(8-2002) 2. Ausbildungsjahr, Beginn einer depressiven Episode

In den Schulferien im August 2002 reiste ich mit meiner ehemaligen Schulfreundin nach Prag.
Ich fühlte mich während dem Urlaub wie im Vollrausch, die Reize überschlugen sich.
Meine Freundin war genervt von mir und konnte meinen Zustand nur schwer nachvollziehen.
Es gab oft Streit und unsere Freundschaft litt darunter. Sie wollte später keinen Kontakt mehr zu mir, was ich im Rückblick sehr gut verstehen kann. Gemeinsam hatten wir auch noch ein Gothic Festival in Glauchau besucht.
Nach den Ferien entwickelte sich gefühlt von jetzt auf gleich eine Depression und die Stimmung schlug um. Die Hirn-Botenstoffe, Dopamin, Noradrenalin und Serotonin sind sowohl bei Depression und Manie abnorm.
Seit meinem letzten Klinikaufenthalt war ich fortlaufend bei einer Psychiaterin in Behandlung.
Sie verschrieb mir die nötigen Medikamente, u.a Olanzapin und führte ein kurzes Gespräch zu meiner aktuellen Stimmungslage.
Ich wurde plötzlich tieftraurig und konnte keine Freude mehr empfinden. Zur weiteren Symptomatik gehörten Antriebslosigkeit, Appetitlosigkeit, anhaltendes starkes Grübeln, Einschlafstörungen und ein schlechter Selbstwert. Ich hatte Mühe beim Sprechen und äußerte stets negative Gedanken. Schließlich stellte ich all meine vermeintlichen Fähigkeiten in Frage und schämte mich für mein Verhalten, wofür ich mir die Schuld gab. Ich wirkte verschlossen, schüchtern und ängstlich. Alltägliche Tätigkeiten fielen mir schwer sogar die Körperhygiene. Ich legte mich oft ins Bett und verspürte eine Gefühllosigkeit.
In der Schule wirkte ich ab sofort teilnahmslos und auffällig ruhig. Ich hatte wieder Probleme mit der Konzentration. Es kostete mich viel Kraft überhaupt im Unterricht zu erscheinen, ich rang mit mir. Ein weiteres Praktikum belegte ich im „Amt für offene Vermögensfragen“ und fühlte mich von Beginn an wie ein Nichtsnutz.
Mitte November entschied ich mich für den Abbruch meiner Ausbildung. Ich hatte keine Kraftreserven mehr und hielt dem Druck nicht länger Stand. Ich brauchte die Unterstützung meiner Familie.
Gern möchte ich erwähnen, dass ich trotz allem mit meiner Schauspielgruppe nach Kamenz zu den Jugendtheatertagen fuhr. Ich spielte die Rolle des „Demetrius“ im Sommernachtstraum.

Schreibe einen Kommentar