Da sich meine depressive Stimmung nicht besserte ging ich im Januar für eine Woche in stationäre Behandlung. Ich erholte mich schnell und konnte mich stabilisieren.
Die Ausbildung war also keine Option mehr und ich trauerte dem nicht nach.
Eine Arbeit im sozialen Bereich sollte meine Berufung sein. Mittlerweile
bezog ich Hartz IV und musste beliebige 1Euro Jobs annehmen.
Wie die Tätigkeit in einem Callcenter, weil ich keinen einzigen Kunden in zwei Wochen von dem Produkt überzeugen konnte wurde mir gekündigt. Worüber ich sehr froh war, denn diese Arbeit empfand ich als absolut sinnfrei.
Einen weiteren Job übte ich im Büro der „Seniorenbegegnungsstätte Friedrichstadt“ der Volkssolidarität aus. Der Einsatz belief sich erst auf 9 Monate und arbeitete noch ein paar Monate zusätzlich bis Ende 2010.
Ich bewältigte eine 30 Stunden Woche, dieses Pensum würde ich heutzutage nicht mehr bewältigen können.
Die Kollegen waren sehr nett und ich fühlte mich wohl.
Ich kann mich an die verschiedenen Aufgaben nur schwer erinnern.
Es ging vordergründig um die Verwaltung der Senioren, die an verschiedenen Freizeitveranstaltungen teilnahmen und Unterstützung bezogen.
Anfang des Jahres lernte ich eine Frau kennen mit der sich eine tiefe Freundschaft entwickelte, wir sind bis heute sehr gut befreundet.
Den ersten Kontakt schloss ich zu meinem Mann über ein Forum für Christen mit Interesse an der Gothic Szene.
Ich antwortete umgehend auf seine Nachricht und es kam zu einem ersten Treffen in Dresden.
Er war mir von Anfang an sehr sympathisch und wirkte vor allem verständnisvoll,
wir führten eine tiefsinnige Unterhaltung.
Unser nächstes Treffen sollte ein Tanzabend im Bunker sein, eine Freundin begleitete uns.
Christian war viel zu früh in Dresden, deshalb bot ich ihm an, dass er in der Küche warten könne.
Ich weiß noch ganz genau, wie ich ihn ansah und mich in diesem Augenblick in ihn verliebte, zwei Wochen später kamen wir zusammen. Mein Mann machte eine Lehre zum Fachinformatiker und befand sich im ersten Ausbildungsjahr.
Zwei Wochen lang arbeitete er in Zittau und eine Woche hatte er in Dresden Berufsschule, in dieser Zeit übernachtete er bei mir. Die Sehnsucht und die Aufregung waren immer groß.
Christian war stets aufmerksam, ein guter Zuhörer, achtete auf meine Bedürfnisse und beteuerte mir seine Liebe.
Ich konnte ihm nur schwer vertrauen, fühlte mich wertlos und litt an Stimmungsschwankungen und bezweifelte oft seine Liebe. Da ich unzufrieden mit mir war reagierte ich aber auch gereizt und besaß eine gewisse Impulsivität.
Er hatte Verständnis für mich, wünschte sich aber mehr Stabilität und solle an mir arbeiten.
Meine Erkrankung stellte für ihn eine Herausforderung dar. Ich erzählte ihm viel über meine Krankheitsgeschichte, so konnte er sich besser in meine Lage einfühlen.
Im August bezog ich eine Wohnung und genoss die Ruhe, denn zuletzt gab es in der WG viele Streitigkeiten. Außerdem wollte ich mit Christian eine größere Intimsphäre.
Wir machten miteinander viele Ausflüge ins Umland von Dresden und er begleitete mich in den Bunker und auch zum Wave-Gotik-Treffen.
Meine Familie war von Christian begeistert und verstanden sich von Anfang an sehr gut.
Aufgrund schlechter Erfahrungen mit meinen damaligen Schwiegereltern verhielt ich mich gegenüber Christians Eltern ängstlich und zurückhaltend.
Eine von zwei Schwestern lernte ich bereits auf ihrem 18. Geburtstag 2006 kennen, zu dem sie mich in ihr Elternhaus einlud.
Es war wirklich ein sehr großer Zufall gewesen.
An Silvester hielt Christian um meine Hand an und wir verlobten uns.