gesellschaft stigmatisiert und spürte das enorm stark.
Meine Schulleistungen hingegen besserten sich. Ich konnte wieder uneingeschränkt am Unterricht teilnehmen. Das Lernen war kein Problem mehr und meine Stimmung blieb ausgeglichen.
Das 9. Schuljahr konnte ich gut meistern und das Mobbing hatte aufgehört.
Mit dem Ende der 10. Klasse absolvierte ich meinen Realschulabschluss, der Durchschnitt lag bei einer Note von 2,1.
Mit dem Halbjahreszeugnis der 10. Klasse musste ich mich bewerben.
Ich entschied mich für das Berufsfeld „Kauffrau für Bürokommunikation“ und schrieb um die 40 Bewerbungen. Von der (Stadt Leipzig, Rathaus) wurde ich zu einem Eignungstest eingeladen.
Nach dem ich diesen erfolgreich abgeschlossen hatte, ging ich zu einem Vorstellungsgespräch und nach kurzer Zeit erhielt ich die Zusage.
Für mich stand der Entschluss fest, ich wollte die Stelle in Leipzig annehmen und allein dahinziehen.
Meine Eltern rieten mir das ab. Sie meinten, ich solle besser eine Ausbildung in der Nähe wählen.
Ich ließ mich nicht überzeugen und setzte mein Medikament ab und war wirklich der Überzeugung, dass ich es nicht länger brauchen würde.
Das war ein fataler Fehler!
Im August 2001 zog ich in ein „Ökumenisches Gästehaus“, doch bereits kurz vor dem Umzug entwickelte ich eine depressive Episode.
Sie wird mich bis Dezember heimsuchen.

(2-1998) Mein erster Psychiatrieaufenthalt

Von September bis Dezember 1998 war ich in der Kinder- und Jugendpsychiatrie Wechselburg in stationärer Behandlung.
Die manische Episode schlug dort schnell in eine schwere Depression um.
Das geschah sicherlich auf Grund einer entsprechenden Medikation.
Die ersten zwei Wochen durfte ich nicht an den Wochenenden nach Hause.
Danach holten mich meine Eltern jeden Samstag ab und brachten mich Sonntag Abend zurück in die Klinik.
Es war sehr schmerzlich. Ich war stets tieftraurig.
Ich war in einem Doppelzimmer untergebracht.
Innerlich sträubte ich mich gegen den Psychiatrie Alltag.
Ich musste ein Stimmungstagebuch führen. Oftmals wusste ich nicht wie ich meine Gefühle ausdrücken sollte.
In der Kunsttherapie fiel mir meist kein Motiv zu malen ein und das Auswerten der Zeichnungen war lästig.
Besonders die Saunagänge quälten mich.
Während der gesamten Behandlungszeit besuchte ich die Klinikschule.
Meine Leistungen waren nicht besonders gut. Aufgrund der Depression litt meine Konzentration nach wie vor.
Ende November ging es mir langsam aber sicher besser. Meine Stimmung hob sich und ich gewann an Selbstvertrauen.
Zur Weihnachtsfeier sang ich ein Solo. Ich war zuletzt im Schulchor gewesen.
Ich bekam für mein Singen eine entsprechende Anerkennung durch das Pflegepersonal und das tat mir sehr gut. Es kam sogar ein Fotograf von der Presse und fotografierte mich für einen Artikel.
An die medikamentöse Behandlung kann ich mich im Detail nicht mehr erinnern.
Eine genaue Diagnose konnte dort noch nicht gestellt werden.
Pünktlich zum Weihnachtsfest wurde ich entlassen.

(1-1998) Erstmaliges Auftreten der Erkrankung

Meine erste Depression erlitt ich im April 1998 (13. Lebensjahr) nach einer Englandklassenfahrt.
Ich konnte nicht mehr so gut einschlafen und war andauernd am Grübeln.
Ich behielt diese Anzeichen zunächst für mich und teilte dies meinen Eltern nicht mit.
Natürlich fiel mein verändertes Verhalten bald auf.
In der Schule (7. Klassenstufe, 2. Halbjahr)
hatte ich große Mühe mit der Konzentration auf den Unterricht.
Im ersten Halbjahr erhielt ich noch das beste Zeugnis der Klasse.
Mittlerweile hatte ich Probleme mit dem Lernen für anstehende Klassenarbeiten.
Es kam sogar vor, dass ich ein leeres Blatt abgeben musste.
Mein Selbstwert wurde auch immer schlechter. Ich fühlte mich dumm und hässlich.
Ich schaute immerzu auf meine Klassenkameraden und empfand Neid.
Jeder Andere war besser als ich.
Als der Schlaf nicht in den Griff zu bekommen war, bekam ich ein pflanzliches Schlafmittel.
Die depressive Episode hielt bis zu den Sommerferien an.
Sie löste sich langsam und mit Start in die 8. Klassenstufe schlug die Depression in eine Manie um.
Damals war das völlig unbegreiflich.
Symptome waren beispielsweise ein gesteigertes Interesse an Jungs.
Ich hatte keinerlei Kontakt zu denen gehabt und drängte mich auf, obwohl es nicht gewollt war.
Auf einmal stieg mein Selbstbewusstsein rasant an.
Ich war übertrieben fröhlich und verhielt mich distanzlos zu Mitschülern und Lehrern.
Zu guter Letzt mimte ich vor der gesamten Klasse die Lehrerin und steckte mir Papierkügelchen in den Mund und schluckte sie runter.
Ich verlor vollkommen die Kontrolle über mich und war gereizt.
Eine Lehrerin nahm an, dass ich einen Tumor im Kopf haben könnte.
Meine damalige Klassenlehrerin empfahl meinen Eltern für mich eine psychiatrische Hilfe zu suchen.
Als wir für den Unterricht Bücher in der Bibliothek ausleihen sollten, zog ich es vor wahllos viel Literatur mitzunehmen.
Das war wohl für meine Eltern ein ausschlaggebendes Zeichen, dass es so nicht weiter gehen kann.
Am selben Tag mündete das in eine Katastrophe. Ich war der Meinung meine Luft anhalten zu müssen und wehrte jegliche Hilfe ab.
Daraufhin riefen meine Eltern den Notarzt. Ich kam in die Notfallaufnahme und wurde anschließend in die Kinder- und Jugendpsychiatrie nach Wechselburg verlegt.

Vorstellung

Liebe Leser und Leserinnen,
zunächst möchte ich mich vorstellen.
Mein Name ist Kristin König, ich bin 40 Jahre alt und lebe gemeinsam mit meinem Mann in meiner Wahlheimat Dresden.
Ich bin ursprünglich in der Bergstadt Freiberg beheimatet.

Da ich nunmehr seit meinem 27. Lebensjahr eine Erwerbsminderungsrente beziehe, ist es mir nicht möglich einem regulären Job nachzugehen, deshalb arbeitete ich ehrenamtlich bei der Bahnhofsmission (Diakonie).

Ein Hobby von mir ist das Spielen auf einer afrikanischen Trommel namens Djembé. Ich bin derzeit Mitglied in einem Chor und nehme auch Gesangsunterricht. Eine weitere Leidenschaft von mir ist der Ausdruckstanz.

Seit Beginn der Pubertät leide ich an einer Bipolaren Störung (Bipolar I), diese Diagnose wurde mir im Alter von 18 Jahren gestellt.

Meine Intention für diesen Blog liegt darin begründet, Aufschluss über die Bipolare Störung zu geben und beratend zu fungieren. Habt deshalb keine Scheu und richtet gern Fragen an mich.