Ich möchte euch meine persönliche Meinung zu diesem Thema schildern.
Bis zu meinem 27. Lebensjahr war ich der Überzeugung ein Kind bekommen zu wollen. Als jedoch eine weitere Episode eintrat schloss ich eine Schwangerschaft aus. Ohne eine langfristige Stabilität sah ich für mich keine Möglichkeit eine solch große Verantwortung zu übernehmen. Ich wollte es auf keinen Fall erzwingen und meinen einstigen Kinderwunsch auf Biegen und Brechen durchsetzen. Zudem wurde bei mir 2011 ein PCO Syndrom vom Frauenarzt diagnostiziert und dies würde bedeuten, dass eine Schwangerschaft risikoreicher ist und eine entsprechende medikamentöse Therapie von Nöten. Diese Diagnose schockierte mich und ich war sehr traurig, denn es erschien mir als eine große Hürde, welche nicht so leicht zu überwinden sein würde. Der Umstand würde mich noch viel mehr Kraft kosten. Wie schon berichtet trat ein Jahr später eine Episode ein und das Problem war gelöst. Mein lieber Ehemann unterstützte mich in dieser Entscheidung und stand mir zur Seite.
Im Universitätsklinikum gibt es eine Spezialsprechstunde für psychische Erkrankungen in Schwangerschaft und Postpartalzeit. Gewiss ist das eine äußerst hilfreiche Begleitung, denn es erfolgt dabei eine kontrollierte Umstellung der Medikamente und auch ein psychotherapeutisches Angebot. Ich muss ehrlich sagen, dass ich es nicht gut finde, wenn Frauen die viele Episoden durchlebten und immer wieder Stimmungsschwankungen haben sich eine Schwangerschaft wünschen. Das ist nur meine Auffassung mit dieser ich niemanden verurteilen möchte, denn es lässt sich nicht pauschalisieren. Jeder befindet sich in einer anderen Lebenssituation und Angehörige können eine riesige Stütze sein wie vieles Andere.
Ich denke aber, dass vor allem die Verschiebung des Biorhythmus eine große Schwierigkeit mit sich bringt. Selbst wenn es mit Vorsicht und Unterstützung professionell angegangen wird. Des weiteren muss die Medikation wieder angepasst werden und das kann auch problematisch sein, weil die Balance erneut hergestellt werden muss. Ich würde mir das nicht zutrauen und hätte immer Angst keine ausreichende Bindung zu meinem Kind aufbauen zu können. Was wäre, wenn ich doch eine stationäre Behandlung brauchen würde und dann getrennt von meinem Kind sein müsste. Wer kann schon voraussehen welche Probleme anschließend auftreten könnten, denn Kinder können sich viele Verhaltensweisen abgucken, die für sie ungünstig sind.
Ein kritischer Punkt ist außerdem, dass die Krankheit zu 10% bis 20% vererbt werden kann. Ich könnte es mir nicht verzeihen, wenn mein Kind ebenfalls unter einer bipolaren Störung zu leiden hätte. Wahrscheinlich würde ich mein Kind in „Watte packen“ was sicher sehr ungünstig für die Entwicklung ist. Jedenfalls fühle ich mich unter diesen Begebenheiten für ein Leben mit Kind nicht gewachsen und bin mir aber sicher, dass meine Lebensqualität nicht darunter leidet. Momentan vermisse ich nichts obwohl es auch sein kann, dass ich mich später doch nach einem Kind sehne.
Ich wünsche jedem, dass er den rechten Weg für sich findet ob mit oder ohne Kind.