(28-2017/2018) Manische Episode und Depression

Christian veranlasste eine Aufnahme auf die geschlossene Station.
Ein großes Glück war, dass ich mich freiwillig einweisen lies.
Erst auf Station zeichnete sich eine psychotische Manie ab.
Christian wollte ich die ersten zwei Wochen nicht sehen.
Ich meinte gegenüber dem Pflegepersonal sogar, dass er Alkoholiker sei und mit meiner Freundin fremdgehen würde.
Eine sehr gute Freundin erzählte mir viel von meinem wahnhaften Verhalten auf Station.
Ich sang wohl viel und anhaltend und dachte dabei an zwei Taizé Lieder, welche mir sehr am Herzen liegen.
Ich projizierte verschiedene Personen aus meiner Vergangenheit auf das Pflegepersonal.
Einen Pfleger verglich ich mit dem Vater einer Freundin, welcher auch diesen Namen trägt. Er war bei unserer Hochzeit anwesend und wir sahen uns dort das erste Mal.
Er ist ebenso wie der Pfleger tätowiert. Dies manifestierte sich in meinen Gedanken. Eine Internetbekanntschaft, die mich in jungen Jahren sehr geprägt hat, projizierte ich ebenso auf diesen Pfleger.
Da gab es aber keinerlei ersichtliche Vergleichspunkte.
Besonders Namen hatten eine große Irritation in mir ausgelöst, gab es beispielsweise Vornamen mehrmals auf Station dann war das gleich eine Katastrophe für meinen Geist.
Ich verglich diese dann mit den Namen meiner Familie, Freunden, Bekannten und prominenten Menschen. Ich dachte, dass mein Name aufgrund der Schreibweise mit K ein Indiz gegen meinen Glaube an Gott sei. Als ich von einer Mitpatientin erfuhr, dass sie mit Ch geschrieben wird schlussfolgerte ich sofort sie müsse deshalb gläubig sein.
Es gab auch die Situation als ich fixiert werden musste, weil ich mich selbst gefährdete. Ich verweigerte
die Medikamenteneinnahme, weil ich der Annahme war, dass man mir damit Schaden wolle und es quasi nicht zur Heilung führen sondern es krank machen würde.
In meinem Zimmer sah ich überall Wanzen und redete mir ein, dass ich überwacht werden würde.
Die Pfleger/innen wollten angeblich mein Handy durchsuchen und meine Kontakte über meine Krankheit aufklären, genauso werde auch das Internet (Youtube) davon in Kenntnis gesetzt.
Ich malte außerdem sehr viel und war dann der Meinung, dass mir meine Stifte und auch Zeichnungen geklaut wurden.
Ich nahm auch an, dass die Pfleger/innen diese aus meinem Schließfach klauten.
Wenn es um Lebensmittel ging war ich beispielsweise bei Joghurt und Teesorten der Meinung, diese nicht essen zu dürfen und schaute dabei auf die jeweiligen Markennamen und sah dahinter eine Gefahr.
Ich hatte Schwierigkeiten zu meinem Glauben zu finden.
Dahingehend fühlte ich mich schuldig Böses getan zu haben und nannte mich kurze Zeit „Königin der Juden“.
Ich dachte weiterhin ausländerfeindlich zu sein, obwohl mich ein Bekannter aus Kurdistan mehrfach besuchte.
Als ich ein Poster an der Tür von der Sozialarbeiterin erblickte bildete ich mir ein mich nicht mehr auf meine gewohnte Weise kleiden und schminken zu dürfen.
Es waren darauf mehrere Künstler zu sehen darunter auch der Mann meiner ehemaligen Chorleiterin. Ich lernte ihn im Sommer zum Grillfest kennen.
Eine weitere abgebildete Künstlerin erinnerte mich an mich selbst.
Ich achtete bei dem Pflegepersonal und Patienten darauf, ob sie rauchten, eine Brille trugen, was für eine Frisur sie hatten, welcher Schmuck und Kleidung getragen wurde und ob sie gepierct und tätowiert waren.
Aus diesen Kriterien zog ich merkwürdige Schlüsse, wie z.B. dass Menschen die eine Brille tragen automatisch schlau sind.
Ich glaube, es gab noch vielerlei Irritationen an die ich mich selbst jedoch nicht erinnern kann.

Es kam der Umschwung auf eine depressive Episode, die wahnhaften Gedanken waren nun gedämpfter. Zwei Monate hielt ich mich auf der geschlossenen Station auf und wurde dann auf die Offene verlegt. Ich zog mich in mich zurück.
Christian besuchte mich jede Woche und später übernachtete ich am Wochenende Zuhause. Er hielt zu mir, obwohl es eine herausfordernde Situation darstellte. Da ich eine schwere Depression durchlebte, die unter der Behandlung mit Psychopharmaka nicht abklingen wollte, entschieden sich die Ärzte für eine „Elektrokrampftherapie“. Bei der unter Narkose und unter Muskelentspannung durch eine kurze elektrische Reizung des Gehirns ein Krampfanfall ausgelöst wird.
Tatsächlich hellte sich meine Stimmung nach jeder Behandlung auf und ich fühlte mich gelöster ohne anhaltendem Grübeln.
Nach ca.20 EKT´s trat ein größerer Erfolg ein und es hieß, wenn ich mindestens eine Woche stabil bleiben würde könne man über eine Entlassung nachdenken.
Im April nach 8 monatigem Aufenthalt auf der Depressionsstation wurde ich entlassen.

Bis August 2019 würde ich allerdings mit starken Stimmungsschwankungen zu kämpfen haben.

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