Ende Januar wurde ich aus der stationären Behandlung entlassen.
Meine Stimmung war mittlerweile vollkommen stabil und ich fühlte mich ausgeglichen.
Ich konnte das Leben wieder genießen und war voller Energie und Tatendrang.
Das Ehrenamt beim Kinderschutzbund musste ich nach einem Gespräch mit meinen Kollegen beenden.
Daraufhin suchte ich mir eine neue Stelle bei der „Lebenshilfe“.
Ich arbeitete in einem Freizeitclub, welcher verschiedene Angebote für Menschen mit körperlicher- und geistiger Behinderung darbot, wie Spielnachmittage, gemeinsames Kochen und Essen, Backen, Basteln u.v.m. Ich fand schnell Anschluss, hatte Spaß bei meiner Arbeit und empfand es als erfüllend ohne jeglichen Zweifel.
Im Mai wollten meine Freundin und ich ein kleines Rockfestival in Sebnitz besuchen. Leider spielte das Wetter nicht so richtig mit und es regnete die meiste Zeit.
Über unsere Unterbringung in einer verkommenen Jugendherberge waren wir schockiert, denn wir befanden uns mutterseelenallein in der „Pampa“ und hätten nachts sicher keine Ruhe gefunden.
Wir einigten uns also, dass wir die Nacht durchmachen und den frühesten Bus nehmen würden.
Als wir in Dresden ankamen fühlten wir uns wie „Zombies“. Ich hatte diese ungeplante Aktion jedoch gut überstanden ohne Schaden zu nehmen, natürlich ist solch eine Handlung keinesfalls empfehlenswert.
Einen Monat darauf erlebte ich mit meiner Freundin aus Leipzig ein wundervolles Open Air Konzert in der „Jungen Garde“. Es spielte „Dead Can Dance“, wir waren ziemlich aufgeregt und unsere Freude riesengroß. Vorher aßen wir gemütlich im „Carolaschlösschen“ im „Großen Garten“ und ließen die Seele baumeln.
Im selben Monat führte es Christian und mich nach „Swinemünde“, an der polnischen Ostsee.
Diesen Urlaub konnte ich unbefangen verbringen. Vorher zweifelte ich oft an meiner Intelligenz und ob ich nicht zu wenig von den Dingen verstand, die mir entgegen schlugen.
Das war nun anders und ich konnte wahrlich meinen Geist entfalten. Ich ließ mich beispielsweise begeistert auf ein Theaterstück ein oder eine Ausstellung.
Ich kann wirklich sagen, dass seit dem mein Selbstwert gestärkt wurde.
Von dem Besuchen der Pfingstgemeinde schrieb ich bereits. Wir nahmen seit Sommer regelmäßig an den Gottesdiensten teil und schlossen uns auch einem Hauskreis an wo wir uns einmal pro Woche zur Bibelarbeit zusammen fanden. Wir verstanden uns sehr gut mit den anderen Teilnehmern und öffneten uns in den Gesprächen.
Im September litt ich auf einmal wieder an heftigen Stimmungsschwankungen.
Zwei Wochen fühlte ich mich depressiv, dann zwei Wochen ganz normal.
Dies wechselte sich bis Ende des Jahres ab und kostete mich viel Kraft. Die Enttäuschung war jedes mal groß, wenn die Stimmung doch wieder kippte. Manchmal verlor ich die Hoffnung und wusste nicht wie lange ich das noch aushalten würde.