Selbstwert erkennen und festigen

Der Grundstein für einen mangelnden Selbstwert wurde bereits in meiner Kindheit gelegt als ich mich im Widerspruch mit meiner Persönlichkeit befand.
Vor der ersten depressiven Episode war ich auch schon sehr kritisch mit mir und traute mir weniger zu, das steigerte sich später zwangsläufig.
Das in Frage stellen der eigenen Intelligenz, die damit verbundenen Talente und auch des Aussehens spielten eine übergeordnete Rolle in meinem Leben.
Dabei war es für mich ausschlaggebend wie meine Familie, Freunde, Mitschüler, Lehrer oder Vorgesetzten über mich dachten, sie bestimmten augenscheinlich meinen Wert.
Im Hinblick auf alle anderen Menschen fühlte ich mich stets als Versagerin und weniger begabt.
Die eigene Einschätzung übertrug ich auf mein Umfeld.
Es war quasi eine selbst erfüllende Prophezeiung, die Überzeugung dass es so eintritt wie ich es mir im Vorhinein dachte.
In der Schulzeit verglich ich mich stets mit den anderen Mitschülern und war mit meinen Leistungen unzufrieden, obwohl ich keinen Grund dazu hatte.
Egal wie gut ich auch in den Klassenarbeiten abschnitt, es genügte mir nicht und brachte mir keine Steigerung des Selbstwerts.
Ich unterschätzte mich maßlos und fühlte mich von den Anderen nicht so recht angenommen und gemocht.
Die Leistungen und Talente meiner Schwester nahm ich übersteigert wahr, in meinen Augen war sie in jeder Hinsicht die Bessere von uns beiden. Sie probierte viele Dinge aus, die ich mir beileibe nicht zutraute. Es fehlte mir dafür an Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen.


Intensiviert wurde es faktisch als es galt regelmäßig eine Psychiaterin zu besuchen.
Ich verspürte anschließend ein Schamgefühl und Nutzlosigkeit, dies wurde von meinen Mitschülern bestätigt indem sie mich beschimpften.
Meine Unsicherheit verstärkte sich ins Unermessliche.
Es gab auch Phasen in denen ich alles verdrängen konnte und fröhlich wirkte.
Ich konnte mich in dieser Zeit aber nicht wirklich erbauen und ein größeres Selbstvertrauen erlangen, im Vordergrund blieb stets der mangelnde Selbstwert.
Während meiner ersten Psychotherapie kam dieses Thema erstmals zur Sprache.
Ich sollte mich zunächst selbst einschätzen. Damals, ich befand mich in einer leichten Manie, war ich der Auffassung, dass ich einen sehr guten Selbstwert hätte.
Meine Therapeutin eröffnete mir schnell, dass dies ganz und gar nicht so sei.
Als wir uns gemeinsam meine Biografie anschauten wurde schnell klar wie es diesbezüglich wirklich um mich stand.


In manischen Episoden erfuhr ich ein übersteigertes Selbstbewusstsein und stellte meine Handlungen nicht in Frage. Sobald die Stimmung in eine Depression umschlug nahm ich meinen Selbstwert als noch schlechter wahr.
Eine angemessene Reflexion meiner vergangenen Erlebnisse und der heutigen Geschehnisse war erforderlich um genau zu schauen woher die Unsicherheiten kommen, welche Muster dahinter stecken.
Ich führte einen langen Kampf mit mir bis ich endlich zu mehr Selbstvertrauen gelangte und mich in mir gestärkt fühlte. Es wurden mir meine Stärken bewusster und ich konnte ernsthaft stolz auf mich sein.
Der Selbstwert muss intrinsisch angelegt sein und nicht durch die Bestätigung anderer Menschen.


Dieses Ziel erreichte ich erst im Alter von 28 Jahren als der Knoten langsam aber sicher platzte. Viele Etappen waren dafür erforderlich in denen ich mir meine Erfolge bewusst machte, ob als Ehefrau, Hausfrau, geschätzte Freundin und ehrenamtliche Mitarbeiterin.
Als ich dies verwirklichte konnte sich mein Selbstbewusstsein weiter festigen und auch auf einem ähnlichen Level bleiben.
Durch eine spätere Psychotherapie erlangte ich allerdings zu einem noch größeren Selbstvertrauen.
Die positive Sichtweise auf mich und meine Leistungen hält bis heute an, obwohl in einer depressiven Episode dieser zunächst erst einmal getrübt ist. Langfristig tut es dem keinen Abbruch.

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